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Der Mann im Karton

Der Mann im Karton

Titel: Der Mann im Karton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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meinen
Eingeweiden.
    »Stimmt’s, Boyd?« fragte Benny
besorgt.
    Beide Hände auf den Magen
gepreßt, wollte ich mich vorbeugen, um die Schmerzen etwas zu lindern.
    »Er gibt mir keine Antwort, Mr.
Harvey.« Benny schien enttäuscht. »Ich kann so unhöfliche Kerle nicht leiden —
Sie doch auch nicht, Mr. Harvey?«
    Seine Handkante sauste mir ins
Genick, wodurch ich bäuchlings auf dem Teppich landete.
    »Vielleicht ist er ein bißchen
nervös«, meinte Benny. »Aber ich glaube, er weiß jetzt, daß er Sie nicht mit
seinen Problemen belästigen soll, Mr. Harvey.«
    Die blankgewichste Spitze
seines rechten Schuhs bumste mir heftig in die Rippen. »Stimmt’s, Boyd?«
    »Stimmt«, brummelte ich in den
Teppich.
    Ich wartete mindestens eine
Minute, weil ich mich ohnehin nicht bewegen konnte, ehe der Schmerz etwas
nachließ, und außerdem wollte ich sicher sein, daß Benny mit seiner Lektion
fertig war. Dann kroch ich langsam auf Hände und Knie, noch langsamer auf die
Beine, und suchte mir Halt und Stütze am nächsten Sessel.
    Benny ordnete das Tüchlein in
seiner oberen Jacketttasche und nickte mir
aufmunternd zu. »Sie haben es jetzt richtig verstanden, ja?« fragte er. »Mr.
Harvey möchte mit Ihren Problemen nicht behelligt werden, er hat selber
Probleme genug. Also werden Sie ihn nie wieder belästigen. Habe ich recht,
Boyd?«
    »Sehr recht«, murmelte ich und
begann den langsamen, schmerzhaften Weg zur Tür.
    »Sie könnten ja bei der Lynn
mal kurz erwähnen, wie ich über Leute mit Problemen denken, Boyd«, näselte
Harvey hinter mir her. »Und erzählen Sie ihr auch, wie Benny solche Leute
behandelt, ja? Wenn sie also Chase für einen harten Burschen hält, wie käme ihr
Benny dann wohl vor?«
    »Ich werd’s ihr erzählen«, preßte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    »Prima«, lobte er. »Sie sind
doch ein smarter Junge.«
    »Jetzt haben Sie etwas
verwechselt, Mr. Harvey«, sagte Benny sanft. »Mr. Boyd ist ein ganz großer Boss
— der smarte Junge bin ich, verstehen Sie?«
    Während ich die Tür schloß,
vernahm ich ein scharrendes Geräusch, als ob einer mit der Stahlbürste ein
Stück Blech bearbeitete. Es brauchte ein Weilchen, bis ich begriff, daß dies
Harveys Lache war.
    Niemand im Büro nebenan schien
sich dran zu stören, daß ich in den letzten zehn Minuten zehn Jahre älter
geworden war — vielleicht hielten sie mich für einen Fernsehkomiker, der gerade
die Kritik der Woche über sich hatte ergehen lassen. Die Empfangsdame hingegen
begrüßte den Unterschied.
    Sie musterte mich interessiert,
dann verzog sie den Mund zu einem wissenden Lächeln.
    »Das ist aber lustig«, sagte
sie essigsauer. »Ich hätte schwören mögen, daß Sie viel jünger waren, als Sie
hineingingen, Mr. Boyd. Und nun gehen Sie auf einmal so krumm — haben Sie etwa
Magenschmerzen?«
    »Verraten Sie mir doch mal
etwas, Marge«, sagte ich, wobei ich mich immer noch behutsam vornüberbeugte,
damit mein Inneres nicht plötzlich herausfiel. »Dieser Benny — welche Funktion
übt er eigentlich hier aus?«
    »Er ist für Nachforschungen
zuständig«, sagte sie mit rauher Stimme. Ihre Blicke
betasteten mich förmlich, sie glitzerten dabei vor purer Freude. »Sein Job ist
überaus interessant.«
    »Sicher«, knurrte ich. »Man
merkt, wie sehr er ihm gefällt.«
    Fünf Minuten danach schlurfte
ich in die nächste Bar und ließ mich auf den erstbesten Stuhl fallen. Ich trug
dem Kellner auf, mir einen doppelten Kognak zu bringen — im großen Schwenker, falls
ich Lust bekam, mich zu ertränken. Nach zwanzig Minuten und zwei weiteren
Kognaks gelangte ich zur Ansicht, ich werde am Leben bleiben, als Krüppel
vielleicht, aber immerhin am Leben. Der Kellner war erfreut, als ich ihm diesen Beschluß verkündete, und servierte den nächsten
Kognak. Danach brachte ich es fertig, mich ans Telefon zu verfügen.
    Fran meldete sich wie immer und
erinnerte mich, daß eigentlich Lunchzeit sei und sie gar nicht im Dienst zu
sein brauchte. Der Gedanke an Essen erweckte die Schmerzen in meinem Magen
wieder.
    »Ich bin krank«, erklärte ich
mit hohler Stimme. »Ich bin fast tot — und du redest wie ein
Gewerkschaftsfunktionär!«
    »Ich schicke Blumen«, erwiderte
sie schnippisch.
    »Es gibt einen Bariton namens
Rex Tybolt «, sagte ich. »Besorge dir seine Adresse
und ruf ihn an. Ich möchte ihn unter vier Augen sprechen, dringend. Wenn
möglich, heute nachmittag , Fran. Wenn er nicht zu
Hause ist, versuch’s im

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