Der Mann im Labyrinth
Boardman, „sprühen wir eine Schaummasse über Sie und tragen Sie aus dem Labyrinth hinaus zum Schiff. Wir werden Sie in keinem Moment von dem Schaum befreien und Sie in diesem Zustand auch den Extragalaktikern präsentieren. Sie sind dann absolut hilflos. Ich würde es verabscheuen, Ihnen so etwas antun zu müssen, Dick. Auf der anderen Seite haben Sie die Möglichkeit, freiwillig mit uns zusammenzuarbeiten. Kommen Sie aus eigenem, freiem Entschluß mit uns zum Schiff. Tun Sie, worum wir Sie bitten. Helfen Sie uns dieses letzte Mal noch.“
„Mögen Ihre Eingeweide verfaulen“, sagte Muller mit unbewegter Stimme. „Mögen Sie tausend Jahre leben, während Würmer Ihren Leib zerfressen. Mögen Sie an Ihrer eigenen Cleverneß ersticken und niemals die Erlösung des Todes finden.“
„Helfen Sie uns – freiwillig!“
„Sprühen Sie mich ein, Charles. Andernfalls bringe ich mich bei der ersten sich bietenden Gelegenheit um.“
„Mein Gott, muß ich ein Bösewicht sein, was?“ sagte Boardman. „Aber ich will es nicht so schaffen. Kommen Sie freiwillig mit, Dick.“
Muller knurrte nur unwillig.
Boardman seufzte. Er haßte diesen Augenblick. Dann warf er Ottavio einen Blick zu.
„Die Schaummasse“, sagte er.
Rawlins, der bis jetzt wie in Trance dagestanden hatte, erwachte plötzlich zur Aktivität. Er rannte los, riß Reynolds die Waffe aus dem Holster, lief damit zu Muller und drückte sie ihm in die Hand. „Hier“, sagte er rasch. „Jetzt kannst du hier die Befehle geben!“
2
Muller starrte auf die Pistole, als hätte er eine solche Waffe zum ersten Mal gesehen. Aber seine Überraschung dauerte nur einen Sekundenbruchteil. Er umschloß mit den Fingern den gut in der Hand liegenden Griff und befühlte den Auslöser. Er kannte das Modell. Es hatte sich nur unwesentlich seit der Zeit verändert, als er zum letzten Mal eine solche Pistole in der Hand gehabt hatte. Mit einem raschen Energiestoß konnte er sie alle töten. Oder sich selbst. Er trat zurück, damit sie ihn nicht von hinten überrumpeln konnten. Mit dem Stoßsporn prüfte er die Festigkeit der Wand an seinem Rücken. Das Ergebnis war positiv, und er lehnte sich mit den Schulterblättern an sie. Dann bewegte er die Waffe in einem weiten Halbkreis und bewies damit, daß er jeden einzelnen von ihnen erledigen konnte.
„Stellt euch enger zusammen“, sagte er. „Alle sechs. Einen Meter Abstand zum Nachbarn. Stellt euch in einer Reihe auf und haltet die Hände so, daß ich sie jederzeit sehen kann.“
Er genoß den finsteren, bösen Blick, den Boardman Ned Rawlins zuwarf. Der Junge machte einen verwirrten, unsicheren und zweifelnden Eindruck. Muller wartete geduldig, bis die sechs Männer sich gemäß seinen Anordnungen aufgestellt hatten. Seine eigene Ruhe und Gelassenheit überraschten ihn.
„Sie sehen nicht sehr glücklich aus, Charles“, sagte er. „Wie alt sind Sie jetzt eigentlich, achtzig? Sie möchten sicher gern auch noch die anstehenden siebzig oder achtzig oder gar neunzig Jahre leben, denke ich mir. Sie haben Ihre Karriere von Anfang an geplant und strukturiert. Allerdings ist dort nicht das Ableben auf Lemnos vorgesehen. Bleiben Sie still stehen, Charles. Und stehen Sie gerade. Sie können bei mir nicht auf Mitleid bauen, wenn Sie sich bemühen, alt und klapprig auszusehen. Diesen Trick kenne ich bereits. Sie sind unter dieser Chirurgenmaskerade ebenso gesund wie ich. Wahrscheinlich noch gesünder. Brust raus, Bauch rein, Charles!“
Mit rauher Stimme sagte Boardman: „Wenn Sie sich danach besser fühlen, Dick, dann erschießen Sie mich. Aber danach begeben Sie sich bitte auf das Schiff und tun, was wir von Ihnen verlangen. Ich bin hier nicht mehr so wichtig.“
„Ist das Ihr voller Ernst?“
„Ja.“
„Ich bin fast geneigt, Ihnen zu glauben“, sagte Muller überrascht. „Sie gerissener alter Bastard, Sie wollen mir schon wieder einen Handel aufschwatzen! Bieten Ihr Leben für meine Mitarbeit! Aber wo bleibt das quid pro quo? Mir liegt nicht viel daran, jemanden umzubringen. Es würde mich in keiner Weise befriedigen, Sie niederzuschießen. Den Fluch, unter dem ich stehe, werde ich damit noch lange nicht los.“
„Das Angebot gilt.“
„Abgelehnt“, sagte Muller. „Wenn ich Sie töte, dann nicht als Teil einer Abmachung. Ich hätte viel eher Lust, mich selbst umzubringen. Wissen Sie, ich bin ein Mann von Anstand und Grundsätzen. Vielleicht mit einem etwas labilen Charakter, aber wer wollte mir
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