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Der Mann, der niemals schlief: Ein Tom-Sawyer-Roman

Der Mann, der niemals schlief: Ein Tom-Sawyer-Roman

Titel: Der Mann, der niemals schlief: Ein Tom-Sawyer-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon X. Rost
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hatte. Shipshewano und Pepinawah standen etwas abseits bei ihren Pferden und warteten im Schatten einer Eibe, während sie die Uferstraße im Auge behielten.
    Albright nickte erneut. »Ja, Miss, genauso hieß der Mann! Und der Hund schnüffelt so, und dann findet er plötzlich eine Fährte und flitzt los. Genau wie der kleine struppige Köter davor. Dann kam sogar noch ein dritter Hund und ist zum Hügel gerannt, aber den kannte der Sheriff nicht. Egal, jedenfalls ist der Sheriff dann auf seinen Wagen gestiegen und den Hunden hinterher zum Hügel gefahren. Mehr kann ich Ihnen auch nicht sagen. Sie und Ihre Begleiter suchen bestimmt auch nach den beiden Verbrechern, hab ich recht? Sie sind Fährtenleser und wollen die Belohnung kassieren, stimmt’s?« Der Vermessungsingenieur musterte Toms fleckige Indianerkleidung und wies dann auf die beiden Potawatomi im Hintergrund.
    Tom grinste freundlich. »Genau so ist es, Mr Albright. Haben Sie vielen Dank.«
    ~~~
    Sie folgten den Spuren des Wagens den Cardiff Hill hinauf. Das Haus des alten Walisers am Wegesrand war inzwischen verfallen. Der Steinbruch hinter dem Haus war zugewachsen. Der Waliser wohnte mittlerweile in der Stadt bei seinem Sohn Saul, der sich um den Posten des Sheriffs bewarb. Schon bald ritten sie im Schatten hoher Bäume. Es roch nach Bärlauch, der in üppigen Feldern unter den ausladenden Eichen wuchs, und Wolken von Stechmücken peinigten sie.
    Toms Schulter brannte, und er fühlte sich matt und schläfrig. Der Schock der Verwundung war verflogen, und er spürte nur noch Müdigkeit und Schmerzen in seinem Körper. Dennoch hielt er den Blick unverwandt zu Boden gerichtet. Die halbmondförmigen Vertiefungen im Abdruck der Räder waren in dem feuchten Waldboden deutlich zu erkennen, Tom hätte die Hilfe der Potawatomi als Fährtenleser gar nicht gebraucht. Nur um aus St. Petersburg hinauszukommen, waren sie unverzichtbar gewesen. Die Straßen hatten gewimmelt von fremden Trappern, Veteranen und sonstigem Gesindel. In Trauben waren sie vor den Steckbriefen gestanden und hatten sie von den Mauern und von den Bäumen gerissen, um ihr eigenes Exemplar für die Suche zu haben.
    Während Tom bei den Potawatomi am Drugstore gewartet hatte, war Becky in das Büro des Sheriffs gegangen und hatte unter einem Vorwand nach Joe Harper gefragt und erfahren, dass er immer noch nicht zurückgekehrt war. Also waren sie zu Pollys Gärtchen geritten. Sid hatte ihnen erzählt, dass er Joe und den Geodäten zuvor auf der Straße getroffen hatte und dass er Mr Albright die Genehmigung erteilt hatte, das Gärtchen in seine Vermessungen einzubeziehen, da er den Vertrag der Eisenbahngesellschaft noch heute unterschreiben wollte.
    Nachdem Sid ihnen das erzählt hatte, hatten sie ihn zusätzlich zu den Fesseln auch noch geknebelt und im Besenschrank der Redaktion eingeschlossen. Es würde vermutlich nicht lange dauern, bis er jemanden auf sich aufmerksam machen würde.
    »Harbinsons Hund? Was hat das zu bedeuten, Tom?« Becky ritt dicht neben ihm am Rand des Waldwegs. Tom hatte versucht, sie davon zu überzeugen, in St. Petersburg zu bleiben und darauf zu achten, dass man Sid nicht entdeckte. Außerdem wollte Tom nicht, dass Harper oder die Kopfgeldjäger sie mit ihm erwischten. Wenn man ihn erwischen würde. Aber Becky hatte abgelehnt und war dabei ordentlich laut geworden. Ziemlich schnell hatte er eingesehen, dass es keinen Zweck hatte. Er betrachtete ihre klaren blauen Augen, ihren Hals, der sanft geschwungen in die Schultern überging, und es kam ihm vor wie ein Traum, dass sie sich vor nicht einmal einer Stunde geküsst hatten.
    »Ich weiß es nicht.« Tom zuckte mit den Schultern. Wie oft hatte er diesen Satz in den letzten Tagen gesagt? Auch das wusste er nicht mehr. Benommen schüttelte er den Kopf, um die Müdigkeit zu vertreiben
    Shipshewano, der neben Pepinawah vor ihnen ritt, hob plötzlich die Hand. Er sagte etwas zu seinem Sohn, und die beiden saßen ab. Shipshewano kniete sich auf den Boden.
    Tom zügelte sein Pferd, stieg ab und trat zu ihnen. »Was ist? Hast du was entdeckt, Häuptling?«
    Shipshewano deutete auf die Reifenspuren mit den halbmondförmigen Vertiefungen. »Spur endet. Geht da rein.« Er deutete in den Wald.
    Der Bärlauch hatte sich zwar wiederaufgerichtet, nachdem er platt gedrückt worden war, doch die Abdrücke der Räder waren noch gut zu erkennen. Sie verloren sich zwischen den jungen Buchen.
    Shipshewano ging ein paar Schritte zwischen die

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