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Der Mann, der sein Leben vergaß

Der Mann, der sein Leben vergaß

Titel: Der Mann, der sein Leben vergaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zergliedern.
    Mit eiligen Schritten ging er an das Bordtelefon und nahm den Hörer ab.
    »Funkkabine«, rief er mit einer leicht vor Erregung zitternden Stimme in die Muschel. Er wartete, bis der Funker sich meldete, mit dem Hörer am Ohr und diktierte dann:
    » Riez , schreiben Sie und geben Sie das Telegramm sofort durch an Konsul Don Manolda, Den Haag, Holland, Parkstraße. Haben Sie? Ja? Es folgt der Telegrammtext:
    Drahtet sofort ob Besprechung so wichtig stop Eintreffen erst im Laufe der nächsten Woche möglich stop Kann Verlegung nicht nach Lissabon stattfinden stop Rückantwort an Jacht Anita auf bekannter Welle stop Biancodero
    Haben Sie, Riez? Sehr gut! Geben Sie den Text unverschlüsselt sofort durch. Sollte eine schnelle Antwort kommen, reichen Sie mir den Zettel sofort zur Kabine 5 herein. Danke.«
    Er hängte ein und ging mit langen Schritten im Zimmer hin und her.
    Manolda! Sollte er eine Doppelrolle spielen?! Und wenn – was hatte dann Anita, die kleine, unschuldige, lustige Anita mit dem allen zu tun?! War ihr Unfall etwa auch ein Selbstmord oder gar ein Mord?!
    Dr. Albez fühlte, wie es ihm eiskalt über den Rücken lief. Auf einmal wußte er, daß, wenn Manolda seine Hand beim Tode Anitas im Spiel hatte, er, der ruhige Dr. Albez, selbst ohne Mitleid und Reue, ohne Skrupel oder Überlegung zum Mörder an Don Manolda würde! Mochte dann kommen, was die sogenannte rechtliche Gerechtigkeit für gut befand – mit Anita war sein Leben als Mensch, als fühlender, lebenshungriger Mensch gestorben – was sie dann mit der Hülle machten, die übriggeblieben war, war ihm gleichgültig …
    Er setzte sich an seinen Schreibtisch und betrachtete stumm das Bild Anitas, das auf einem kleinen Marmorsockel mitten auf der Tischplatte stand. Ihre kecken schwarzen Augen lachten ihm entgegen, ihr roter, üppiger Mund schien zu locken, die schwarzen langen Locken ringelten sich wild und ungebändigt über die Stirn …
    Dr. Albez wandte sich ab und bedeckte einen Augenblick die Augen mit der Hand.
    Da klopfte es.
    Erschreckt fuhr er empor. Nacht lag im Zimmer. Er ging zum Schalter, drehte die Deckenlampe an und öffnete. Der Funker Riez stand im Gang und hielt einen Zettel hin.
    »Antwort aus Den Haag, Señor«, sagte er.
    »Schon?«
    »Soeben durchgekommen.« Er grüßte und rannte wieder den Gang hinab in seine Funkbude.
    Dr. Albez trat mit dem Telegramm unter die Lampe und las:
    »Konsul Don Manolda seit sechs Wochen nicht mehr in Den Haag stop Aufenthalt Manoldas unbekannt stop Nachrichtenübermittlung daher unmöglich stop Sollte Nachricht kommen Weiterleitung sofort stop van Bercken.«
    Eine Weile starrte Dr. Albez auf den schicksalhaften weißen Zettel.
    Van Bercken. Der Sekretär. Manolda seit sechs Wochen unbekannt verreist.
    Sah das nach Flucht aus? Nach einem Untertauchen in die Anonymität?!
    Was wurde hier gespielt?!
    Dr. Albez beschloß, sofort nach seiner Ankunft in Lissabon weiter nach Amsterdam zu fahren.
    Er fühlte, daß er einem großen Abenteuer entgegenfuhr.
    Und er entschloß sich, diese Reise zu wagen, ohne Kommissar Selvano davon zu unterrichten.
    Kommissar Antonio de Selvano saß Primo Calbez gegenüber und schüttelte zum wiederholten Male den Kopf.
    »Verstehen Sie das, Calbez«, fragte er und reichte ihm einen Zettel über den Tisch. »Das hat Biancodero vor einer Stunde aus Den Haag bekommen.«
    Primo Calbez las und schaute erstaunt auf.
    »Ein Telegramm von Manolda! Alle Wetter! Sollte unsere Theorie doch nicht stimmen? Sollte der Tote doch ein anderer sein? Vielleicht nur ein Agent des ganzen Gaunerklubs?«
    Selvano zuckte die Achseln. Er betrachtete die Aufnahme der verkohlten, unkenntlichen Leiche, die in dem dicken Aktenbündel lag.
    »Theorien können durch Tatsachen immer widerlegt werden! Aber hier glaube ich einfach an meine Gedanken! Und ich gehe keinen Schritt von meinen Mutmaßungen weg! Eins ist jedenfalls klar: Biancodero wird nicht nach Amsterdam fahren, sondern Sie. Calbez!«
    »Ich?«
    »Ja, Sie. In der Maske Biancoderos. Wir müssen die Burschen ausheben, wenn wir Ruhe im Rauschgiftdezernat haben wollen. Dabei sind die Mittel gleichgültig – es geht um die Sache allein!«
    Primo Calbez rieb sich die Hände und lehnte sich weit im Stuhl zurück.
    »Die Gesichter der Kollegen in Amsterdam möchte ich sehen, wenn extra einer aus Lissabon durch halb Europa kommt, um einen angeblichen Konsul zu fangen! Na, die Herren werden nicht schlecht fluchen! Und den Fall van Brouken

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