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Der Mann, der kein Mörder war

Der Mann, der kein Mörder war

Titel: Der Mann, der kein Mörder war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Rosenfeldt
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eifrig ihr Anliegen vorgetragen.
    Sie brauchten ihre Hilfe.
    Diese Umstände – die frühe Uhrzeit, der knappe, aber ernste Ton der Polizistin, die Eile, mit der sie Lena mitnehmen wollte – vertrieben auf einen Schlag die Tage der Angst und des schlechten Schlafs. Lena spürte, wie ihr gesamter Körper von einer nervösen Unruhe erfasst wurde.
    Sie fuhren schweigend durch den neblig-grauen Morgen und parkten unter dem Polizeipräsidium in einer Garage, von deren Existenz Lena bisher nichts gewusst hatte. Danach gingen sie einige Betontreppen hinauf und betraten das Gebäude durch eine große Stahltür. Die Polizistin ging mit schnellen Schritten die langen Korridore entlang. Unterwegs begegneten sie einigen uniformierte Polizisten, deren Schicht offenbar gerade zu Ende ging. Sie lachten über irgendetwas, und ihre Fröhlichkeit wirkte deplatziert. Alles ging so schnell, dass Lena Schwierigkeiten hatte, ihre Eindrücke zu einem Gesamtbild zu verarbeiten. Es blieb eher bei einer Reihe von verschiedenen Bildern: das Lachen, die Korridore, die mal in die eine, mal in die andere Richtung abzweigten, und die Polizistin, die ging und ging. Nach einer letzten Kurve schienen sie endlich am Ziel. Dort standen bereits einige Personen und warteten auf sie. Sie begrüßten Lena, aber sie hörte nicht richtig zu, sondern dachte vor allem daran, dass sie den Rückweg wohl niemals allein finden würde. Der Mann, der der Chef zu sein schien und mit dem sie vor einer gefühlten Ewigkeit über Leo Lundin gesprochen hatte, berührte sie freundlich an der Schulter.
    «Vielen Dank, dass Sie gekommen sind. Wir müssen Ihnen etwas zeigen.»
    Sie öffneten die Tür zu dem kleinen Raum und führten sie hinein. So muss es sich anfühlen, wenn man verhaftet wird, dachte sie. Sie begrüßen dich und geleiten dich hier hinein. Sie heißen dich willkommen, und dann überführen sie dich.
    Sie holte tief Luft. Einer der Polizisten zog ihr einen Stuhl heran, und der jüngste von ihnen, ein ziemlich großer Kerl, begann an der Tastatur herumzufingern, die vor ihm auf dem Tisch stand.
    «Es ist wichtig, dass das, was wir Ihnen jetzt erzählen, in diesem Raum bleibt», sagte der Ältere von ihnen. Der Chef. Torsten, hieß er nicht so? Jedenfalls nickte Lena. Er fuhr fort.
    «Wir glauben, dass Roger von einem Auto mitgenommen wurde. Wir wüssten gern, ob Sie es wiedererkennen.»
    «Sieht man es auf den Bildern?»
    «Leider nicht besonders viel davon, oder besser gesagt, ziemlich wenig. Sind Sie bereit?»
    Nach diesen Worten schwieg der Ältere und nickte dem Jüngeren am Computer zu. Der drückte eine Taste, und plötzlich erschien eine leere, asphaltierte Straße auf dem Bildschirm. Am Wegrand sah man eine Rasenfläche, ein niedriges Haus und in der einen Ecke die Reflexion von etwas, das vermutlich der gelbe Schein einer Straßenlaterne war.
    «Worauf soll ich achten?», fragte Lena verwirrt.
    «Dort. Der junge Mann zeigte auf die untere, linke Ecke des Bildes. Der hintere Kotflügel eines Autos, eines dunklen Autos. Wie um alles in der Welt sollte sie das wiedererkennen?
    «Es ist ein Volvo», fuhr der Jüngere fort. «Ein Modell aus den Jahren 2002 bis 2004. Ein S60.»
    «Das sagt mir nichts.»
    Lena starrte auf das Bild und sah, wie das Auto blinkte und kurz darauf losfuhr und verschwand.
    «War das alles?»
    «Leider ja. Wollen Sie es noch einmal sehen?»
    Lena nickte. Der junge Polizist betätigte schnell einige Tasten, und das Bild sprang zum Anfang zurück. Lena starrte darauf und versuchte fieberhaft, irgendetwas zu entdecken. Aber es war nur ein Teil eines parkenden Autos. Ein kleiner Teil. Gespannt wartete sie darauf, dass etwas anderes passierte, aber es blieb derselbe Straßenabschnitt, dasselbe Auto. Das Bild stoppte, und Lena erkannte an den fragenden Blicken der Polizisten, dass sie nun etwas sagen sollte. Sie sah sie an.
    «Ich erkenne es nicht wieder.»
    Sie nickten. Damit hatten sie schon gerechnet.
    «Kennen Sie jemanden, der einen dunklen Volvo fährt?»
    «Vielleicht, es ist ein ziemlich normales Auto, vermute ich, aber ich weiß nicht … nein, momentan fällt mir niemand ein.»
    «Haben Sie jemals gesehen, dass Roger von einem solchen Wagen nach Hause gebracht wurde?»
    «Nein.»
    Es wurde still. Lena spürte, wie Spannung und Erwartung bei den Polizisten nachließen, jetzt waren sie enttäuscht. Sie wandte sich Vanja zu.
    «Woher stammen die Bilder?»
    «Von einer Überwachungskamera.»
    «Aber wo hing sie?»
    «Das

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