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Der Mann, der kein Mörder war

Der Mann, der kein Mörder war

Titel: Der Mann, der kein Mörder war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Rosenfeldt
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Fährten, sondern Spuren eines ganzes Tathergangs gefunden. Jetzt mussten sie die nächsten Schritte angehen. Schleif- und Blutspuren zu untersuchen war eine Sache, nun galt es aber auch, die ganze Bedeutung daraus abzulesen und damit dem Mörder langsam auf den Leib zu rücken. Der Tatort gehörte zu den wichtigsten Komponenten in einem Mordfall. Von Rogers letzter Reise wussten sie nun eine ganze Menge. Aber was sagte dieser Ort über den Mörder aus?
    «Wie merkwürdig, jemanden hier zu erschießen. Mitten auf einem Fußballplatz», sagte Sebastian nach einer Weile. Ursula nickte.
    «Besonders in der Nähe der Mietshäuser dort drüben.» Sie zeigte auf die drei großen, grauen Hochhäuser, die ein Stück entfernt auf einer Anhöhe standen.
    «Das stärkt zweifellos meine Theorie, dass der Mord nicht geplant war.» Sebastian ging ein paar Schritte vor, zu dem dunklen Fleck. Er brannte darauf, die verschiedenen Möglichkeiten durchzugehen.
    «Roger wird hier erschossen. Als er tot am Boden liegt, begreift der Mörder, dass er die Kugel entfernen muss. Dafür wählt er einen geschützteren Ort. Den erstbesten, mehr sagt uns seine Wahl nicht.»
    Die anderen nickten.
    «Außerdem wissen wir, dass Roger von hinten erschossen wurde, oder? Dann bleiben zwei Alternativen. Entweder war Roger sich der Bedrohung bewusst und versuchte zu fliehen, oder er wurde ohne jede Vorahnung erschossen.»
    «Ich glaube, dass er sich der Bedrohung bewusst war», sagte Ursula entschieden. «Definitiv. Er war auf der Flucht.»
    «Der Meinung bin ich auch», stimmte Vanja zu.
    «Und was veranlasst euch zu dieser Annahme?», fragte Torkel.
    «Sieh dir nur einmal den Ort der Ermordung an», erklärte Ursula. «Wir sind weit entfernt an einem Ende des Platzes. Wenn ich mich bedroht fühlte, würde ich zum Wald rennen. Besonders, wenn jemand eine Waffe auf mich richtet.»
    Torkel sah sich um. Ursula hatte recht. Der Fußballplatz lag wie ein Rechteck vor ihnen: Die Schmalseite neben dem Klubhaus und einem großen, offenen Parkplatz lag am weitesten entfernt, die eine Längsseite wurde von einem hohen Zaun begrenzt, zehn Meter dahinter befand sich ein Weg und hinter dem Weg ein Feld. Auf der gegenüberliegenden Längsseite lagen die Hochhäuser, und an der anderen Schmalseite begann der Wald. Der Wald war eindeutig der Ort, der den meisten Schutz zu bieten schien, wenn man gezwungen war, blitzschnell eine Entscheidung zu treffen. Sicherlich konnte man meinen, dass die Hochhäuser genauso viel Schutz boten, aber sie lagen auf einer Anhöhe und wirkten daher eher wie eine kaum zu erobernde Burg. Außerdem würde man durch die Steigung beim Laufen an Geschwindigkeit einbüßen.
    Sebastian, der regungslos dagestanden und die Umgebung betrachtet hatte, streckte vorsichtig die Hand in die Luft.
    «Ich habe eine andere Theorie.»
    «Was für eine Überraschung!», flüsterte Vanja übertrieben dramatisch. Sebastian tat so, als hätte er sie nicht gehört.
    «Ich stimme mit euch überein.
Wenn
Roger die Bedrohung wahrgenommen hätte, wäre er sicher in Richtung Wald gerannt. Aber ich verstehe nicht ganz, wie er sie hätte ahnen sollen.» Sebastian machte eine Pause. Er hatte die volle Aufmerksamkeit aller.
    «Wir setzen voraus, dass Roger mit einem Auto herkam. Der Parkplatz liegt dort drüben.» Sebastian zeigte auf die entgegengesetzte Schmalseite, auf das Klubhaus und den Parkplatz, auf dem nun einige Polizeiwagen standen. In diesem Moment bogen ein paar zivile Fahrzeuge ein und hielten an, Männer stiegen aus und wurden sofort von den Polizisten gestoppt. Die Journalisten hatten hergefunden.
    «Wäre Roger den ganzen Weg gemeinsam mit jemandem gegangen, der ein Gewehr bei sich hatte?», fuhr Sebastian fort.
    «Aber es gab ja auch im Wald Reifenabdrücke», warf Ursula ein.
    «Du meinst, dass er nicht auf dem Weg in den Wald war, sondern aus ihm herausgekommen sein könnte?», fragte Torkel.
    «Möglich ist es», antwortete Ursula.
    «Möglich, aber nicht wahrscheinlich.» Sebastian schüttelte den Kopf. «Es ist ein unzugänglicher, abgelegener und geschützter Ort. Warum sollte jemand dort hinfahren und sein Auto abstellen, wenn er gar nicht geplant hatte, Roger umzubringen? Und wir sind uns doch einig, dass das nicht der Fall war?»
    Die anderen nickten zustimmend. Sebastian machte eine ausholende Geste.
    «Seht euch diesen Platz an. Er ist ziemlich einsam. Ein guter Ort, um jemanden unbemerkt abzusetzen, und sind wir hier nicht ziemlich nahe an

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