Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mann, der zweimal starb Kommissar Morry

Der Mann, der zweimal starb Kommissar Morry

Titel: Der Mann, der zweimal starb Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
Vom Netzwerk:
brutalen Hieb in den Nacken, daß er halb bewußtlos nach vorn kippte. Er verlor den Halt. Er glitt vom Tisch ab. Er stürzte zu Boden. Wie ein Tier kroch er über die Dielen, um der Reichweite des Mörders zu entrinnen. Es war ein vergebliches Bemühen. Er kam kaum vom Fleck. Die Todesfurcht lähmte seine Glieder. Die Angst machte ihn blind. Er wußte überhaupt nicht, wohin er kroch. Zwei Hände umfaßten seinen Hals. Sie würgten ihn, bis kein Leben mehr in ihm war. Eine Schlinge zerrte an seiner Kehle. Sie preßte den letzten Lebensfunken aus seinem Körper. Diesmal gab es keine Rettung mehr für Reginald York. Einmal hatte er dem Tod ein Schnippchen schlagen können. Aber jetzt ließ das schwarze Gespenst seine Beute nicht mehr frei. Reginald York starb, ohne einen Laut von sich zu geben.
    Es war Lucy Fox, die ihn zehn Minuten später fand. Sie verlor die Besinnung, als sie ihn sah.
     
    19
     
    Am Stammtisch der Sidney Bar saßen sie zusammen und feierten vergnügt den Anbruch einer sorglosen Zeit. Sie schrien und grölten und ließen sich gegenseitig hochleben, Die Gläser kreisten, die hohen Krüge wanderten von Hand zu Hand.
    „Ich habe Prospekte mitgebracht“, sagte Percy Coogan gutgelaunt. „Seht sie euch an, Boys! Möchte euch vorschlagen, daß wir nach Wales fahren. Habe da eine Burg entdeckt, die hoch über den Wäldern liegt. Das wäre das richtige Räubernest für uns. Könnten da einmal wochenlang auf der faulen Haut liegen.“
    „Phantastische Idee“, brummte Clift Murray begeistert. „So was habe ich mir schon immer gewünscht: Mal richtig die Landluft genießen, den Bauern bei der Arbeit Zusehen, ein paar Rehböcke schießen und .. .“
    Sie schnatterten wie die Gänse durcheinander. Sie malten sich ihren Ausflug in den rosigsten Farben aus. Sie wollten einmal richtig Ferien machen, obwohl sie doch eigentlich nie eine Arbeit angefaßt hatten. Trotzdem fühlten sie sich sehr erholungsbedürftig.
    „Ich könnte da draußen endlich einmal meiner Leidenschaft nachgehen“, sinnierte Percy Coogan. „Seit Jahren mußte ich auf dieses Vergnügen verzichten.“
    „Was ist das für ein Vergnügen?“ erkundigte sich Puck Gravel mißtrauisch.
    „Fotografieren“, schwärmte Percy Coogan. „Ich werde euch die tollsten Bilder machen. Ich bin ein Künstler in diesem Fach. Ihr werdet staunen.“
    „Hast du einen Apparat?“ fragte Teddy Snack.
    „No. Aber was macht das? Ich habe vorgestern bei Douglas Woodbrook eine fabelkafte Leica gesehen. Frisch aus Deutschland importiert. Den Kasten werde ich mir holen.“
    „Muß das sein?“ fragte Clift Murray ärgerlich.
    „Laß ihm doch das Vergnügen“, mischte sich Puck Gravel ein. „Es ist nicht weit bis zum Wenlock Basin. Er kann schon in einer halben Stunde zurück sein.“
    „So ist es“, bestätigte Percy Coogan vergnügt. „Ich werde einen Fahrplan mitbringen, Boys. Wir können uns dann gleich den günstigsten Zug aussuchen. Werden erster Klasse fahren. Denke, das steht uns zu.“
    Er angelte seinen Hut vom Haken, zog seine Ueberjoppe an und marschierte pfeifend zur Tür hinaus. Obwohl es vom Himmel wie aus Kannen goß, sah Percy Coogan tausend Sterne strahlen. Er fühlte sich glücklich wie selten zuvor. Rasch schritt er auf das Wenlock Basin zu. Er hatte nicht die leiseste Ahnung, daß etwas schief gehen könnte. Seine Stimmung war rosig und zuversichtlich. Erst als er auf die Schritte aufmerksam wurde, die schon von Anfang an hinter ihm hertappten, wurde er unruhig. Er blickte zurück. Seine Augen verengten sich. Er versuchte, die grauen Regenwände zu durchdringen. Die Schritte hinter ihm waren verstummt. Er konnte nichts erkennen. In grauen Schleiern troff der Regen nieder. Percy Coogan setzte sich wieder in Marsch. Er hatte noch keine zwanzig Meter zurückgelegt, da ging der andere wieder hinter ihm her. Er kam näher. Seine Schritte wurden ständig lauter.
    Das harte, tackende Geräusch machte Percy Coogan nervös. Er beschleunigte sein Tempo. Er begann zu laufen. Keuchend erreichte er das flache Haus des Trödlers Douglas Woodbrook. Es lag dunkel am Rand des Hoxton Canals. Faulig wehte der Geruch des Wassers über die Straße.
    „Hallo, Percy“, erklang plötzlich eine heisere Stimme.
    Percy Coogan fuhr verstört herum. Beklommen tastete er die Umgebung ab. Er sah einen plumpen Schatten, der sich langsam auf ihn zuschob. Jetzt konnte man die Kleidung des hartnäckigen Verfolgers erkennen. Er trug einen Hut mit auffällig breiter

Weitere Kostenlose Bücher