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Der Mann im Karton

Der Mann im Karton

Titel: Der Mann im Karton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Zimmer
war.
    »Ich glaube, wir werden Sie
nicht brauchen, Helen«, sagte sie freundlich. »Mr. Boyd und ich haben viel zu
besprechen, und Sie wissen ja, wie sehr es Sie ermüdet, wenn ich über
geschäftliche Dinge rede.«
    »Ich... ich gehe nicht!«
stammelte Helen abwehrend. »Sie können mich nicht zwingen. Ich lasse Sie nicht
allein mit diesem...«
    »Helen!« Die Stimme der
Primadonna war wie ein Peitschenschlag. »Lassen Sie uns allein!«
    Helens glatte Züge falteten
sich plötzlich, und Tränen strömten ihr über die Wangen, während sie sich
abwandte und blindlings aus dem Zimmer stolperte. Einmal noch sah sie sich nach
Donna Alberta um und stieß einen spitzen Schrei aus — ein paar Augenblicke
später schlug eine Tür zu, und in der folgenden Stille schwang noch die
gottverlassene Einsamkeit dieses Aufschreis.
    »Die arme Helen«, sprach Donna
Alberta, und es kam mir vor, als weide sie sich daran.
    Ich blickte rasch auf und sah
noch für den Bruchteil einer Sekunde den bösen, triumphierenden Ausdruck ihrer
Augen — dann war er verschwunden.
    »Manchmal mache ich mir
ihretwegen Gedanken«, fuhr sie gelassen fort. »Ob ich wohl richtig handele,
wenn ich sie weiter beschäftige — was meinen Sie, Mr. Boyd? Glauben Sie, daß
sie vielleicht glücklicher wäre, wenn sie Sozialarbeit leisten könnte, in einer
Besserungsanstalt für gefallene Mädchen oder so?«
    Sie ließ sich auf der Couch
nieder und bedeutete mir erneut, mich neben sie zu setzen. Ihre Hand berührte
sanft mein Knie, als ich ihr Folge leistete, wobei die dicken Ringe an ihren
Zeige- und Mittelfingern funkelten.
    »Aber weshalb sollen wir uns
über Helen unterhalten?« säuselte sie, »wenn wir doch so viele wichtigen Dinge
zu besprechen haben? Mr. Boyd, es kommt mir vor, als kennten wir uns schon
lange Zeit — darf ich Sie bei Ihrem Vornamen nennen?«
    »Danny«, sagte ich.
    »Danny.« Ihre Finger tätschelten
Beifall. »Das gefällt mir. Sie müssen mich Donna nennen.«
    »Gern«, sagte ich.
    »Zunächst einmal muß ich mich
wegen Kasplins unmöglichem Benehmen entschuldigen,
Danny.« Sie schien ehrlich empört. »Er sagte mir, daß er sich unterstanden hat,
Sie zu entlassen, ohne mich auch nur zu fragen.«
    Ich beobachtete, wie sie zornig
tief Atem holte und wartete darauf, daß die Seide platzen würde — aber sie tat
mir den Gefallen nicht.
    »Das ist der Ärger mit
sämtlichen Managern«, fuhr Donna wütend fort. »Sie glauben, eine Sängerin sei
samt Körper und Seele ihr Eigentum, und sie könnten damit tun, was sie wollen.
Na, ich habe Kasplins Fehler heute früh korrigiert,
und er wird so etwas nicht wieder tun.«
    »Was haben Sie denn gemacht?«
fragte ich interessiert. »Ihm den Schnupftabak abgenommen?«
    Sie lachte kurz auf. »Etwas
noch Besseres. Nachdem ich ihm genau erklärt hatte, was er ohne mich wäre, habe
ich ihm ein Ultimatum gestellt — entweder entschuldigt er sich bei Ihnen
persönlich, oder ich trete in dieser Inszenierung nicht auf!«
    »Wäre das nicht etwas riskant —
wo doch die Verträge unterschrieben sind und so weiter?« forschte ich.
    »Pah!« Sie schnalzte
verächtlich mit den Fingern. » Soviel gebe ich auf
Verträge! Machen Sie sich keine Sorgen, Danny, Kasplin wurde bei diesem Gedanken grünlich im Gesicht — er wird später herkommen und
sich entschuldigen.«
    »Es war nett von Ihnen, daß Sie
sich diese Mühe gemacht haben«, sagte ich nervös. »Sie hätten es aber nicht tun
sollen.«
    Sie lächelte wieder strahlend und
offenbarte herrliche Zähne, derweil sich ihr Griff an meinem Bein verstärkte.
    »Keine Mühe ist mir zuviel , wenn sie Ihnen gilt, Danny«, gurrte sie. »Ich will
noch immer, daß Sie herausfinden, welcher Schurke meinen armen Niki ermordet
hat!« Sie betupfte ihre Augen mit einem feinen Tüchlein, als sei ihr der
Gedanke an den verblichenen, vielbetrauerten Pekinesen unerträglich — aber wie
ich bemerkte, nahm sie das Tüchlein trocken wieder von den Augen.
    »Ich muß tapfer sein«, murmelte
sie. Ein sorgfältig gespieltes Bemühen zauberte das strahlende Lächeln wieder
herbei. »Es bleibt also alles beim alten, Danny. Sie stehen noch immer in
meinen Diensten, aber nur in meinen — Kasplin hat da
nicht mitzureden! Sind Sie darüber ebenso froh wie ich?«
    »Vielen herzlichen Dank«,
krächzte ich. »Sie haben sich meinetwegen wirklich sehr viel Mühe gegeben,
Donna, und dies ehrt mich sehr, glauben Sie mir. Es gibt nur ein kleines
Problem. Gestern früh hat Kasplin mir

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