Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mann, der niemals schlief: Ein Tom-Sawyer-Roman

Der Mann, der niemals schlief: Ein Tom-Sawyer-Roman

Titel: Der Mann, der niemals schlief: Ein Tom-Sawyer-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon X. Rost
Vom Netzwerk:
Atem. Tom wusste, dass er nicht weiterfragen sollte. Huck war nicht ganz bei sich und die Anstrengung würde ihn umbringen, wenn es die Kugel nicht tat.
    Er wollte sich schon verabschieden, als Huck kraftlos die Hand hob und in Toms Richtung streckte.
    »Du … du musst mit ihr sprechen, Tom, sie kann’s dir sagen. Sie kann dir erzählen, wie’s war – auch mit Polly, Tom, du …«
    »Ahhrrrrghhhh!«
    Der Schmerz schoss Tom in den Kopf, als hätte man ihm einen Nagel durch die Stirn getrieben. Er fiel zu Boden. Zuerst dachte er, jemand hätte ihn in den Kopf geschossen, aber dann sah er den schweren Stein, der neben ihm auf den Boden geplumpst war und den jemand nach ihm geworfen hatte.
    Was zur Hölle …?
    »Ich hab ihn, Dale! Komm her!«
    Jeb stand grinsend über ihm. Er hatte seinen Deane & Adams-Double-Action-Revolver am Lauf gepackt, holte aus und ließ ihn auf Toms Schädel niedersausen.
    ~~~
    Tom rollte sich blitzschnell zur Seite, und der Revolverknauf traf ihn an der Schulter. Er schrie auf, in seinem Kopf explodierten Sterne, und er spürte, wie ihm das Blut warm und nass über die Schläfe ins Haar lief.
    Jebs fransiger Schurrbart zitterte vor Erregung. »Damit hast du nicht gerechnet, Niggerfreund, was?« Jeb baute sich über ihm auf, stemmte die dürren Beine in der zerrissenen Armeehose neben Toms Kopf in den Boden. Wieder holte er mit dem Revolver aus.
    »Nicht, Jeb! Lass ihn mir! Er gehört mir!«
    Dale schob sich an den Büschen vorbei um die Ecke des Gefängnisses. Blätter hingen an seinen Schultern, und sein rasierter Schädel schimmerte im Mondlicht, seine Augen glänzten hasserfüllt.
    Tom keuchte vor Schmerz.
    Der Revolver blieb einen Moment in der Luft stehen. Jeb zögerte – und mehr brauchte Tom nicht. Er rammte den Ellenbogen mit voller Wucht gegen Jebs Knie.
    Es hässliches Knacken war zu hören, und Jeb stieß einen jaulenden Schrei aus. Er knickte ein, Tom rollte sich weg, bevor Jeb auf ihn fallen konnte. Jeb ging in die Knie, der Revolver fiel ihm aus der Hand, und Tom sprang hin. Er hatte die Waffe gerade gepackt, als Dales Stiefel auf seine Hand niedersauste. Tom schrie auf. Seine Finger fühlten sich an, als wären sie unter ein Kutschrad geraten. Er versuchte, die Hand vom Revolver zu lösen, aber Dale stand mit seinem ganzen Gewicht darauf. Tom warf sich nach hinten, trotzdem traf Dales Faust ihn im Gesicht. Er wurde zu Boden geschleudert, der Schmerz zuckte durch seinen Kiefer, und einen Moment lang wurde ihm schwarz vor Augen.
    Er bringt mich um! Ich muss schneller sein, sonst bin ich tot!
    Dale hatte sein Gewicht verlagert, und Tom zog seine Hand unter Dales Stiefel heraus. Er warf sich herum, versuchte, auf allen vieren in die Büsche zu kriechen.
    Weg! Du musst hier weg!
    Dale war zwar groß, aber schwerfällig war er nicht. Mit zwei Schritten war er über Tom, trat ihm die Füße weg. Tom rollte sich auf den Rücken, krallte die Finger in den aufgeweichten Boden und schleuderte Dale eine Handvoll Erde ins Gesicht. Der Riese jaulte auf und fasste sich mit den Händen an die Augen. Tom sprang auf und rammte Dale die Faust in den Bauch. Dale sog scharf die Luft ein, sein Körper erzitterte, aber das massige Fleisch fing den Schlag einfach ab. Tom verpasste Dale noch einen Schlag gegen den Kopf, aber der Hüne grunzte nur, und als er die Hände wieder sinken ließ, schwankte er ein wenig, aber er lächelte.
    »Das reicht nicht, Cowboy. Das ist einfach zu wenig.«
    Tom starrte ihn entsetzt an.
    Weg hier! Lauf einfach weg!
    Er machte zwei Schritte rückwärts, als Dale langsam auf ihn zutaumelte, dann drehte er sich um und wollte losrennen. Doch da hörte er ein Klicken.
    Klick.
    Laut und vernehmlich und dazu Jebs schrille Stimme. »Bleib stehen, Niggerfreund! Sonst mach ich dir ein Loch in den Bauch!«
    Tom drehte sich um und starrte in den Lauf des Revolvers. Schlammverschmiert, aber genauso tödlich wie zuvor. Er hob die Arme und versuchte so etwas wie ein Lächeln, wobei sein Kiefer brannte wie die Hölle, und er spürte, dass ihm das Blut aus dem Mundwinkel lief.
    »Kommt schon, Leute. Vielleicht hatten wir einfach nur einen schlechten Start bei Harold. Vielleicht fangen wir einfach noch mal neu an, hm? Wir gehen zu Harold, und ich geb euch einen aus, wie wär’s?«
    Dale blickte fragend zu Jeb, und der nickte nur kurz. Tom lächelte breit und ließ die Arme ein Stückchen sinken, als Dale sich zu ihm hinwandte und ihm die Faust in den Bauch rammte.
    Tom klappte

Weitere Kostenlose Bücher