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Der Mann, der zweimal starb Kommissar Morry

Der Mann, der zweimal starb Kommissar Morry

Titel: Der Mann, der zweimal starb Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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für untreue Ehefrauen, frühreife Mädchen und Lebemänner. Oliver Bloom stieg aus und half seiner Gattin galant aus dem Wagen. Rasch ging er neben ihr auf das hellerleuchtete Vergnügungslokal zu.
    „Komm doch!“ sagte er ungeduldig. „Ich hoffe, du hast nichts gegen diese Bar einzuwenden.“
    Das Gesicht Evelyn Blooms gefror zu einer eisigen Maske. Ihre Schritte wurden langsam. Sie sträubte sich und versuchte, sich von seinem Griff zu lösen. Am liebsten wäre sie weggerannt. Irgendwohin, wo sie allein war. Aber Oliver hielt sie unerbittlich fest. Er zog sie einfach mit sich fort.
    „Warum denn diese Komödie“, zischelte er zwischen den Zähnen. „Gefällt dir das Lokal auf einmal nicht mehr? Früher bist du doch so oft hier gewesen, wenn auch nicht mit mir. Aber bestimmt hast du dich immer gut amüsiert.“
    Seine Worte klangen auf einmal wieder schneidend und gehässig, und seine Griffe waren hart und roh. Er tat ihr weh. Grob drängte er sie durch die Tür des Restaurants.
    „Guten Abend, Madam“, grüßte der Geschäftsführer höflich.
    „Lange nicht mehr hier gewesen. Ich dachte schon . . .“
    In diesem Augenblick sah er den fremden Mann an ihrer Seite und verstummte. Verlegen wich er zur Seite. Er wies den Gästen nicht einmal einen Tisch an.
    Doch es war auch nicht nötig. Es gab genug Platz in dem weiten Raum. Die Palmen, von denen das Lokal seinen stolzen Namen ableitete, ließen müde ihre staubigen Wedel hängen. Auch sonst gab es nicht viel Erfreuliches zu sehen. Für ein verliebtes Paar mochte dieses Lokal das Paradies bedeuten; für biedere Eheleute dagegen war es langweilig und öde.
    „Was willst du essen?“ fragte Oliver Bloom mit dünner Höflichkeit.
    Evelyn schob die Speisekarte brüsk zur Seite. „Danke“, stieß sie gequält hervor. „Ich habe keinen Appetit mehr. Wie dumm von mir, daß ich wirklich einen Augenblick lang glaubte, du wolltest mir eine Freude bereiten. Jetzt weiß ich, warum du mich ausgeführt hast.“
    „Ach?“ sagte Oliver Bloom und hob die Augenbrauen. „Weißt du das tatsächlich?“
    Es bereitete ihm ein diabolisches Vergnügen, sie stets von neuem zu quälen. „Wir bestellen Martini“, sagte er. „Ich hörte, daß du dieses Getränk allen anderen vorziehst. Es stimmt doch?“ Evelyn sagte nichts. Sie rührte auch das Glas nicht an, das der Kellner ihr serviert hatte. Ihr Gesicht war blaß und durchsichtig, die Augen dunkel vor Gram und Furcht.
    „Warum trinkst du denn nicht?“ fragte Oliver Bloom lauernd.
    „Bei dem andern hast du dich sicher nicht so schüchtern angestellt, wie? Bei ihm warst du verliebt und übermütig wie ein Backfisch.“ Wieder keine Antwort. Evelyn hatte den Kopf tief gesenkt. Sie wollte nichts mehr sehen oder hören. Aber Oliver Bloom nahm keine Rücksicht auf ihre Nerven. Er hatte seinen größten Trumpf noch immer nicht ausgespielt. Jetzt erst beschloß er, die Karten offen auf den Tisch zu legen.
    „Hast du heute die Zeitung gelesen?“ fragte er hüstelnd.
    „Nein“, murmelte Evelyn abwesend. „Ich fand sie nirgends. Hast du sie etwa ins Büro mitgenommen?“
    „Ja“, sagte Oliver Bloom mit einem tiefen Atemzug. „Ich habe sie mitgenommen.“
    Er klopfte an seine Brusttasche. „Ich trage sie jetzt noch bei mir. Es stand eine wichtige Neuigkeit darin, die auch dich interessieren wird. Joseph Hattan wurde heute morgen gehenkt.“
    Die letzten Worte fielen wie Keulenschläge auf Evelyn Bloom nieder. Entsetzt hob sie das wachsbleiche Gesicht.
    „Du lügst“, stieß sie verächtlich hervor. „Ich glaube dir kein Wort. Joseph hat ein Gnadengesuch eingereicht. Er hoffte, daß die Königin oder der Innenminister sein Gesuch . . .“
    Ein rauhes, mißtönendes Lachen schnitt ihre Worte ab. Dann raschelte ein Zeitungsblatt auf dem Tisch.
    „Hier“, sagte Oliver Bloom mit zynischem Unterton. „Lies doch selbst! Es steht ja groß und deutlich da.“
    Evelyn beugte sich verstört über die zerknitterte Zeitung. Brüchiges Gestammel kam von ihren Lippen. Sie begriff kaum, was sie las. Fortwährend prasselten die höhnischen Bemerkungen Olivers auf sie ein.
    „Er war ein ganz gemeiner, hinterhältiger Mörder, verstanden? Er verdient nicht das geringste Mitleid. Er hat nur seine gerechte Strafe erhalten.“
    Mit schrägen Blicken schielte er zu Evelyn hinüber. Als er keine Antwort erhielt, fuhr er zischelnd fort: „Es ist schlimm genug, wenn eine Frau ihren Mann betrügt. Wenn sie sich aber ausgerechnet noch einen

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