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Der Mann, der kein Mörder war

Der Mann, der kein Mörder war

Titel: Der Mann, der kein Mörder war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Rosenfeldt
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er ein Bild, von dem er wusste, was es darstellte; dennoch wollte er die letzten Zahlen miteinander verbinden. Jenny und er waren Ende der Neunziger einmal in Helsingborg gewesen, bevor die Öresundbrücke gebaut worden war. Ferien in Schonen mit einem Ausflug nach Dänemark, dank der Fähren, die im Pendelbetrieb hin und her fuhren. Soweit Haraldsson sich erinnerte, hatte es nur zehn Minuten gedauert, in eine andere Stadt, in ein anderes Land. Zehn Minuten. Er suchte die Nummer der Polizei im dänischen Helsingør heraus. Erklärte sein Anliegen, wurde weiterverbunden, bekam eine andere Nummer, rief an, flog aus der Leitung, wählte die Nummer erneut und wurde missverstanden, bis er endlich eine Frau in der Leitung hatte, die Charlotte hieß und ihm helfen konnte. Haraldssons Dänisch war äußerst begrenzt, und nachdem einige Minuten mit Nachfragen und Wiederholungen vergangen waren, einigten sie sich darauf, ins Englische zu wechseln.
    Er wusste die Zeit, er kannte das Tatmuster, eigentlich müsste es ziemlich schnell gehen. Und so war es auch. Der Polizei in Helsingør lagen zwei unaufgeklärte Vergewaltigungen aus dieser Zeit vor. Haraldsson musste sich zusammenreißen, um keine Siegergeste zu machen. Der Fall war international.
    Und gelöst.
    Jetzt musste Axel Johansson nur noch gefunden werden. Aber zuerst würde er Hanser Bericht erstatten.
     
     
    Hanser blickte kaum von ihrer Arbeit auf, als Haraldsson an die offene Tür klopfte und ihr Büro betrat.
    «Wie geht es dem Fuß?»
    «Danke, gut.»
    Haraldsson dachte nicht daran, ihr Spiel mitzuspielen und sich provozieren oder einschüchtern zu lassen. Ein paar Sekunden lang würde er ihr noch die Oberhand gönnen. Aber bald wäre sie gezwungen einzusehen, dass er trotz seiner kleinen Fehler ein guter Polizist war. Obendrein ein viel besserer, als sie es je gewesen war und werden würde.
    «Du hattest ja gesagt, dass ich die Finger von den Ermittlungen im Fall Roger Eriksson lassen soll.»
    «Genau. Und ich hoffe auch, dass du dich daran gehalten hast.»
    «Nein, eigentlich nicht.» Haraldsson legte seine Worte auf die Goldwaage. Er wollte diesen Moment auskosten und nicht alles auf einmal enthüllen. Er wollte jeden Schritt von Hansers Wandlung erleben, von falschem Misstrauen zu widerwilliger Bewunderung.
    «Ich habe mir Axel Johansson ein bisschen näher angesehen.»
    Hanser reagierte nicht, sondern interessierte sich weiterhin nur für die Papiere, die vor ihr lagen. Haraldsson trat einen Schritt näher und senkte seine Stimme, um sie intensiver klingen zu lassen, interessanter.
    «Ich hatte mit einem Mal das Gefühl, dass mit ihm etwas nicht stimmt. Unabhängig von der Verbindung zu Roger Eriksson. Ein Gefühl … man könnte es auch Intuition nennen.»
    «Mm.»
    Sie gab sich uninteressiert.
    «Und es stellte sich heraus, dass ich richtiglag. Er ist ein Vergewaltiger, ein Serienvergewaltiger.»
    Hanser sah ihn mit einem Blick an, den man nur als totales Desinteresse deuten konnte.
    «Ach ja?»
    Sie glaubte ihm nicht, wollte ihm einfach nicht glauben. Schon in Kürze würde sie das aber tun müssen. Haraldsson trat an ihren Schreibtisch und legte ihr eine einfache Übersicht über die Arbeit des Tages vor: Orte, Zeitpunkte, Umzüge, Opfer.
    «Ich habe einen Zusammenhang gefunden, der vermuten lässt, dass er in den letzten zwölf Jahren in Umeå, Sollefteå, Gävle, Helsingborg und hier in Västerås Vergewaltigungen begangen hat.»
    Hanser warf einen schnellen Blick auf die Liste und richtete zum ersten Mal ihre volle Aufmerksamkeit auf Haraldsson.
    «Willst du mich auf den Arm nehmen?»
    «Was? Nein, natürlich ist zunächst ein DNA -Test erforderlich, aber ich weiß, dass ich recht habe.»
    «Das ganze Präsidium weiß doch bereits, dass du recht hast.»
    «Was? Wie das denn? Ich weiß noch nicht, wo Johansson ist, aber …»
    «Aber ich», unterbrach ihn Hanser. Haraldsson erstarrte. Das Gespräch hatte sich in eine Richtung entwickelt, mit der er auf keinen Fall gerechnet hatte. Was meinte sie eigentlich?
    «Aha?»
    «Axel Johansson ist hier. Dein Kollege Radjan hat ihn heute Vormittag verhaftet.»
    Haraldsson hörte, was sie sagte, konnte die Information jedoch nicht verarbeiten. Er blieb mit offenem Mund stehen.
     
     
    Ursula hatte beschlossen, das zwischenmenschliche Fiasko des vergangenen Tages zu vergessen und sich auf das zu konzentrieren, was sie wirklich beherrschte – die Untersuchung von Tatorten. Ihr einfacher Test hatte schnell

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