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Der Mann, der kein Mörder war

Der Mann, der kein Mörder war

Titel: Der Mann, der kein Mörder war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Rosenfeldt
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gewesen. Und ich hatte damit nie Probleme.»
    Mikael seufzte tief. Torkel schwieg.
    «Aber dann rief sie gestern an und sagte, ich solle herkommen. So schnell ich kann. Verstehst du?»
    Es war eine der längsten Aufzugfahrten, die Torkel je erlebt hatte. Sie waren erst im zweiten Stock. Vielleicht wäre es besser gewesen, Mikael einfach an der Bar stehen zu lassen und wegzugehen.
    «Wir haben schwere Zeiten durchgemacht, weißt du. Also komme ich auf den Gedanken, dass sie irgendwie sagen will, es wäre aus oder so. Dass sie sich entschieden hat, weißt du. Aus welchem Grund sollte sie mich auch sonst herbitten? Das ist noch nie zuvor passiert.»
    «Mikael, ich weiß es nicht. Es ist besser, wenn du mit Ursula darüber sprichst.»
    «Denn so ist sie ja. Zack, und schon hat sie was entschieden. Dann muss es auf der Stelle passieren. Was hätte ich also glauben sollen?»
    «Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie sich von dir trennen will.»
    Endlich waren sie im vierten Stock angekommen. Torkel öffnete hastig die Glastür und stieg aus. Mikael blieb im Aufzug stehen.
    «Vielleicht stimmt es ja auch nicht, aber der Gedanke kam mir. Sie hat ja nichts gesagt. War mit mir essen und hat mich dann auf dem Zimmer sitzenlassen. Ich habe sie gefragt, warum sie mich herbestellt hat, aber sie sagte nur, dass sie mich sehen wollte. Aber das stimmt ja gar nicht.»
    «Komm jetzt.» Torkel winkte Mikael herbei, der unter gewissen Schwierigkeiten den Aufzug verließ. Zusammen gingen sie den Korridor entlang.
    «Also habe ich eine Flasche aus der Minibar genommen. Ich war nervös. Ich war mir vollkommen sicher, dass sie mich verlassen wollte.»
    Torkel entgegnete nichts. Was sollte er auch sagen? Mikaels Sätze wiederholten sich wie eine Endlosschleife. Als sie bei der Tür angekommen waren, klopfte Torkel.
    «Ich glaube nicht, dass sie da ist. Sie ist weggegangen. Sie sieht mich nicht gern in diesem Zustand. Aber ich habe eine Schlüsselkarte.»
    Mikael kramte in seinen Hosentaschen und holte nach einer gefühlten Ewigkeit eine weiße Karte hervor, die er Torkel reichte. Als Torkel Mikael für den Bruchteil einer Sekunde anblickte, sah er, dass dieser Tränen in den Augen hatte.
    «Warum sollte sie mich sonst herbitten?»
    «Ich weiß es nicht, ich habe wirklich keine Ahnung», log Torkel.
    Er öffnete die Tür. Im Zimmer roch es nach Schnaps und Ursula. Eine Kombination, die Torkel nie zuvor erlebt hatte. Sie gingen hinein, und Mikael ließ sich in einen der beiden Sessel fallen, die in einer Ecke standen. Er sah zerknirscht aus.
    «Verdammt, ich habe Mist gebaut.»
    Torkel betrachtete das Häufchen Elend im Sessel und verspürte Mitleid mit ihm. Mikael war unschuldig, Ursula und er waren die Schuldigen. Torkel wäre gern gegangen, brachte es aber nicht über sich. Für einen Moment spielte er mit dem Gedanken, alles zu erzählen.
    Den eigentlichen Grund dafür zu verraten, warum Mikael betrunken in der Ecke eines Hotelzimmers in Västerås hocken musste.
    Dass es Torkels Schuld war, dass er derjenige war, der eine Strafe verdient hatte, nicht Mikael.
    Plötzlich stand Ursula im Türrahmen. Sie sagte nichts. Wahrscheinlich fühlte sie genau wie Torkel. Es gab eine Menge Dinge, die sie gern gesagt oder getan hätte, dies war aber nicht der richtige Moment dafür, Schweigen war das einzig Angemessene.
    Torkel nickte ihr kurz zu und ging.
     
     
    Nicht wissend, dass Torkel das Gebäude schon vor über einer Stunde verlassen hatte, saß Billy mit den Füßen auf dem Schreibtisch in dem kleinen Zimmer, in dem er mehr oder weniger gewohnt hatte, als er die Filme der Überwachungskameras durchgegangen war. Er aß ein Stück Schokokuchen, um seinen Blutzuckerspiegel zu erhöhen. Er war von dem langen Tag erschöpft, schloss kurz die Augen, saß einfach nur da und horchte auf die Geräusche aus dem leeren, dunklen Büro. Abgesehen von dem Rauschen der Klimaanlage hörte man nur, wie die neuste Software von Stellar Phoenix Data Recovery mit Ragnar Groths Festplatte kämpfte. Das Programm suchte nach gelöschten Dateien, und das zornige Surren der Festplatte deutete darauf hin, dass es noch immer arbeitete.
    Billy wusste, dass irgendwo etwas zu finden war. So war es immer. Die Frage war, ob sie am richtigen Ort suchten. Computer bargen mehr, als man dachte. Die meisten Menschen ahnten nichts von der Informationsmenge, die auf der Festplatte erhalten blieb, nachdem man Dateien gelöscht hatte. Das File Allocation Table, das dafür zuständig

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