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Der Mann, der's wert ist

Der Mann, der's wert ist

Titel: Der Mann, der's wert ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Heller
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gesagt hatte. Wenn man etwas so Wichtiges zu
sagen hat, dann ist es auch wichtig, dabei gut auszusehen. Im Bad tupfte ich
noch etwas Parfüm auf meinen Hals, natürlich nicht das Sonderangebot-Parfüm der
häßlichen Tennisspielerin, das mir Mercedes geschenkt hatte, nein, ich hatte
ein Pröbchen von »Unforgettable Moments«, der Duft einer schönen und erfahrenen
Frau. Es roch erregend und richtig.
    Fünf vor eins war ich soweit.
Benedikt lag schon im Bett. Ich knipste das Licht nicht aus. Ich sah wie
gedankenverloren zum Fenster, in die Nacht hinaus, als ich sagte: Ȇbrigens,
würdest du mich je betrügen, würde ich dich verlassen.«
    Benedikt richtete sich auf,
starrte mich entsetzt an: »Warum sagst du das jetzt?«
    »Ich wollte, daß du es weißt.«
    »Wie kommst du auf die Idee?«
    Ich wollte Benedikt nicht
sagen, daß ich die Idee aus einer Frauenzeitschrift hatte, das klingt zu banal.
»Es fiel mir spontan so ein«, sagte ich und griff nach Benedikts Wuschelkopf.
Benedikt zog sich die Decke über den Kopf, drehte sich von mir weg und sagte
unter der Decke beleidigt, ich möge ihn mit Beziehungskonversation verschonen,
er hätte schon genügend Ärger im Büro.
    Ich erschrak. Ich hätte nicht
gedacht, daß Benedikt so sauer reagieren würde. »Was hast du denn?« Ich zog ihm
die Decke weg und küßte seinen Wuschelkopf.
    »Ich muß jetzt schlafen, morgen
ist ein Sondertermin bei dieser Scheiß-Klinik-Kommission. Die wollen uns
unbedingt Fehler nachweisen.« Er legte sich das Kissen auf den Kopf und hielt
es mit der Hand fest.
    »Tut mir leid, so hab ich das
nicht gemeint«, murmelte ich vor mich dahin, »ich wollte dich nicht
beleidigen.« Was hatte das nun gebracht? Nichts. Ich seufzte. Was wußten diese
Fragebogenmacherinnen von Finanzierungskommissionen, vom alltäglichen Alltag
einer Geliebten?!
    Ich huschte ins Bad und
schminkte mich ab. Als ich mein ungeschminktes Gesicht im Spiegel sah, schämte
ich mich. Benedikt hatte mein sündhaftes Nachthemd überhaupt nicht zur Kenntnis
genommen. Sah er mich nur noch als Putzteufel?
    So schnell durfte ich nicht
aufgeben. Ich huschte ins Bett zurück, kuschelte mich an Benedikt und flüsterte
ihm ins Ohr: »Möchtest du vielleicht mein Nachthemd anziehen?«
    Er antwortete nicht. War es ihm
peinlich? Schämte er sich, seine unterdrückte weibliche Seite preiszugeben? Ich
flüsterte in seinen Wuschelkopf: »Möchtest du meine Königin der Nacht sein?«
Keine Antwort. Er hatte nicht verstanden, was ich meinte. »Zieh doch mein
tolles Seidennachthemd an, es würde dir schon passen, die Seide dehnt sich an
den Hüften.«
    »Wieso denn, mir ist nicht
kalt«, murmelte Benedikt, »mach das Licht aus.«
    Ich machte das Licht aus.
    Sofort schlief er ein.
     
     
     

35. Kapitel
     
    Wenn man eine Nacht in einem
schwarzen Seidennachthemd geschlafen hat, sieht man aus wie eine zerknitterte
Fledermaus. Wütend dachte ich, daß die Fragebogen-Wissenschaftlerinnen keine
Ahnung hatten, daß auch Bügeln der Erotik dient!
    Ich betrachtete die zwei
dunkelroten Röschen aus Polyacrylband, die in Bauchnabelhöhe auf den
Spitzeneinsatz genäht waren. Wieder holte ich meine Schere, trennte die Polyacrylröschen
ab, warf sie mit leichter Hand in den Papierkorb. Dafür hatte ich keine
Verwendung mehr, für diese Symbole biederster Sexualität. Ich brauchte
aufregendere Liebesrezepte.
    Ich eilte in den Supermarkt,
ans Zeitschriftenregal. Was ich suchte, war leicht zu finden: »Frühjahrskur für
Ihr Sexleben«, war das Hauptthema der ersten Frauenzeitschrift, die ich sah,
auf der nächsten stand: »So entdecken Sie die Liebe neu.« Ich entschied mich
für »Sechs super Sex-Tips für Super-Frauen«, weil sie in einer besonders
progressiven Frauenzeitschrift kamen.
    Zu Hause stellte ich fest, daß
der Artikel enttäuschend kurz war. Da standen wirklich nur sechs Tips:
    1. Laden Sie ihn ein zu einem
Kurzurlaub in einer langweiligen, regnerischen Gegend. Dankbar wird er feststellen,
daß es im Bett mit Ihnen am schönsten ist.
    — Gute Idee, aber ich habe kein
Geld, um ihn zu einem Kurzurlaub einzuladen.
    2. Lieben Sie ihn im
Faschingskostüm. Als Neptun (mit Fischschwanz!) oder als außerirdischer Roboter
verkleidet, wird er ganz neue Liebesideen erfinden. Und Sie zeigen ihm, wie die
Piratenbräute lieben. Oder wollen Sie zur Abwechslung das brave Rotkäppchen
mimen?
    — Was für ein Blödsinn. Soll
ich etwa für Benedikt einen Fischschwanz basteln?
    3. Kochen Sie

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