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Der Mann im Karton

Der Mann im Karton

Titel: Der Mann im Karton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Danny?«
    »Was soll denn dieser Unsinn?
Ich habe dir gesagt, du sollst auf der Stelle aus meiner Wohnung verschwinden.
Nun verschwinde gefälligst!«
    Sie setzte sich langsam auf,
ließ die Decke hinabgleiten und enthüllte somit ihren kleinen, doch überaus
schönen Busen. »In diesem Zustand?« fragte sie sanft.
    »Wenn es dir Spaß macht?
Meinetwegen!«
    »Okay.« Sie zuckte die
seidenweichen Schultern so langsam und sinnlich, daß ich allein vom Zuschauen
einen trockenen Hals bekam.
    »Dann gehe ich eben«, sagte sie
kühl. »Aber nur bis zur nächsten Wohnungstür, und dann hämmere ich dagegen, bis
jemand kommt. Ich werde den Leuten die ganze schmutzige Geschichte erzählen,
wie du mich in deine Wohnung gelockt hast — deine eigene Cousine zweiten Grades
aus Wichita Falls —, mir dann sämtliche Kleider vom Leibe gerissen und mich
hinausgeworfen hast, weil meine Tugend sich nicht deinen tierischen Trieben
fügte!«
    In der Wohnung nebenan, so fiel
mir zentnerschwer aufs Gemüt, wohnte ein pensionierter Militarist nebst
rappeldürrer Gattin, deren Hauptbeschäftigung darin bestand, auf dem Broadway
fromme Traktätchen zu verteilen.
    »Okay«, murmelte ich ergeben.
»Du hast gewonnen.«
    »Ich wußte ja, daß du nur Spaß
machst, Danny«, sagte sie pfiffig. »Unter deiner rauhen Schale schlägt ein großes weiches Herz.«
    »Aus Wichita Falls«, stöhnte
ich.
    Ich machte kehrt und schlurfte
langsam zur Tür. Zwei Drittel der Strecke hatte ich zurückgelegt, da erklang
Margots spröde Stimme.
    »Wo willst du denn hin?«
    »Erst lasse ich mich steinigen,
dann schlafe ich auf der Couch«, antwortete ich unwirsch.
    »Das wirst du nicht tun!« Ihre
Kommandostimme war so gewaltig, daß der Militarist nebenan gewiß grün vor Neid
geworden wäre. »Komm sofort zurück!«
    Benommen drehte ich mich um und
wanderte zum Bett.
    »Ich will beschützt werden,
weißt du das nicht mehr?« sagte sie bestimmt. »Das heißt, daß du mir nicht von
der Seite weichen darfst, Danny Boyd — kein Zentimeterchen !«
    »So?« machte ich heiser.
    Sie tätschelte den freien Platz
an ihrer Seite und schlug die Decke einladend zurück.
    »Kein Zentimeterchen «,
wiederholte sie, plötzlich sanft wie ein Kätzchen.
    Dieser Klang gab den Ausschlag
— er war Musik für meine Ohren und so unwiderstehlich wie der Ruf der Wildnis
für Lederstrumpf. Ich schickte mich an, die Politik des Gewaltverzichts zur
Vollendung zu führen, da revoltierte mein dummes Unterbewußtsein und warf mich wieder aus der angenehmen Bahn. Es war, als habe mir einer einen
nassen Fisch um die Ohren geschlagen.
    »Was hast du gesagt — warum ist Tybolt ermordet worden?« fragte ich bedächtig.
    Margot starrte mich offenen
Mundes an. »Das fragst du jetzt? Du bist immer noch im Dienst? Ist denn bei
mir« — sie überprüfte mit kritischem Blick die Gegend zwischen Schulter und
Knöchel — » irgend etwas nicht mehr in Ordnung?«
    »Du sagst, man hat ihn
umgebracht, weil er mit mir gesprochen und mir verraten hat, daß Harvey ihn
erpreßte, stimmt’s?«
    »Ja doch.« Sie blinzelte
verständnislos. »Das wissen wir doch beide.«
    »Ich verstehe das nicht«, sagte
ich zögernd. »Ich bin ihm in der Pause auf dem Weg in deine Garderobe begegnet
— und selbst wenn er mir etwas anvertrauen wollte, er kam gar nicht dazu. Er
sah Harvey und lief davon. Harvey hat das bemerkt. Tybolt hatte höllische Angst vor ihm, und Earl wußte das sehr gut.«
    »Das brauchte ihn nicht unbedingt
zu hindern, sich völlige Sicherheit zu verschaffen«, meinte Margot und schürzte
die Lippen.
    »Wenn er jemanden ermorden
wollte, hätte seine Wahl eigentlich auf dich fallen müssen«, fuhr ich fort. »Er
wußte, daß du mich beauftragt hattest, den Mörder zu suchen. Er konnte sich
denken, wie ich dir zusetzte, über seine Erpressung auszusagen — und es sah
doch wohl so aus, daß ich dich soweit hatte.«
    »Aber er hatte keine
Gelegenheit dazu, weil du mir nicht von der Seite gewichen bist«, sagte Margot,
schüttelte sich in wohligem Schauer und zog die Decke wieder über die
Schultern.
    »Er hatte genügend
Gelegenheiten«, sagte ich. »Letzte Nacht warst du allein in deiner Wohnung, da
wäre es leicht gewesen.«
    »Was hast du eigentlich vor?
Willst du, daß ich mich zu Tode graule?«
    »Harvey hat dich, Donna Alberta
und Rex Tybolt erpreßt, in dieser Oper zu singen«,
fuhr ich fort, »weil er wußte, daß es dank eurer Namen und Stimmen ein
Bombengeschäft würde. Nehmen wir mal an, er

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