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Der Mann, der die Frauen belog - Roman

Titel: Der Mann, der die Frauen belog - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Revolver aus dem Gürtel, legte ihm Handschellen an und zerrte ihn wieder hinaus auf die Straße. Der Junge war so verdattert, dass er alles mit sich geschehen ließ.
    Riker fing die braune Tüte mit seinem Sechserpack auf, die Peggy ihm wortlos zuwarf, und folgte Mallory und ihrem Gefangenen.
    Mallory bugsierte den Jungen auf den Beifahrersitz. Dabei wusste doch jedes Kind, wenn es nur lange genug vor der Glotze hockte, dass der Täter immer hinten saß.
    Was hatte sie jetzt wieder vor?
    Sie machte Riker die hintere Tür auf. »Tut mir leid, dass ich Ihnen Umstände mache, Sir. Ich werde versuchen, die Sache so schnell wie möglich zu bereinigen.«
    Seit wann sagte Mallory »Sir«? Ihn hatte sie noch nicht mal Sir genannt, als er noch Captain gewesen war. Damals, als er noch eine Frau gehabt hatte und nicht an der Flasche hing. Er stieg widerspruchslos hinten ein und machte das Spiel mit.
    Mallory setzte sich ans Steuer und beugte sich zu dem Jungen hinüber. »Pech für dich, dass du unseren Obercop nach der Polizeistunde betrunken in einer Bar erlebt hast. Jetzt werde ich dich leider abknallen müssen. Nimm’s nicht persönlich. Die Politik hat nun mal ihre eigenen Spielregeln.«
    Mallory fuhr an, und Riker beobachtete den schwitzenden Jungen, der sichtlich nicht wusste, woran er war.
    »Zu dumm, dass du deine Schau ausgerechnet an dem Abend abziehen musstest, an dem ich einen besoffenen Bullen im Wagen sitzen habe. Da bleibt mir wirklich nichts anderes übrig …«
    Ob der Junge ihr das abkaufen würde? Er war noch ein halbes Kind, hatte vor ein paar Jahren wahrscheinlich noch an Märchen und den Weihnachtsmann geglaubt. Und Mallorys Killeraugen sprachen für sich. Ja, er würde es schlucken.
    Rikers Magengeschwür meldete sich. Sie hatte nicht gewartet, bis der Junge die Waffe gezogen hatte, und ihn nach seiner Verhaftung nicht über seine Rechte belehrt, sondern setzte sich mal wieder munter über sämtliche Vorschriften hinweg. Trotzdem war die Lage noch nicht kritisch, denn Mallory wusste genau, dass es nicht im Sinne von Louis Markowitz gewesen wäre, den Jungen abzuknallen. Da sie kein Gefühl für Recht und Unrecht, Gut und Böse hatte, richtete sie sich bei ihren Entscheidungen häufig nach dem, was Markowitz gebilligt hätte und was nicht.
    Sie fuhren jetzt durch die menschenleere Wall Street. Mallory bog in eine Sackgasse ein. Ihr Blick glitt prüfend über die herumstehenden Schuttcontainer.
    »Nein, hier nicht. Tut mir leid, dass es so lange dauert, Sir. Ich fahre noch eine Ecke weiter. Okay?«
    »Ich sag auch bestimmt nichts«, stieß der Junge hervor. Mallory fuhr im Schritttempo, hielt hier und da an einer besonders dunklen Stelle an, schüttelte wortlos den Kopf, fuhr weiter.
    »Ich frag mich schon die ganze Zeit«, sagte sie schließlich, »wo die Kanone herkommt und was du damit angestellt hast.«
    Interessant, dachte Riker, wie schnell sich gute Schulbildung unter Stress verlieren kann. Es war fast unheimlich, wie genau Mallory in emotionsgeladenen Momenten den Ton der Straße traf. Was dem Jungen in diesem Moment durch den Kopf ging, konnte er nur vermuten. Er selbst drückte sich tiefer in das Polster der Rückbank.
    Mallory und der kleine Räuber kamen ihm beide sehr jung vor. Mit ihren glatten Gesichtern und dem blonden Haar hätte man sie für Geschwister halten können. Nur hatte natürlich Mallory, die Powerfrau, eindeutig die Oberhand.
    »Tut’s sehr weh?«, fragte sie plötzlich in mütterlich sanftem Ton.
    »Und wie.«
    »Freut mich. Dein Pech, dass die Kanone nicht geladen war …«
    Betroffen ließ der Junge seinen Blick zwischen der Kanone und Mallory hin und her gehen.
    »Du hast eine Kanone geklaut, aber keine Munition dazu. Wenn ich die Nummer in den Computer gebe, wird sich herausstellen, dass bei einem unserer Steuerzahler jemand eingebrochen hat, der denkt, dass so eine Kanone sich ihre Kugeln selber macht. Was hast du noch mitgenommen?«
    »Nichts. Ich –«
    Riker wurde nur ein bisschen durchgeschüttelt, als Mallory auf die Bremse trat. Der Junge kam nicht so glimpflich davon. Weil er sich mit den gefesselten Händen nicht festhalten konnte, schlug er mit dem Kopf ans Armaturenbrett. Er stöhnte, und Riker schaute schnell weg. Er wollte gar nicht sehen, wie Mallory am Weihnachtstag Blut vergoss.
    Die Wall Street war jetzt, nach Büroschluss, eine Geisterstadt, in der man keine Zeugen zu fürchten hatte. Mallory packte den Jungen am Hemdkragen. »Du bist wirklich eine

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