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Der Mann, der niemals schlief: Ein Tom-Sawyer-Roman

Der Mann, der niemals schlief: Ein Tom-Sawyer-Roman

Titel: Der Mann, der niemals schlief: Ein Tom-Sawyer-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon X. Rost
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Bild des Elends und des Schreckens abgeben musste, blutverkrustet und verschwollen, wie er war, und sein Grinsen mit den rissigen Lippen musste irr wirken auf den Jungen. Der stand noch immer am Rande der Böschung und starrte zum Horizont.
    »Ja! Genau! Der Zug! Du … du musst mich losmachen! Hast du ein Messer? I… ich hab auch ein Messer! In meiner Hosentasche! Du brauchst es nur rausholen und mich losschneiden!«
    Der Junge blickte vom Zug zu Tom. Dann zog er einen eindrucksvollen Dolch aus einem Futteral an seinem Gürtel und kam mit schnellen, geschmeidigen Bewegungen auf ihn zu.
    Toms Grinsen wurde zu einem keuchenden Lachen. »Ja! Guter Junge! Du hast selber ein Messer! Das … Das ist es! Du machst mich los, ja? Ich geb dir auch was dafür, kriegst ’ne Belohnung, hörst du?«
    Der Junge trat neben ihn, schwang ein Bein über Toms Körper und setzte sich auf dessen Oberschenkel. Er nahm den Dolch, schnitt Toms Gürtel ab und steckte ihn ein.
    Toms Nackenhaare stellten sich auf. »W… was … was machst du da? D… du … du sollst mich losschneiden, hörst du? Schneid meine Fesseln los!«
    Der Junge hielt kurz inne und blickte auf, die Augen unter den fettig glänzenden Haaren in der Stirn waren kaum zu sehen. Er lächelte. Dann begann der Junge Toms Taschen zu durchwühlen, förderte das Taschenmesser, ein paar Dollarmünzen und Scheine hervor und steckte sie in seinen Brustbeutel.
    Tom versuchte, den Jungen von seinem Körper zu schütteln, und schrie: »Du kleiner Bastard! Hör sofort auf damit! Du sollst mich losschneiden, kapiert? Schneid mich los, du kleiner Teufel! Ich verprügel dich nach Strich und Faden, hörst du?«
    Die Schienen vibrierten bereits heftig. Oder war es Tom, der zitterte? Wieder gellte das Pfeifen, und das Geräusch schmerzte in Toms Ohren wie ein schrilles Lachen. Der Kleine fand noch ein Stück Schnur bei Tom, das er in seine Tasche steckte, ließ die Pflanzenstängel aus Pollys Seifenkiste nach einen kurzem Blick achtlos fallen, riss ihm die Knöpfe von der Jacke, als würde er Kirschen von einem Baum pflücken, dann stand er auf und blickte in die Richtung des herannahenden Zuges. Das Monstrum aus Feuer und Eisen war keine halbe Meile mehr entfernt.
    Tom schluckte. »Bitte! Ich flehe dich an, Kleiner! Mach mich los! Ich geb dir auch alles, was du willst!«
    Der Junge beschirmte die Augen gegen die Sonne und sah Tom nicht an. »Mach’s gut, weißer Mann. Ich muss jetzt gehen.« Dann trat er von den Gleisen und schritt langsam durch das Gras die Böschung hinauf.
    Tom schrie wie von Sinnen. »Neiiiin! Nein, du gehst nicht! Ich … ich hab was für dich! Ich geb dir eine Kette, ja? Ich hab noch eine Kette! In meiner Brusttasche!«
    Der Junge blieb stehen. Zweifelnd blickte er auf den herannahenden Zug und wog die Entfernung ab. Dann drehte er um und kam mit schnellen Schritten zu Tom zurück.
    Toms Stimme zitterte und klang brüchig. »Du nimmst die Kette und schneidest mich dafür los, ja? Es ist ein wertvolles Medaillon, mit einem Schutzzauber, verstehst du? Dich trifft ein Fluch, wenn du mich nicht losschneidest, verstehst du?«
    Der Junge grinste nur. Das Stampfen und Schnauben der Lokomotive wurde stetig lauter, und durch das Vibrieren der Gleise nahm Tom seine Umgebung nur noch verschwommen wahr. Der Zug war jetzt nur noch eine Viertelmeile entfernt. Er war um den See herumgefahren und stampfte auf Tom zu; die großen Räder waren deutlich zu sehen, und der mächtige Kessel der Lokomotive schob sich unaufhaltsam die Schienen entlang. Der Junge beugte sich über Tom und fischte die Kette, die Tom von Polly geschenkt bekommen hatte, aus Toms Brusttasche. Er ballte die Faust und stand wieder auf.
    »Geh nicht! Bitte! Schneid mich los!« Toms Stimme war kaum mehr als ein heiseres Flüstern.
    Der Junge wandte sich bereits ab, als sein Blick auf den Anhänger fiel. Wie versteinert hielt er inne und starrte auf das Medaillon.
    Und zu Tom.
    Dann blickte er erschrocken zu der Lokomotive und stürzte zu Tom, fiel neben ihm auf die Knie und hielt ihm aufgeregt den Anhänger vor die Nase. »Kommst du von Tcibia’bos? Bist du das verlorene Kind?«, schrie er Tom an, um die herannahende Lokomotive zu übertönen.
    Tom hatte keine Ahnung, wovon der Junge sprach, er zitterte, doch für den Jungen musste es ausgesehen haben wie ein Nicken. Man konnte den Rauch der Lokomotive schon riechen. Das Rattern wurde ohrenbetäubend.
    Der Junge zückte seinen Dolch und durchtrennte hastig

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