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Der Mann, der's wert ist

Der Mann, der's wert ist

Titel: Der Mann, der's wert ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Heller
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gesagt, statt zwei Blechschachteln lieber ein vernünftiges
Auto für uns beide. Das fand ich auch sehr vernünftig, es gibt viel zuviele
Autos. Unsere zweite gemeinsame Anschaffung war ein sündhaft teurer,
extrabreiter, königsblauer Kaschmirschal. Wir trugen ihn von November bis März
abwechselnd: Benedikt an den geraden Tagen des Monats, ich an allen ungeraden
Tagen. Die dritte gemeinsame Anschaffung war unser Bett, wir kauften es, als
Benedikt bei mir einzog. Ein großes französisches Bett. Mehr brauchen wir
nicht, um glücklich zu sein.
     
    * * *
     
    Solveig kam unter dem Tisch
hervor. »Ich will auch Wein«, kreischte sie.
    Annabell zerrte Solveig auf
ihren Schoß und blickte wie eine Schmerzensreiche Muttergottes auf Solveig:
»Willst du nicht lieber ein Eis? Mamabell will lieber ein Eis.«
    »Ich will Wein«, beharrte
Solveig. Sie ist nicht leicht zu übertölpeln.
    »Hast du nicht vorher gesagt,
du wärst ein Miezekätzchen?« sagte Annabell mit ihrer
Ich-bin-eine-glückliche-Mutter-Stimme. »Kätzchen mögen keinen Wein, weißt du.«
Dabei setzte sie ihr Ich-bin-eine-glückliche-Mutter-Lächeln auf und blickte
beifallheischend um sich. »Komm, wir gehen gucken, was Kätzchen trinken.«
    Jeder nickte ihr zustimmend zu,
als sie Solveig hinausführte. Peter, der den ganzen Abend kaum ein Wort gesagt
hatte, seufzte: »Dauernd zieht dieses Kind unterm Tisch an meiner Hose rum.« Er
betrachtete seine Hose und sprang auf. An der ‘ weißen Designerhose waren
bräunliche Streifen. »Was ist denn das? — Pastete!«
    »Ich würd da auf ganz andere
Ideen kommen!« brüllte Niko. »Wenn sie mich noch einmal anfaßt, tret ich zu!«
jammerte Peter. Niko schrie vor Lachen: »Wenn sie ihm noch mal an die Hose
faßt, tritt er zu!«
    »Ich Wechsel den Platz mit
dir«, sagte Benedikt hilfsbereit, »mir tut sie nichts.«
    Das ist nicht wahr, Solveig
schreckt vor keinem zurück, aber natürlich war Peter heilfroh, den Platz
gegenüber von Annabell mit dem Platz neben mir zu tauschen. Sofort blühte er
auf: »Kannst du mir nicht auch einen Job besorgen?« fragte er mich. »Ohne
Beziehungen geht nichts.«
    Ehe ich antworten konnte, sagte
Benedikt: »Beziehungen sind nicht alles. Du mußt auch die Konkurrenz ausbooten.«
    »Waren andere Bewerber da?« Ich
war erstaunt, mein Vater hatte getan, als wäre mit seinem Anruf alles geregelt
gewesen. »Andere Bewerber gibt es immer. Außerdem konnte ich dem Herrn Faber
schlecht meine Abschlußarbeit zeigen, die war nicht besonders populär. Ich bin
doch damals bei der Prüfung reingefallen mit diesem kleinkarierten Prüfer, der
irgendwas in meinem Entwurf irgendwie anders berechnet hätte.« Benedikt machte
ein Gesicht wie jemand, der vor einem Rätsel steht, das ihn nicht interessiert.
    »Du hast bei dem Faber die
Supershow abgezogen«, sagte Niko stolz.
    Aha, da wußte Niko mehr als
ich. Ich lachte, typisch Männerkumpanei!
    »Ich weiß nicht, ob ich euch
meine kleinen Geheimnisse verraten soll«, sagte Benedikt, »andererseits will
ich nicht, daß der Eindruck entsteht, ich hätte diesen Job nur durch
Beziehungen. Soll ich euch die Wahrheit erzählen?«
    Natürlich wollten wir die
Wahrheit wissen.
    »Also, abgesehen von diesem
blöden Diplom hatte ich nicht viel vorzuweisen. Die Jobs bei Niko und bei
Ziermann gelten nicht als Praxiserfahrung für Architekten. Mit diesen Themen
konnte ich den Faber nicht langweilen. Da mußte ich mir was einfallen lassen.
Also worin bestand mein Problem, analytisch betrachtet?«
    Niemand wußte, worin Benedikts Problem
bestand, analytisch betrachtet.
    »Einen Grund zu finden, daß er
mich sofort einstellt, ohne diesen Diplom-Kram gesehen zu haben. Also hatte ich
zehr Kilometer vor dem Büro des Herrn Faber eine Autopanne. Ich hab umständlich
mit dem Anlasser rumgemurkst, bis der Motor abgesoffen ist, man weiß nie, wer
einen zufällig beobachtet. Dann ein Taxi organisiert. Klappte alles vorzüglich.
Nur war ich dann leider eine Viertelstunde zu früh vor dem Büro. Das ging
natürlich nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Die hätten doch gedacht, ich
lechze nach ihrem Job. Das drückt den Preis. Also sag ich dem Taxifahrer:
Fahren Sie unauffällig weiter, ich will um 15 Uhr und 45 Sekunden hier
ankommen, keine Sekunde früher. Wir haben in einer Seitenstraße gewartet — und
dann rasten wir vors Büro, mit Karacho und quietschenden Bremsen, ich
rausgehechelt und stehe im Büro, pünktlich auf die letzte Sekunde.«
    »So muß das funktionieren«,
sagte

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