Der Mann, der ins KZ einbrach
in dem größten Schlamassel erklärte er uns, warum es ihn so sehr beeindrucke, wie die Italiener ihre Wüstenstraßen bauten. Doch er brachte uns durch. Uns fiel ein Stein vom Herzen, als die Dunkelheit kam und wir in die Wüste entkommen konnten, um uns dort für die Nacht zu verschanzen.
Mich konnten militärische Dienstgrade und das ganze Brimborium zwar nicht allzu sehr beeindrucken, aber ich wusste, dass ich den Job besser machen konnte als viele Berufssoldaten. Ich hatte bereits miterlebt, wie jemand, den ich nicht für besonders fähig hielt, zum Captain befördert worden war. Damals stieg man rasch in die Schuhe eines Toten, aber die einfachen Soldaten wurden nicht berücksichtigt, und das war ein Fehler. Immerhin war ich zum Corporal ernannt worden, weil ich ein guter Schütze war, und so gehörte es sich auch.
Doch Platoon Sergeant-Major Endean erwies sich als die Geißel meines Lebens. Er hatte für Freiwillige wie uns nicht viel übrig. Er war Berufssoldat und behandelte mich und die anderen, als hätte man uns gerade von der Straße aufgelesen. Bei einigen stimmte das sogar, aber damals gab es auch viel Voreingenommenheit. Jemand wie unser Zugführer interessierte sich kein bisschen dafür, wo die Stärken der einzelnen Männer lagen.
Eines Nachts erhielten wir den Befehl, im Schutz der Dunkelheit vorzurücken. Weil ich die Gruppe kommandierte, saß ich neben dem Fahrer im Führerhaus des Lkw, während sechs Jungs hinten auf der Ladefläche hockten. Wir suchten uns einen Weg durch raues Wüstengelände. Der Fahrer umfuhr ein Geröllfeld, spähte angestrengt in die Nacht, um das Schlimmste zu vermeiden, und folgte dem vorausfahrenden Lkw, als es unter uns plötzlich einen lauten Schlag gab. Wir hielten an. Ich stieg aus, blickte unter den Laster und stellte fest, dass ein Fels uns die Ölwanne aufschlitzt hatte. Vorläufig würden wir nirgendwohin fahren.
Wir waren ziemlich verletzlich mitten in der Wüste, ohne Schutz und Deckung, aber die Kompanie konnte nicht auf uns warten und fuhr weiter.
Ich teilte Wachen ein, damit wir schlafen konnten. Am Morgen befahl ich den Jungs, die Notrationen anzubrechen, damit sie Tee trinken und sich aufwärmen konnten. Mithilfe des Tageslichts und ein wenig Sonnenwärme bekamen wir den Lkw wieder in Gang, aber wir waren noch nicht weit gekommen, als ich über uns das bedrohliche Geräusch von Flugzeugmotoren hörte. Mehrere Savoias kamen in niedriger Höhe herangeschossen. Wir hatten kein MG zur Flugabwehr und waren auf uns allein gestellt. Ich schnappte mir die Thompson-Maschinenpistole, die ich als Gruppenführer bekommen hatte, und feuerte fast ein ganzes Magazin ab. Selbst auf diese Entfernung zeigte das keine Wirkung. Die Tommy-Gun war ein unhandliches Ding. Wir warfen uns in Deckung, aber die Bomben explodierten ein Stück von uns entfernt. Nachdem die Maschinen uns einmal überflogen hatten, war der Himmel wieder frei, und ich atmete ein bisschen auf. Die Bomber bekamen heute lohnendere Ziele als einen einzelnen Lkw.
Wir setzten uns wieder in Bewegung, erreichten schließlich die Kompanie und tauchten ein in den Schutz der Menge. Ich suchte umgehend Platoon Sergeant-Major Endean auf und bat um Erlaubnis, die Notrationen aus den Vorräten auffüllen zu dürfen. Es hätte eine Formsache sein sollen. Die Jungs hatten gefroren und die Wärme gebraucht. Meine Entscheidung war richtig gewesen.
Doch Endean stellte sich quer. Er gab sich von Anfang an aggressiv und bezeichnete meinen Befehl als Verstoß gegen die Vorschriften. Ich war immer ein Hitzkopf gewesen, und Kleinlichkeit ertrug ich schon gar nicht; deshalb wollte ich mir diese Behandlung nicht gefallen lassen. Endean hatte sich hinter ein Tarnnetz gestellt und hielt Abstand zu mir, weil er wusste, dass ich vielleicht nach ihm schlagen würde, Vorgesetzter hin oder her. Ich war stinksauer auf ihn, beschränkte mich aber auf die Bemerkung, seine Eltern hätten lieber heiraten sollen, und ließ ihn stehen. Ich hatte meinen Befehl im Interesse der Männer erteilt. Um Himmels willen, es ging um einen Becher Tee für jeden, nicht um ein Festmahl im Ritz!
Ich wusste, dass Endean sich an mir rächen würde, und er ließ mich auch nicht lange warten. Wir rechneten stets mit Angriffen im Morgengrauen; deshalb brachten wir uns früh in Stellung. Ich hatte tagelang an Ruhr gelitten, stand aber trotzdem auf und teilte wie gewöhnlich die Wachen ein. Doch mir ging es so mies, dass ich mich auf meinen Schlafsack
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