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Der Mann, der die Frauen belog - Roman

Titel: Der Mann, der die Frauen belog - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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schoben sich durch die Pendeltür. Zu Lebzeiten von Markowitz war Charles diesen Weg – die schmale Treppe hoch in den großen Raum mit der trüben Beleuchtung, in dessen Stille wie verloren ein Telefon läutete – sehr oft gegangen.
    Nur zwei Schreibtische waren besetzt, Lichtinseln in einem Meer der Dämmerung. Einer der Beamten hob den Kopf und winkte Riker zu.
    Riker betrat Jack Coffeys Büro, das einmal das Büro von Markowitz gewesen war, setzte sich an den Schreibtisch, als sei er hier zu Hause, manipulierte mit einem Draht das Schloss des unteren Schreibtischfachs und holte eine Flasche und eine halbleere Packung Plastikbecher heraus.
    Charles setzte sich lächelnd und ohne erkennbar schlechtes Gewissen angesichts dieser kriminellen Handlung in den Sessel gegenüber und streckte die langen Beine aus.
    Er nahm Riker einen der Becher ab und trank ihm zu. »Frohe Weihnachten, Riker.«
    »Frohe Weihnachten, Charles. Was ist los mit Ihnen und Mallory? Kann ich was tun?«
    »Wir haben uns zur falschen Zeit gestritten. Sie spricht nicht mehr mit mir. Hat sie Ihnen von dem kleinen Riccalo erzählt?«
    »Ist das der hoffnungsvolle Knabe, der Gegenstände durch die Luft fliegen lässt?«
    »Ja. Sie sieht etwas in dem Jungen, was ich nicht erkennen kann. Es muss da so etwas wie eine Erinnerung, eine Verbindung geben, und der will ich auf die Spur kommen. Aber sie lässt mich nicht mehr an sich heran. Was soll ich machen? Mich entschuldigen?«
    »Nein, bloß nicht, dabei können Sie nur das Gesicht verlieren. Wieso glauben Sie, dass es da eine Verbindung gibt?«
    »Natürlich ist es nicht logisch, und beweisen kann ich es auch nicht, aber ich habe den Eindruck, dass sie etwas von sich selbst in diesem Jungen sieht.«
    »Ist der denn auch ein Monster?«
    »Ich dachte eher an Kindesmissbrauch. Wissen Sie etwas über ihre Vergangenheit? Über die Zeit, bevor sie zu Louis gekommen ist?«
    »Markowitz hat sich natürlich Gedanken darüber gemacht und lange versucht, etwas rauszukriegen. Helen wollte sie ja unbedingt adoptieren, aber Mallory hat nicht mitgemacht. Sie hätte ihr Leben für Helen gegeben, aber nicht mal ihr zuliebe war sie bereit, etwas von ihrer Vergangenheit preiszugeben, und schließlich hat Markowitz eingesehen, dass es allein Mallorys Geschichte ist, und hat sie in Ruhe gelassen.«
    »Aber er hatte doch sicher seine Vermutungen.«
    »Gesprochen hat er nie darüber, Mallorys Privatsphäre war für ihn tabu.«
    »Halten Sie es für möglich, dass sie in ihrer frühen Jugend missbraucht worden ist?«
    »Diese Wildkatze? Wer will schon riskieren, einen Arm loszuwerden? Von edleren Teilen ganz zu schweigen …«
    »Aber –«
    »Als Markowitz die Kleine von der Straße holte, hat er genau begriffen, an welcher Stelle in der Nahrungskette sie stand. Mallory war ein richtiges kleines Raubtier. Sie mag so oft suspendiert werden, wie sie will, aber unsere Bosse würden sich nie trauen, sie zu entlassen. Der Gedanke, sie auf der anderen Seite zu wissen, wäre einfach zu viel Stress für uns alle. Es ist gar nicht so schwierig, mit Mallory fertigzuwerden, man braucht sich nur an ein paar simple Regeln zu halten: Lass sie nie im Stich. Fall ihr nicht in den Rücken. Und trau ihr nicht über den Weg.«
    Charles überlegte, ob Riker bewusst versuchte, ihn von seinem eigentlichen Thema abzubringen. »Ihre Beziehung zu dem Jungen ist mir sehr wichtig«, sagte er.
    Riker holte ein Foto aus seiner zerfledderten Brieftasche. »Kann sein, dass Sie es kennen. Markowitz hatte es immer bei sich. So hat das Früchtchen mit zehn ausgesehen. Fällt Ihnen was auf?«
    Charles betrachtete das Foto nachdenklich. Fast trotzig hatte sie sich darauf in Positur gestellt. Irgendwie erinnerte ihn das Bild an Justin Riccalo. Beide Kinder hatten an ihrer Seele Schaden genommen, und das sah man ihnen an.
    »Halten Sie es für denkbar, Riker, dass Mallory als Kind einen Mord mit angesehen hat?«
    Rikers Whisky schwappte über. Das kam sehr selten vor. Für den Sergeant war es eine Todsünde, so ein kostbares Nass zu verschütten. Jetzt holte er eine braune Tüte aus der Schublade, kippte einen Packen Papierservietten auf die Schreibtischplatte und tupfte umständlich die Pfütze trocken. Dann sah er auf und zuckte die Schultern. »Sie hat jahrelang auf der Straße gelebt, da kann sie durchaus einiges an Gewalt mitgekriegt haben. Erzählt hat sie nie was davon.«
    »Ich könnte ja mal Edward Slope fragen. Er kennt Mallory genauso lange wie

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