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Der Mann, der's wert ist

Der Mann, der's wert ist

Titel: Der Mann, der's wert ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Heller
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»Natursekt«. Aber ich konnte mir einfach nicht
vorstellen, daß es Benedikts Traum sein sollte, daß ich, in schwarze
Lederstreifen gekleidet, die nur von ein paar Nieten zusammengehalten werden,
ihn auspeitsche! Oder wollte er mich auspeitschen? Nein, das wollte er nicht.
Und man stelle sich vor, wir hätten hier eine Perversenfolterkammer, zwei
Zimmer neben dem Schlafzimmer seiner Mutter! Sie liegt im Bett und studiert die
neuesten Enthüllungen über die Fürstin von Monaco, und nebenan peitsche ich, in
schwarzes Leder genietet, ihren einzigen Sohn aus! Unvorstellbar. Und wie
könnte man Nora Natursekt-Flecken in der Bettwäsche erklären? Frech lügen —
»Benedikt ist Bettnässer?« Nein.
    Schließlich fiel mir ein, daß
es Männer gibt, die heimlich Frauenkleider tragen. Ich hatte schon oft gelesen,
daß es durchaus nette, normale Männer gibt, die manchmal Frauenkleider tragen,
um ihre unterdrückten weiblichen Seiten aufzuarbeiten. War in Benedikt,
vielleicht durch den knallharten Berufsstreß, eine weibliche Seite unterdrückt?
    Ratlos suchte ich die nächste
lila Frage, bei der ich keine Punkte bekommen hatte: »Ich bin der Meinung, daß
man letztlich nur in der Ehe glücklich wird.« Vielleicht war ich doch der
Meinung. Aber letztlich bedeutet nicht sofort. Und wenn man nicht wegen der
Steuer heiratet, heiratet man erst, wenn man ein Kind hat. Alle Leute, die
nicht wegen der Steuer heiraten, sagen, sie hätten wegen des Kindes geheiratet.
Und viele heiraten auch nach der Geburt ihres Kindes nicht sofort, sondern
erst, wenn es in die Schule kommt, weil es bei den Lehrern einen besseren
Eindruck macht, wenn die Eltern eines Schulkindes verheiratet sind. Diese Leute
heiraten nur wegen der Lehrer. Ehrlich gesagt: Ich hatte keine Lust, wegen
eines Lehrers zu heiraten.
    Und was Benedikt betraf, er
wollte nicht heiraten, weil er sich dann wie ein alter Mann fühlen würde. Er
fand es einfach zu früh. Ich überlegte: Zu früh wozu?
    Es gibt nur eine Antwort: um
sich für immer an mich zu binden. Und was bedeutet das? Daß er die Möglichkeit
haben will, mich eines Tages zu verlassen? Bedeutet es das wirklich? Er hatte
gesagt, wenn ein Mann verheiratet ist, hätte er das Gefühl, alle Möglichkeiten
verloren zu haben. Was waren die andern Möglichkeiten? Andere Frauen. Diese
Möglichkeiten mußten ausgeschlossen werden!
    Was gab es sonst an lila
Fragen?... »Ich kann sagen, daß unser Sexleben im Lauf der Zeit immer besser
wurde.« — Wie kann man das sagen?
    »Mein Partner weiß, daß ich ihn
verlassen würde, wenn er mich betrügt.« 10 Punkte (lila). Nun kapierte ich den
tieferen Sinn dieser Frage — wenn der Partner das Gefühl haben wollte, andere
Möglichkeiten zu haben, dann durfte er nie auf die Idee kommen, die andern
Möglichkeiten auch auszuprobieren. Gleich heute abend würde ich Benedikt
beibringen, daß ich ihn verlassen würde, wenn er mich betrügt.
    Entschlossen bearbeitete ich
meine Fingernägel, bis sie sauberer waren als die Fensterscheiben. Zehn Punkte
weniger als Putzteufel. Und heute abend zehn Punkte mehr als Geliebte. Ich
versteckte den Fragebogen unter meiner Unterwäsche. Dann begann ich meinen Typ
zu ändern.
     
     
     

34. Kapitel
     
    Ich schloß die Tür meines
Zimmers ab, ich wollte nicht von Nora ertappt werden, wie ich mein schönstes
Nachthemd aus schwarzer Seide bügelte. Ich hatte es, kurz nachdem Benedikt in
mein Leben getreten war, für besondere Gelegenheiten gekauft, aber noch nie
angehabt, weil es lange Ärmel hat und so dramatisch aussieht. Aber jetzt war es
total passend. Nur mußte ich es zuerst bügeln, denn als ich es
auseinanderfaltete, war das bodenlange Seidenhemd von Faltenquadraten überzogen
und sah so unerotisch aus wie ein Kachelfußboden. Das Seidenhemd war ziemlich
eng, hatte von der Halskante bis zum Bauchnabel einen Spitzeneinsatz, ebenfalls
schwarz, und hinten einen Spitzeneinsatz bis zum Po. Gebügelt sah es umwerfend
sexy aus. Nur das C&A-Etikett störte — irgendwie haben C 8c A-Etiketten
etwas Unerotisches, ich holte meine Schere und trennte es raus. Jetzt sah es
aus wie aus einem teuren Wäscheladen. Und ich darin wie eine Königin der Nacht.
    Dann lackierte ich meine
Fingernägel tiefrot und meine Fußnägel auch, schminkte mich sorgfältig wie
schon lange nicht mehr und fieberte dem Abend entgegen.
     
    Es wurde aber halb eins, bis
der Fernsehkrimi endlich zu Ende war. Ich hatte beschlossen, mich nicht
abzuschminken, bis ich es Benedikt

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