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Der Mann, der's wert ist

Der Mann, der's wert ist

Titel: Der Mann, der's wert ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Heller
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sein
Lieblingsgericht, und servieren Sie es ihm mit Ihren Lippen.
Kleingeschnittenes, scharfgewürztes Fleisch, Rosenkohl, Cocktailtomaten und
Weintrauben eignen sich besonders gut für die
Mund-zu-Mund-Erlebnis-Gastronomie. Guten Appetit!
    — Schon wieder kochen! Davon
abgesehen, würde Nora in Ohnmacht fallen, würde ich Benedikt eine
Cocktailtomate in den Mund schieben — welche Verschwendung, Cocktailtomaten zu
kaufen, wo sie eigene Tomaten eingefroren hatte.
    4. Massieren Sie ihn mit Ihrer
Luxuscreme. Cremen Sie besonders sorgfältig und zärtlich sein allerbestes Teil
ein.
    — Nicht schlecht. Nur ist meine
beste Creme eine Antifalten—Creme. Ich benutze sie fast nie, weil sie so teuer
war, und betrachte sie mittlerweile eher als Kapitalanlage fürs Alter. Und ist
eine Antifalten-Creme für diesen Zweck richtig?
    5. Stellen Sie Ihr Bett um:
Neue Perspektiven ergeben neue Positionen.
    — Mein Zimmer ist zu klein, um
das Bett anders zu plazieren.
    Und was die Positionen
betrifft...
    6. Lassen Sie sich dabei
ertappen, wie Sie diese Liebes-Tips studieren. Das wird ihn endgültig auf die
richtige Idee bringen!
    — Dieser blöde Tip war ja nur
Reklame für die Illustrierte, den konnte man sowieso vergessen.
    Alles Quatsch. Lediglich
vielleicht, was die Positionen betraf... irgendwie verdränge ich immer das Positionen-Problem.
Aber ich hab nun mal keine Lust auf Bums-Akrobatik. Noch nie gehabt, schon seit
damals nicht, als Klaus auf seinem Küchentisch ständig das Kamasutra liegen
hatte. Er hatte eine bebilderte Versandhaus-Ausgabe, auf der die Körperteile
mit Buchstaben numeriert waren, und neben den Bildern standen
Gebrauchsanweisungen... Lege C auf G und D um H, und bewege A langsam
rückwärts... — so in der Art. Ausgerechnet Klaus der Holzhacker-Bumser hatte es
mit den Positionen!
    Aber Benedikt ist nicht Klaus. Und
unterbewußt war es mir schon lange bewußt — es führt kein Weg daran vorbei,
alle Wege führen dorthin: Fellatio, Position 69, französisch, ich muß ihm einen
blasen. Das ist es, was alle Männer wollen. Das ist bekannt aus Film, Funk,
Fernsehen und der Literatur. Er sitzt gelangweilt auf der Bettkante und sieht
fern, und sie kniet vor ihm und tut ihre Pflicht, lustvoll stöhnend.
    Überall war zu erfahren, daß
Fellatio für jeden Mann das höchste der Gefühle ist. Und heimlich würde jeder Mann
davon träumen, daß er selbst an seinem Pimmel saugen, sein eigenes Sperma
schlucken könnte und gleichzeitig frisches Sperma produzieren. Ich als Frau
finde es eine ziemlich öde Vorstellung, alles allein zu machen. Aber Männer
stellen sich sexuelle Unabhängigkeit eben so vor.
    Und davon abgesehen: Nicht nur
die Männer schwören auf Fellatio — in allen modernen Frauenromanen, die ich
gelesen hatte, war auch jede Frau ganz wild darauf. Gerade die
fortschrittlichen Frauen taten, als wäre Sperma ein Grundnahrungsmittel für
sie. Die blasen soviel, daß jeder Pimmel längst geplatzt sein müßte. Als ich
Abitur machte, hatte ich eine Freundin, sie hieß Denise, war fett und hatte
Akne und Minderwertigkeitskomplexe deswegen. Aber sie war ein Jahr als
Au-pair-Mädchen in Frankreich gewesen, und da hatte sie Fellatio angeblich von
der Pike auf gelernt. Mit überlegenem Lächeln sagte sie bei jeder Gelegenheit:
»Spermaschlucken ist nicht jedermanns Sache, aber für mich ist es ein Schmaus.«
    Und meine Mutter hatte mir
damals zum Geburtstag einen von der Literaturkritik empfohlenen Roman
geschenkt, von einer Frau, die begeistert beschrieb, wie sie das Sperma ihres
Liebhabers schluckt: Es sei ein Gefühl, als hätte man Kaulquappen im Mund, und
schmecken würde es wie Mimosen. Jawohl, Mimosen. Ich erinnere mich genau, das
mit den Kaulquappen war einleuchtend, aber der Geschmack von Mimosen war so
rätselhaft. Außerdem frage ich mich noch heute, ob mir meine Mutter das Buch
auch geschenkt hätte, wenn sie es vorher gelesen hätte. Denise hatte sich das
Buch sofort geliehen und sagte, es sei wahr, Spermaschlucken sei ein Gefühl wie
Kaulquappen im Mund, und Sperma schmecke wie Mimosen.
    Das größte Problem ist, daß man
es schlucken muß. Man muß es schlucken. Im Fernsehen hatte ein Schwuler in
einer Talkshow gesagt, er hätte seine Freundin verlassen und sei schwul
geworden, weil sie jedesmal grün im Gesicht geworden sei und das Beste, was ein
Mann ihr bieten könnte, in die Bettdecke gespuckt hätte. Vielleicht waren
deshalb so viele Männer schwul. Aber auch die Nichtschwulen hatten in

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