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Der Mann im braunen Anzug

Der Mann im braunen Anzug

Titel: Der Mann im braunen Anzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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gemütlicher, dann sende ich dir ein Telegramm: ‹Sir E. quillt höchst verdächtig auf, komm umgehend.›»
    «Suzanne, du scheinst die ganze Sache als ein lustiges Spiel zu betrachten!»
    «Ich weiß, Anne», sagte sie ungerührt. «Aber das ist einzig deine Schuld. Du hast dieses Gefühl des Abenteuerlichen in mir geweckt, und das alles scheint so unwirklich. Aber ich verspreche dir, ernsthaft zu sein.»
    «Schön, du wirst also Sir Eustace und Colonel Race beobachten, während ich hier Pagett auf den Fersen bleibe. Ich werde mit meinem ganzen Gepäck heute Abend das Hotel verlassen und so tun, als ob ich den Zug nach Durban nähme. In Wirklichkeit aber ziehe ich in ein kleines Hotel, wo ich meine Erscheinung leicht verändere – vielleicht ein falscher blonder Schopf und einen dieser dicken Spitzenschleier, das dürfte genügen. Ich kann ihm viel leichter folgen, wenn er annimmt, dass ich abgereist bin.»
    Das Abendessen nahmen wir zusammen im Restaurant ein. Colonel Race erschien nicht, doch Sir Eustace und Pagett saßen an ihrem Tisch am Fenster. Mitten in der Mahlzeit stand Pagett auf und ging hinaus. Das war sehr ärgerlich, denn ich hatte beabsichtigt, mich von ihm zu verabschieden. Aber Sir Eustace war ja noch da, und das würde genügen. Nach dem Essen ging ich zu ihm hinüber.
    «Leben Sie wohl, Sir Eustace», sagte ich. «Ich fahre heute Abend nach Durban.»
    «Besteht gar keine Aussicht, dass Sie Ihren Entschluss doch noch ändern?»
    «Gar keine, Sir Eustace.»
    Er seufzte. «Stellen Sie sich vor, Pagett hat eine Sekretärin für mich ausfindig gemacht, ein fürchterliches Wesen. Schon ziemlich angejahrt, mit Zwicker und Schuhnummer fünfundvierzig – die verkörperte Tüchtigkeit. Übrigens, Pagett fährt in wenigen Minuten mit unserem Mietwagen in die Stadt, er kann Sie zum Bahnhof mitnehmen.»
    «O nein, danke», sagte ich hastig, «Mrs Blair und ich haben bereits ein Taxi bestellt.»
    Er drückte mir herzlich die Hand. Suzanne wartete in der Halle bereits auf mich. Ich bat den Türboy gerade, ein Taxi zu rufen, als eine Stimme hinter mir mich erstarren ließ.
    «Entschuldigen Sie, Miss Beddingfeld. Ich fahre in die Stadt und kann Mrs Blair und Sie zum Bahnhof mitnehmen.»
    «Oh, besten Dank», sagte ich schnell, «aber Sie brauchen sich nicht zu bemühen. Ich…»
    «Ist keine Mühe für mich. – Bringen Sie das Gepäck zum Wagen, Portier!»
    Ich musste nachgeben. Natürlich hätte ich noch weiter protestieren können, doch das hätte nur Verdacht erweckt. Suzanne warf mir einen warnenden Blick zu.
    «Danke, Mr Pagett», sagte ich daher kühl. Während wir zum Bahnhof brausten, überlegte ich angestrengt, wie ich ein Gespräch beginnen könnte. Schließlich brach Pagett das Schweigen.
    «Ich habe eine sehr tüchtige Sekretärin für Sir Eustace aufgetrieben, eine Miss Pettigrew.»
    «Er schien vorhin nicht gerade glücklich darüber», entgegnete ich.
    Pagett warf mir einen schiefen Blick zu. «Sie ist eine perfekte Stenotypistin.»
    Vor dem Bahnhof streckte ich ihm meine Hand hin – aber nein, er bestand darauf, mein Gepäck zum Zug zu tragen. Ich stand hilflos da und wagte Suzanne nicht anzusehen. Pagett hatte also bereits Verdacht geschöpft und wollte sicher sein, dass ich wirklich wegfuhr. Ich sah mich schon im Zug aus dem Bahnhof rollen, während mir Pagett nachwinkte. Mein Gepäck wurde unter seiner Aufsicht in ein Schlafabteil gebracht. In drei Minuten sollte der Zug abfahren.
    Aber Pagett hatte nicht mit Suzanne gerechnet.
    «Die Fahrt wird entsetzlich heiß werden, Anne», sagte sie plötzlich, «du hast doch hoffentlich Kölnischwasser bei dir?»
    Ich verstand den Wink.
    «Du liebe Zeit!», rief ich scheinbar erschrocken. «Ich habe es im Hotelzimmer liegen lassen!»
    Suzanne war zu befehlen gewohnt; gebieterisch wandte sie sich an Pagett: «Oh, Mr Pagett, rasch! Sie können es noch schaffen. Gegenüber dem Bahnhof ist eine Apotheke. Anne muss unbedingt Kölnischwasser haben!»
    Pagett zögerte, doch Suzannes Blick ließ ihn gehorchen. Er eilte davon. Sie verfolgte ihn mit den Augen, bis er verschwunden war. «Schnell, Anne! Steig auf der anderen Seite aus, für den Fall, dass er am Ende des Bahnsteigs stehen bleibt und uns beobachtet. Kümmere dich nicht um dein Gepäck; das kannst du morgen telegrafisch zurückbeordern. Oh, wenn nur der Zug rechtzeitig abfährt!»
    Ich öffnete die Tür auf der Gegenseite des Abteils und kletterte hinaus. Ein Pfiff ertönte, und langsam setzte

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