Der Mann, der zweimal starb Kommissar Morry
Krempe und einen Trenchcoat mit hochgeschlagenem Pelzkragen. Es war Joseph Hattan. Percy Coogan schrak zusammen, als sähe er ein Gespenst vor sich. Er verlor seine letzte Beherrschung. Wie ein Verrückter trommelte er an die Tür des Trödelladens.
„Aufmachen!“ schrie er. „Aufmachen!“
Er sah mit schiefen, gehetzten Blicken, daß sich Joseph Hattan lautlos hinter ihn schob. Er wagte sich nicht umzudrehen. Er wußte von vornherein, daß er der Unterlegene war. Sein Leben hing an einem lächerlich dünnen Faden. Es kam auf jede einzelne Sekunde an. Wenn Douglas Woodbrook nicht bald die Tür öffnete.
Jetzt schwankte ein Lichtschein durch den Laden. Ein weißer Fleck huschte über die vergitterten Glasvierecke der Tür. Das bärtige Gesicht Douglas Woodbrooks tauchte hinter einer Handlaterne auf.
„Wer ist da?“ fragte er wie immer mit hüstelnder Stimme.
„Percy Coogan.“
„Was willst du?“
„Etwas kaufen.“
Der Riegel klirrte zurück. Die Tür tat sich nach innen auf. Benommen stolperte Percy Coogan in den Laden. Als er sich noch einmal umdrehte, sah er, daß Joseph Hattan verschwunden war.
„Kommen Sie!“ raunte der Trödler. „Ich habe Besuch. Sie werden staunen.“
Zaudernd und unschlüssig ging Percy Coogan 'durch den finsteren Laden auf den Wohnraum zu. Hätte er nicht gewußt, daß Joseph Hattan in der Finsternis draußen auf ihn lauerte, so wäre er schnurstracks umgekehrt.
„Wer ist denn dieser Besuch?“ fragte er argwöhnisch. Im nächsten Moment sah er ihn selbst. Es war Kommissar Morry. Er saß am Tisch und hatte ein paar Goldstücke vor sich liegen. Spöttisch ließ er sie auf der Tischplatte klimpern.
„Woher stammen denn diese Dukaten?“ fragte er lächelnd.
Percy Coogan stand steif wie ein Klotz an der Zimmertür. Seine Knie wurden auf einmal merkwürdig weich. Unstet und flackernd irrten seine Blicke zwischen dem Trödler und dem Kommissar hin und her.
„Du hast uns verzinkt, eh?“ brüllte er Douglas Woodbrook an. „Was bist du doch für eine stinkende Ratte. Hätten wir das früher gewußt, so wärst du...“
„Moment mal!“ mischte sich Morry in das Geschrei. „Es stimmt also, nicht wahr? Die Goldfüchse stammen aus dem Tresor der Villa Calvin. Douglas Woodbrook hat es bereits zugegeben. Er weiß, daß er für sein schäbiges Geschäft ein paar Monate brummen muß. Nun warte ich auf Ihr Geständnis, Mr. Coogan. Leugnen hat keinen Zweck mehr.“
Nein, es hatte keinen Zweck mehr. Das sah selbst Percy Coogan ein. Er mußte die Karten auf den Tisch legen. Man hatte ihn an die Wand gespielt.
„Wo ist Jack Potter?“ fragte der Kommissar plötzlich.
„Er ist tot, Sir.“
„Stimmt das?“
„Jawohl, Sir. Man hat ihn ermordet. Ich fand ihn erwürgt in seiner Behausung am Hoxton Canal.“
„Warum meldeten Sie diese Entdeckung nicht der Polizei?“
Percy Coogan zuckte finster mit den Achseln. Niedergeschlagen ließ er den Kopf hängen. Der Traum von einem sonnigen Urlaub war jäh zerronnen.
„Geben Sie den Einbruch zu?“ fragte Morry forschend.
„Muß ich wohl, Sir.“
„Wer war außer Ihnen noch dabei?“
„Jack Potter, Sir!“
„Wer sonst noch?“
„Puck Gravel.“
„Sonst niemand?“
„No, Sir!“
„In Ordnung. Dann kommen Sie mit.“
Sie stiegen draußen in den Dienstwagen des Kommissars. In rascher Fahrt ging es zum Hoxton Gate. Dann lag die Sidney Bar vor ihnen. Das laute Geschrei der Stammtischbrüder drang durch die Scheiben.
„Wie sie sich freuen“, murmelte Morry ironisch. „Das Geld ist ihnen zu Kopf gestiegen, was? Sie geben eine mächtige Stange an.“
Das Gebrüll wurde noch lauter, als Percy Coogan die Tür öffnete. „Eh, hast du den Apparat dabei?“ schrie ihm Clift Murray entgegen. „Laß den Kasten sehen! Du könntest jetzt gleich eine Blitzlichtaufnahme machen.“
„Reicht das nicht auch morgen noch, meine Herren?“ rief Kommissar Morry lächelnd zu dem Stammtisch hin. „Sie werden im Gefängnis kostenlos fotografiert. Wozu brauchen Sie da einen Apparat? Sie können sich das Geld sparen.“
Die Freunde Percy Coogans sperrten entsetzt Augen und Ohren auf. Sie saßen da und starrten den Kommissar an wie die Ölgötzen. Die bunten Reiseprospekte flatterten unbeachtet zu Boden.
„Was soll das?“ fragte der dicke Clift Murray schwitzend. „Was ist passiert?“
„Ich muß Sie festnehmen, meine Herren“, sagte Morry sanftmütig. „War eben Künstlerpech. Percy Coogan hat den Einbruch in die Villa
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