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Der Mann im Karton

Der Mann im Karton

Titel: Der Mann im Karton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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angewidert die Nase.
»Diese Tante hat etwas an sich, das mir auf die Nerven geht. Vielleicht liegt
es an den dicken Brillengläsern und dem bauernschlauen Blick dahinter. Bei
Premieren sei sie immer nervös, behauptet sie, deshalb habe sie in Donna
Albertas Garderobe gewartet, bis alles vorüber war — allein natürlich.«
    »Bei nur drei Verdächtigen
dürfte Ihnen die Lösung nicht sehr schwerfallen, Leutnant.«
    »Am Ende wissen Sie gar schon
alles, Sie Neunmalkluger?« schnauzte er.
    »Tut mir leid«, erklärte ich
hastig. »Ich wollte Ihnen nur ein bißchen Mut machen.«
    »Das können Sie sich sparen!
Zuerst habe ich auch gedacht — bei drei Personen, einfacher Fall! Aber nun
sieht es gar nicht mehr so aus. Wir sind binnen fünfzehn Minuten nach Ihrem
Anruf hier eingetroffen. Der Portier schwört, daß niemand das Theater in der
Zwischenzeit verlassen hat.
    Ich habe ein Dutzend Leute zwei
Stunden lang sämtliche Kulissen absuchen lassen, und sie haben die Mordwaffe
nicht gefunden. Darüber zerbrechen Sie sich mal den Kopf, Boyd. Wie kann man
etwas verstecken, das groß und schwer genug ist, einem Mann mit einem Schlag
den Kopf abzutrennen?«
    »Ich kann Ihre Sorgen
verstehen, Leutnant«, meinte ich mitfühlend.
    Er widmete mir einen schrägen
Blick. »Sie wissen gar nicht, was Sie für ein Glückspilz sind, Boyd. Daß dieser
Inspizient Ihnen ein derart bombensicheres Alibi gibt.«
    »Sind Sie denn schon auf ein
Motiv gestoßen, das für beide Morde gelten könnte?« lenkte ich ab.
    »Nein!« bellte er zornig. »Machen
Sie, daß Sie verschwinden, und hören Sie auf, mir die Zeit zu stehlen.« Ich war
halbwegs an der Tür, da schrie er weiter. »Sie waren der letzte. Es hat wohl
keinen Sinn, jemand noch länger dazubehalten. Sagen Sie den anderen, sie können
gehen.«
    »Gern, Leutnant.«
    Ich hatte die Hand schon am
Türgriff, da ließ er sich nochmals vernehmen, diesmal aber nahezu sanft.
»Boyd?«
    »Leutnant?« Ich wandte ergeben
den Kopf.
    »Jemand hat Harvey die Nase
poliert, aber er will mir nicht verraten, wer es war«, fuhr Chase im selben
milden Tonfall fort. »Benny Carter hat an seiner Nase eine böse Schramme, aber
er verrät mir ebenfalls nichts. Komischer Zufall, was?«
    »Soll ich darüber lachen?«
    »Ich dachte, Sie wissen
vielleicht, wie die beiden zu ihren Verzierungen gekommen sind?«
    »Nein«, erwiderte ich
unschuldig. »Wie kommen Sie darauf?«
    »Weil es der Faustrechtpraxis
gewisser Detektive Ihrer Sorte entspräche — deshalb!«
    »Vielleicht haben sie sich
gegenseitig verprügelt, Leutnant«, meinte ich. »Was halten Sie von dieser Theorie?«
    Seine Züge nahmen einen
versonnenen Ausdruck an. »Ehe ich diesen Fall zu den Akten lege, werde ich
Ihnen etwas anhängen, das klebenbleibt, Boyd.« Er bekam die Augen eines
Träumers. »Und dann werde ich Ihnen den Scheitel ziehen, daß Sie so dreinblicken
wie Tybolt jetzt!«
    »Aber Leutnant«, sagte ich
ungläubig, »soll das etwa heißen, daß Sie mich nicht mögen?«
    Ich entfernte mich aus dem Büro
des Managers, bevor Chase mir noch nähere Einzelheiten seiner Wunschträume
mitzuteilen vermochte. Ich ging zur Statistengarderobe, wo die anderen geduldig
auf ein erlösendes Wort von Mr. Chase gewartet hatten.
     
    Um Viertel vor zwei betraten
wir endlich meine Wohnung. Ich machte mich gleich daran, zwei größere Gläser zu
füllen, während Margot erlöst in den nächsten Sessel sank.
    Ich reichte ihr das Glas,
setzte mich ihr gegenüber auf die Couch und hob meines. »Prost«, sagte ich
durstig. »Das habe ich jetzt bitter nötig.«
    »Amen«, entgegnete sie mit
Inbrunst und setzte das Glas an. »Ah, jetzt geht’s mir wieder besser«, sagte
sie nach fünf Sekunden Pause. »Das war ein harter Abend!«
    »Worauf du dich verlassen
kannst. Es gibt nur einen Lichtblick: Du hast ein hieb- und stichfestes Alibi,
weil du die ganze Zeit auf der Bühne warst. Folglich bist du für Chase nicht
mehr Nr. 1 auf seiner Liste.«
    »Das freut mich«, sagte sie
ohne sonderliche Begeisterung.
    Ihre dunklen Augen studierten
mich. »Danny, hast du ihm von Harvey und der Erpressung erzählt?«
    »Noch nicht«, sagte ich. »Erst
brauche ich deine Aussage.«
    Margot leerte ihr Glas, lehnte
sich zurück und schloß die Augen.
    »Danny, du weißt doch, weshalb
Rex ermordet wurde, nicht wahr?«
    »Nein«, antwortete ich
wahrheitsgemäß. »Weißt du’s?«
    »Das ist doch ganz
offensichtlich«, sagte sie leise. »Er hat mit dir gesprochen.«
    »Wie

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