Der Mann, der zweimal starb Kommissar Morry
ironisch. „Sieh mal an! Dabei konnten wir in der Villa Calvin feststellen, daß nur Puck Gravel den Tresor aufgemacht haben kann. Es war genau seine Arbeitsweise. Nur er versteht mit der Burnleyklinge so geschickt umzugehen.“
„Danke für das Lob, Sir“, grinste Puck Gravel. „Es ehrt mich. Aber wir sind trotzdem nicht in der Villa Calvin gewesen. Das müssen Sie einsehen.“
Fünf Minuten später hatte sich der Kommissar stillschweigend empfohlen.
„Na also“, meinte Clift Murray befriedigt. „Jetzt können wir weiterfeiern. Was ziehst du für ein Gesicht, Percy?“
„Jack Potter ist tot“, murmelte Percy Coogan dumpf.
„Tot?“
„Hm. Er wurde ermordet. Er hing in der gleichen Schlinge wie die ändern. Ich fand ihn in seiner Wohnkammer. Hing vielleicht schon vierundzwanzig Stunden an dem verfluchten Strick.“
Der dicke Clift Murray machte eine entsetzte Bewegung an seinen Hals. Von einer Sekunde zur ändern kam er ins Schwitzen. Sein Gesicht lief bläulich an.
„Also Joseph Hattan?“ würgte er hervor. „Ja, es war Joseph Hattan.“
„Dann können wir uns ja gratulieren“, schnatterte Nicol Trapp ängstlich. „Dieser Schuft will uns alle fertigmachen. Jack war der erste. Wir sind die nächsten.“
Sie ließen alle die Köpfe hängen und schielten hilfesuchend zu Percy Coogan hin. Er hatte sich immer als der stärkere erwiesen. Verdammt, wußte auch er keinen Rat?
„Ich gehe jetzt zu Douglas Woodbrook“, sagte er nach einiger Zeit. „Werde das Geld abholen. Dann können wir weiterreden. Wird am besten sein, wenn wir für ein paar Wochen einen Ausflug machen. Schlage vor, daß wir erst zurückkehren, wenn Joseph im Käfig sitzt.“
Das war ein Vorschlag. Sie waren alle damit einverstanden. Sie freuten sich jetzt schon auf den reichen Segen, der sich über ihre Häupter ergießen sollte.
„Mach’s gut“, brummte Clift Murray. „Laß dich von dem schäbigen Trödler nicht mit leeren Worten abspeisen. Er soll gefälligst das Moos herausrücken. Sonst schlagen wir ihm die Bude ein.“
Percy Coogan nickte seinen Kumpanen flüchtig zu und machte sich anschließend auf den Weg. Er ging zum Wenlock Basin. Schon nach zehn Minuten erreichte er das flache Haus, dessen Rückfront an das faulige Wasser grenzte. Der Laden war dunkel. Auch in den Wohnräumen war kein Licht zu sehen. Percy Coogan trommelte mit beiden Fäusten an die Tür. Er machte einen Heidenlärm. Dafür erlebte er auch die Freude, daß Douglas Woodbrook schon nach kürzester Zeit hinter der Tür erschien. Zwergenhaft und verkrüppelt spähte er durch das Gitter. Mißtrauisch reckte er den dünnen Hals.
„Wer ist es?“ fragte er hüstelnd.
„Percy Coogan.“
Der Alte sperrte die Tür auf. Er ließ den ungeduldigen Mann eintreten. Scheu blickte er an ihm hinauf. „Eh, du kennst mich wohl gar nicht mehr? Bin ein Freund von Jack. Soll das Geld für ihn abholen.“
„Warum kommt Jack Potter nicht selbst?“ fragte Douglas Woodbrook argwöhnisch.
„Er kann nicht. Er ist tot.“
„Tot?“
„Ja. Man hat ihn ermordet. Es war Joseph Hattan. Du kennst ihn ja auch noch, wie? Früher war er einmal ein guter Freund von uns. Jetzt haßt er uns wie die Pest.“
Douglas Woodbrook wurde noch ein Stück kleiner. Er wollte nichts von solchen Dingen hören. Mord und Blut vertrugen sich nicht mit seinen Geschäften.
„Hast du die Papiere und das Gold verhökert?“ fragte Percy Coogan habgierig.
„All right!“
„Was hast du dafür bekommen?“
„Achttausend.“
Douglas Woodbrook senkte den Blick. Er hatte in Wirklichkeit zwölftausend bekommen. Aber wen ging das was an. Es war allein sein Geheimnis.
„Bist du zufrieden damit?“ fragte er lauernd.
„Ja“, stieß Percy Coogan heiser hervor. „Sehr zufrieden. Ich hätte nicht soviel erwartet.“
Er ließ sich mit hungrigen Blicken die Scheine auf den Tisch zählen. Es waren ansehnliche Bündel. Häuter Fünfpfundnoten. Man hätte ein großes Haus für dieses schmutzige Papier kaufen können.
„Wie ist es mit meiner Provision?“ fragte Douglas Woodbrook meckernd.
Percy Coogan ließ hastig die Bündel in seiner Tasche verschwinden. „Denke, du hast deinen Anteil schon abgezogen“, knurrte er. „Wir kennen uns doch, eh?“
Ohne den anderen noch eines Blickes zu würdigen, trat er den Rückweg an. Er schlich hastig durch den finsteren Laden. Gebeugt tappte er auf die Straße hinaus. Er beschleunigte sein Tempo. Hoffentlich, dachte er, erwartet mich in der
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