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Der Mann im Karton

Der Mann im Karton

Titel: Der Mann im Karton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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gekündigt, und gestern abend hat mich jemand anderes beauftragt, Paul
Kendalls Mörder zu ermitteln.« Ich zuckte ratlos die Schultern. »Soweit ich
sehe, hat ein und dieselbe Person Ihren Hund und Kendall umgebracht. Sie müssen
also verstehen, daß ich nicht gleichzeitig für zwei verschiedene Auftraggeber
tätig sein kann.«
    In ihren blauen Augen leuchtete
arktische Kälte auf, während sie mich lange anstarrte. Aber dann schmolz sie mählich und das strahlende Lächeln kräuselte wieder ihre
Lippen.
    »Ich verstehe, Danny«, sprach
sie sanft. »Das konnte ja vorkommen, nicht wahr? Woher sollten Sie wissen, daß Kasplin ohne meine Einwilligung handelte?«
    »Sie sind wirklich sehr
verständnisvoll«, sagte ich vorsichtig.
    »Aber warum denn auch nicht?«
Sie lachte herzlich. »Eigentlich sollte mir Ihr anderer Auftraggeber leid tun — aber es ist nicht der Fall.«
    »Wie bitte?«
    »Nun ja, wenn Sie ihm nachher —
wer immer es auch sein mag — erklären, daß Sie wieder für mich arbeiten«,
meinte sie gelassen.
    »Ich bedaure«, sagte ich. »Aber
das kann ich nicht tun.«
    Ungläubiges Staunen zeichnete
ihre Züge, als sie mich nun wieder beäugte; dann ratterten die Rädchen in ihrem
Kopf und rechneten das unausbleibliche Ergebnis aus.
    »Danny?« Sie bewegte die
Schultern, so daß sich ihr Negligé in der Mitte teilte, und dann beugte sie
sich zu mir herüber. »Ich habe bemerkt, wie Sie mich angeschaut haben, als ich
hereinkam«, flüsterte sie. »Da sprang ein Funke über, der Sie entflammt hat —
und auch mich.«
    Wenn ich mir nicht selbst den
Hals verdrehen wollte, konnte ich den Canyon zwischen ihren immensen
Proportionen nicht übersehen. Und schließlich war ich geschunden genug — und
überdies begann ich jetzt die Begeisterung von Bergsteigern zu verstehen,
soweit sie unbezwungene Gipfel betrifft.
    »Ich weiß, wie das euch
richtigen Männern geht.« Ihr leises Lachen klang tolerant, fast mütterlich.
    »Hören Sie«, sagte ich
verzweifelt, »es tut mir wirklich leid, Donna, aber...«
    Ihre Handflächen drückten sanft
meine Wangen und verhinderten weitere Konversation.
    »Danny!« Sie zog meinen Kopf an
sich. Der betäubende Duft ihres Parfüms war wie eine Bombe mit Zeitzünder, der
viel zu schnell tickte.
    Meine Hände umfaßten ein Weilchen ihre Taille, dann glitten sie abwärts, und meine Fingerspitzen
hatten ihre helle Freude an der herrlichen Seide. Sie wanderten munter fürbaß — bis sie erschrocken haltmachten, weil nämlich
dort, wo noch mehr Seide hätte sein müssen, plötzlich bloße Haut war.
    Donnas Hände drückten mein
Haupt fester an ihren Busen, so daß ich spüren konnte, wie auch ihr Herz
rascher schlug. Dann wurde mein armer Kopf rauh hochgerissen, und ich sah den schmelzenden Ausdruck in ihren Augen — eine
Sekunde, bevor ihr feuchter roter Mund den meinen versiegelte.
    Wenn es zwischen uns mit einem
Funken begonnen hatte, wie sie behauptete, dann sollte es mit einem
Vulkanausbruch enden. Sie preßte sich an mich, und währenddessen tobte in ihr
ein Kampf, wie er sich wohl immer abspielte, wenn ihr Körper ihrer Seele seinen
Willen aufzwingen mußte — und wie immer siegte er.
    Aber mit einem Male entspannten
sich ihre Muskeln, und ihre Hände schoben mich mit unverhoffter Gewalt weg.
    »Tut mir leid, Danny«, keuchte
sie, »die Tür!«
    »Tür?« krächzte ich
begriffsstutzig.
    »Ich weiß nicht genau, ob sie
abgeschlossen ist.«
    Ich rappelte mich hoch und
marschierte vier oder fünf Schritte in Richtung Tür, dann blieb ich stehen und
wandte mich um. Donna lag auf der Couch, sie atmete rasch, aber leicht, und ihr
Antlitz glühte rosarot. Das Negligé drapierte sich in Falten um ihre Taille, so
daß ihr Oberkörper wie eine Porträtbüste wirkte, die ein Genie aus weißem Marmorgehauen hatte. Ihre wohlgeformten Beine offenbarten
dementsprechend den eleganten Schwung marmorner Säulen.
    Ich schloß erneut die Augen.
    »Danny?« Donnas Stimme klang
nach Schlafzimmer. »Die Tür, wissen Sie nicht mehr?«
    Ich sah Donna wieder an, wobei ich
mich krampfhaft auf ihr Gesicht konzentrierte.
    »Donna«, sagte ich heiser, »ich
muß Ihnen einiges beichten. Ich halte zu meinem anderen Auftraggeber und dabei
handelt es sich um Margot Lynn.«
    Sie wollte es nicht glauben,
und das verstand ich sehr wohl — es fiel mir selber verdammt schwer, daran zu
glauben. Etwa eine halbe Minute lang sah sie mich nur geistesabwesend an, dann
erst fiel der Groschen.
    Ihre Gesichtsfarbe

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