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Der Mann, der ins KZ einbrach

Der Mann, der ins KZ einbrach

Titel: Der Mann, der ins KZ einbrach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Broomby Denis Avey
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ungefähr ein Dutzend CR .42, hässliche Doppeldecker mit gedrungenem Rumpf, aber wirklich Sorgen machte ich mir wegen der großen Bomber vom Typ SM .79. Schon bald waren sie über uns, drei Stück, behäbige Biester mit drei Motoren, was ziemlich außergewöhnlich war. Die ersten Explosionen ließen den Boden erzittern, aber die Bomben schlugen kurz vor dem Ziel ein. Ehe die Piloten ihren Angriff wiederholen konnten, kam Hilfe. Die Italiener hatten zwar viel mehr Flugzeuge als wir, aber wir hatten ein paar Hurricanes bekommen, um die alten Gladiator-Doppeldecker abzulösen, und diese neuen Maschinen griffen jetzt ein. Der Luftkampf fand hoch über unseren Köpfen statt, und bald waren wir wieder allein in der Wüste.
    Drei Tage später, gegen elf Uhr, kehrten die Italiener mit Macht zurück. Diesmal waren es zehn Savoia-Marchettis, und keine einzige Hurricane war am Himmel. Wir alle warfen uns in Deckung – und dann schlug auch schon eine Bombe ein, keine dreißig Meter von mir entfernt in einer kleinen Senke. Als die Luft wieder rein war und wir aufstehen konnten, stellte sich heraus, dass es jemanden erwischt hatte – wie sich zeigte, einen netten Kerl namens Jumbo Meads. Er war ein beliebter Sergeant gewesen, eine großer blonder, gut aussehender Bursche, nicht der typische miese Schinder wie die anderen höheren Unteroffiziere. Der Verlust schmerzte uns, aber wir durften uns nicht der Trauer hingeben. Dazu hatten wir nie Zeit.
    Die Savoia-Bomber waren eine Plage, besonders nachts, wenn sie kettenweise anflogen und immer nur eine Bombe abwarfen, um uns aus dem Schlaf zu reißen. Sie waren der Grund, weshalb ich mir angewöhnte, unter dem Carrier zu pennen.
    Kurz darauf diente ich einen Tag lang als Fahrer für einen Third Lieutenant namens Merlin Montagu Douglas Scott. Er war ein Enkel des Herzogs von Buccleuch, mit der königlichen Familie verwandt und ein erstklassiger Offizier, präzise und pedantisch. Wir fuhren zum Halfaya-Pass und nach Sollum, um zu erkunden, ob der Feind sich dort aufhielt. Montagu Douglas Scott hatte die Angewohnheit, sich dem Gegner ein bisschen zu weit zu nähern. Ein paar Tage zuvor hatte er den gleichen Weg genommen, um auszuspähen, ob die Italiener noch immer ein großes Lager bei Halfway House auf der Kuppe des Felsgrates hielten. Nur tobte zu der Zeit ein Chamsin , ein Sandsturm, und die Sicht war praktisch null. Trotzdem hatte Montagu Douglas Scott in dem wirbelnden Sand das Lager gefunden. Es war von einer niedrigen Steinmauer umschlossen und wirkte verlassen. Überall sah man flache Gräben, die mit Segeltuch bedeckt und von aufgeschichteten Felsbrocken umschlossen waren, die Schutz bieten sollten. Offenbar waren die Italiener überstürzt aufgebrochen. In den kleinen Unterständen lagen Flaschen, Feldbetten, Briefe, Fotos – alles Mögliche. Im Wind schwankten zwei Wachtürme. Montagu Douglas Scott hörte nichts als das Knarren des Holzes und das Knallen der Segeltücher im tobenden Sandsturm.
    Dann erhielt er über Funk neue Befehle. Die Italiener aus dem Lager waren ein paar Kilometer entfernt auf dem Rückzug. Er jagte sie mit seinen vier Carriern und nahm Versprengte gefangen, bis es so viele wurden, dass er sie nur noch entwaffnen und am Straßenrand zurücklassen konnte. Immer wieder stieß er auf liegen gebliebene Lastwagen, denen das Benzin ausgegangen war oder die platte Reifen hatten. Der Chamsin nahm an Heftigkeit zu. Die Luft war mit rötlichem Sand erfüllt. Dann, fünfzehn Kilometer weiter, erschien im Dunst etwas Dunkles. Es waren zwei italienische Lkw, die Geschütze zogen, begleitet von ungefähr dreißig Mann. Montagu Douglas Scott nahm sie gefangen, als der Chamsin sich plötzlich legte und dem Lieutenant etwas enthüllte, was er nun wirklich nicht sehen wollte: Er war mitten in die italienische Garnison hineingestolpert und hatte nun Hunderte von Infanteristen in einer ellenlangen Kolonne vor sich. Sofort eröffneten alle aus kürzester Entfernung das Feuer auf die Carrier, und der Lieutenant musste sich hastig zurückziehen.
    Auch diesmal kamen wir ein bisschen zu nahe und sahen feindliche Lastwagen und Motorräder vor uns, die durch die schmalen Straßen der kleinen Hafenstadt Sollum fuhren. Auf der Kuppe eines Felsgrates entdeckten wir italienische Artillerie, die das Feuer auf uns eröffnete, als wir die Laster angriffen. Wir mussten uns rasch absetzen.
    Lieutenant Montagu Douglas Scott war ein merkwürdiger Bursche. Ihm entging nie etwas. Mitten

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