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Der Mann, der kein Mörder war

Der Mann, der kein Mörder war

Titel: Der Mann, der kein Mörder war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Rosenfeldt
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gewesen, seine Motivation bestand nicht darin, bei einer Verurteilung mitzuwirken. Sein Ziel war es, sich in den Täter hineinzuversetzen, und die Möglichkeit, seine nächsten Schritte vorauszusehen, war sein Erfolg.
    Einst war diese Art der Arbeit alles gewesen, woran er gedacht und wonach er sich gesehnt hatte, und er vermisste sie, das sah er jetzt ein. In den letzten Tagen hatte er dieses Gefühl wieder ein wenig spüren können, obwohl er zugeben musste, dass er höchstens auf halber Kraft fuhr. Es hatte etwas mit der Konzentration zu tun. Für eine Sekunde konnte er dabei fast die Trauer und den ewigen Schmerz vergessen. Er hielt inne und ließ diese Einsicht sacken. Gab es eine Chance, wieder zurückzufinden?
    Die Antriebskraft und die Besessenheit wiederzuerlangen. Den Blick auf etwas anderes zu richten.
    Natürlich nicht. Wen wollte er eigentlich belügen? Es würde nie wieder so werden wie früher, nie. Dafür würde sein Traum sorgen.
    Sebastian öffnete die gläserne Eingangstür zu dem Mietshaus, in dem Lena Eriksson lebte. In Stockholmer Wohnungen gab es immer einen Türcode, hier konnte man einfach so hineingehen. Er konnte sich nicht erinnern, in welchem Stock Lena wohnte. Das Schild im Flur verriet ihm, dass es der dritte war. Mit schweren, widerhallenden Schritten stieg Sebastian die Stufen in dem schmutzigweißen Treppenhaus empor. Als er den Absatz des dritten Stocks erreicht hatte, blieb er stehen. Merkwürdig. Lena Erikssons Wohnungstür war nur angelehnt. Er ging hin und drückte die Klingel, wobei er gleichzeitig mit dem Fuß sachte die Tür aufschob.
    «Hallo?»
    Niemand antwortete. Die Tür glitt langsam auf und gab den Blick auf den kleinen Flur frei. Einige Schuhe standen auf dem Boden vor einer braunen Kommode mit einem nachlässig hingeworfenen Werbekatalog.
    «Hallo? Ist jemand zu Hause?»
    Er betrat die Wohnung. Links führte eine Tür zur Toilette, geradeaus ging es zu dem IKEA -möblierten Wohnzimmer. Es roch verraucht und stickig. Die Jalousien waren heruntergezogen, und die Wohnung lag im Dunkeln.
    Sebastian ging in das Wohnzimmer und sah, dass ein Stuhl und zerbrochenes Porzellan auf dem Boden lagen. Er stockte und spürte eine wachsende Unruhe. Irgendetwas war hier vorgefallen. Die Stille in der Wohnung wirkte mit einem Mal unheilverkündend. Hastig ging er in den nächsten Raum, der seiner Vermutung nach die Küche sein musste. Hier fand er Lena. Sie lag auf dem Linoleumfußboden, ihre Füße zeigten in seine Richtung. Das eine Bein ruhte unter dem anderen. Der Küchentisch war umgefallen und lag auf der Seite. Sebastian rannte zu ihr und beugte sich über sie. Erst jetzt sah er, dass sie aus dem Hinterkopf geblutet hatte. Ihre Haare waren völlig verklebt, und das Blut hatte sich in einer spiegelblanken, kleinen Pfütze unter ihrem Kopf gesammelt. Wie eine tödliche Glorie. Er suchte an ihrem weißen Hals nach einem Pulsschlag, sah aber schnell ein, dass die Kälte an seinen Fingerspitzen nur eines bedeuten konnte: Er war zu spät gekommen. Sebastian stand auf und holte sein Handy hervor. Er wollte Torkel gerade anrufen, als das Telefon in seiner Hand zu vibrieren begann. Er kannte die Nummer nicht, ging aber mit gestresster Stimme dran.
    «Ja!»
    Es war Billy. Er klang aufgekratzt, und Sebastian kam nicht einmal dazu zu erklären, wo er war und was er gerade entdeckt hatte.
    «Hat Torkel dich schon angerufen?»
    «Nein, aber …»
    «Stell dir vor, die Palmlövska-Schule besitzt einen Volvo», sagte Billy schnell. «Beziehungsweise die Stiftung, die die Schule betreibt. Einen dunkelblauen S60 Baujahr 2004. Und es kommt noch besser …»
    Sebastian ging einige Schritte ins Wohnzimmer, weg von der Leiche. Die Situation war viel zu absurd, um über irgendwelche eventuellen Volvos mit Billy zu sprechen.
    «Billy, hör mal …»
    Doch Billy hörte nicht. Im Gegenteil. Er redete. Schnell und aufgeregt.
    «Ich habe jetzt die Anruflisten von diesem Handy, von dem aus die SMS an Roger geschickt wurden. Von derselben Nummer aus wurden auch Frank Clevén und Lena Eriksson angerufen. Begreifst du, was das bedeutet?»
    Sebastian holte tief Luft und wollte Billy gerade unterbrechen, als er etwas in Rogers Zimmer erspähte. Etwas, das dort nicht hingehörte. Er nahm kaum noch wahr, was Billy sagte, und ging die letzten Schritte bis zur Tür des Jugendzimmers.
    «Jetzt verhaften wir Groth! Wir haben ihn.»
    Sebastian spürte förmlich den Triumph in Billys Stimme.
    «Hallo, Sebastian,

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