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Der Mann, der niemals schlief: Ein Tom-Sawyer-Roman

Der Mann, der niemals schlief: Ein Tom-Sawyer-Roman

Titel: Der Mann, der niemals schlief: Ein Tom-Sawyer-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon X. Rost
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Hundes ertönte.
    »Hollis!«
    Tom drehte sich nach vorn, in die Richtung, aus der das Bellen kam. Am anderen Ende des Waggons sprang ein bärtiger Mann in einem braunen Mantel auf und öffnete seine Reisetasche. Dobbins!
    »Stehen bleiben, oder ich schieße!«
    Dobbins wandte sich um, zog einen Revolver hervor und schoss. Tom ließ sich fallen, und der Schuss durchlug die Glastür zum Postwaggon.
    Verdammter Bastard!
    Glassplitter regneten auf die mit rotem Samt bezogenen Sitzbänke, und die Leute im Zug schrien wieder entsetzt auf.
    »Runter! Runter! Bleiben Sie unten!«, brüllte Tom, legte auf Dobbins an, doch der schoss noch einmal und riss dann die Tür zur nächsten Plattform auf.
    »Scheiße, verdammte Scheiße, mich hat’s erwischt!« Der Bahnbeamte hinter Tom starrte entgeistert auf eine Schusswunde in seinem Oberschenkel, aus der das Blut pulsierend herausquoll. Hollis lief hechelnd auf Tom zu.
    »Nicht jetzt, Kleiner, nicht jetzt!« Tom sprang auf, als Dobbins gerade aus dem Abteil floh. Er rannte los und war mit drei Schritten bei der Tür. Vorsichtig jetzt! Lauerte Dobbins ihm auf der Plattform dahinter auf? Er spähte durch die Glastür. Dobbins rannte durch den nächsten Waggon.
    Tom riss die Tür auf, sprang über die Plattform in den nächsten Wagen. Dobbins war schon fast am anderen Ende angekommen. Wo wollte er hin?
    Die Reisenden drückten sich in die Sitzpolster und schrien durcheinander, als Tom mit seinem Revolver an ihnen vorbeistürmte. Ein Junge, der Zeitungen und Brötchen verkaufte, sammelte seine über den Boden verstreuten Waren ein, Dobbins hatte ihn offenbar umgerannt. Tom sprang über den Jungen hinweg und griff nach der Tür, doch dann hielt er inne.
    Durch die Glastür sah er, wie Dobbins sich an der Kupplung zu schaffen machte, die die Waggons verband. Er zog den Bolzen heraus, gerade als Tom auf die Plattform trat. Tom schoss auf ihn, aber die Kugel schlug knapp neben Dobbins ins Holz.
    Dobbins warf den losen Bolzen weg, sprang auf und öffnete die Tür zum nächsten Waggon. Der Waggon, auf dessen Plattform Tom stand, wurde langsamer, die beiden Teile des Zuges entfernten sich ganz langsam voneinander. Dobbins blieb gelassen an der Glastür stehen und sah zu, wie Tom dem Waggon verwirrt hinterherstarrte.
    Mach was! Dieser Mann darf nicht entkommen!
    Tom stieß sich ab und sprang über den Abstand zwischen den beiden Waggons. Sein Fuß verfehlte die Plattform, er rutschte ab und schnappte nach dem Geländer, hielt sich mit einer Hand fest, während er mit der anderen noch seinen Revolver umklammerte. Seine Füße suchten einen Halt.
    Dobbins legte auf Tom an, aber als er sah, wie Tom sich hochzog und sich über das Geländer auf die Plattform schwang, ließ er den Arm sinken, riss die Tür auf und rannte in den Waggon.
    Tom hob den Revolver und legte von hinten auf Dobbins an. »Bleiben Sie stehen! Stehen bleiben, oder ich schieße!«
    Doch Dobbins rannte weiter. Die Reisenden im Waggon riefen empört durcheinander. Sie standen auf, versperrten ihm den Blick auf Dobbins. Tom konnte hier drinnen nicht schießen, ohne einen Unschuldigen zu treffen. Er stieß die Leute beiseite und stürmte an das Ende des Wagens. Dobbins hatte einen Vorsprung, und wenn er noch einmal versuchen würde, den Waggon abzukoppeln, würde er es schaffen.
    Tom sprang über herumstehende Koffer hinweg, wich einer zeternden Mutter mit einem Säugling auf dem Arm aus und stürzte durch die Tür zur Plattform.
    Nichts. Wieder war Dobbins verschwunden.
    Vor ihm war der Kohlentender und davor nur noch die Lokomotive. War Dobbins auf den Tender geklettert?
    Neben ihm schlug ein Schuss ein, und Tom sprang zurück in das Abteil. Der Schuss war von oben gekommen! Dobbins war also auf das Dach des Waggons geklettert. Tom richtete den Lauf seines Revolvers zur Abteildecke und drückte zweimal ab. Holzsplitter regneten auf ihn herab, und die Menschen im Wagen schrien auf.
    Aus den Augenwinkeln sah er, wie ein Reisender eine Waffe zog. Zwei weitere Männer sprangen auf. Tom stürmte auf die Plattform, die Waffe auf das Dach gerichtet. Dobbins war nicht zu sehen. Hatte er ihn getroffen? Lag sein Körper auf dem Dach oder war er vom Dach gestürzt, ohne dass Tom es gesehen hatte?
    Mit der einen Hand griff er nach den Sprossen der Leiter, die neben der Tür nach oben führte. Mit der anderen Hand richtete er die Waffe auf das Dach. Vorsichtig, Sprosse für Sprosse, zog er sich nach oben.
    Plötzlich tauchte Dobbins’ Kopf

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