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Der Mann mit dem goldenen Colt

Titel: Der Mann mit dem goldenen Colt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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Mar heißt. Außer dem alten Teil an der Küste ist es keine typische Stadt auf Jamaika und auch keine sehr anziehende.
    Bond hielt bei der ersten Garage an, tankte und setzte Mary Goodnight zur
    Rückfahrt in einen Leihwagen. Er hatte ihr nichts von seinem Auftrag erzählt, und sie hatte keine Fragen gestellt.
    Bond hatte nur gesagt, er werde mit ihr in Verbindung bleiben, wenn er könne, und zu ihr zurückkommen, sobald seine Arbeit erledigt sei; dann fuhr sie die staubige Straße hinunter, und Bond fuhr langsam zur Küste.
    Er fand die Liebesstraße, eine schmale Straße mit halbverfallenen Läden und Häusern, die sich vom Hafen zurück in die Stadt schlängelte.
    Er fuhr langsam weiter, um sich die Umgebung einzuprägen, dann stellte er seinen Wagen auf einem verlassenen Platz ab, neben dem Sandfleck, auf dem Fischerboote an Pfählen festgemacht waren.
    Er schloß den Wagen ab und schlenderte zurück in die Liebesstraße. Es gab da ein paar arme Leute, Fischer und dergleichen. Bond kaufte ein Päckchen Royal Blend in einem kleinen Gemischtwarengeschäft, in dem es nach Gewürzen roch. Er fragte, wo Nummer 3% liege und wurde höflich-neugierig gemustert. »Ein Stück Straße hoch. Vielleicht zwanzig Meter. Großes Haus rechts.«
    Bond ging auf die Schattenseite hinüber und schlenderte weiter. Er schlitzte das Päckchen mit dem Daumennagel auf und zündete sich gemächlich eine Zigarette an, während er das Haus betrachtete - wie ein müßiger Tourist, der sich einen Winkel des alten Jamaika ansieht.
    Früher einmal mußte es ein schönes Haus gewesen sein, vielleicht das Privathaus eines Großkaufmanns. Es war zwei Stockwerke hoch, mit Balkonen rundherum, aus Holz gebaut mit silberglänzenden Schindeln. An den Jalousien, die alle Fenster im Obergeschoß und die meisten vom unteren verschlossen, war kaum mehr eine Spur von Farbe. Das Fleckchen »Hof« an der Straße wurde von einigen geierhalsigen Hühnern und von drei ausgehungerten, schwarzbraunen jamaikanischen Promenadenmischungen bewohnt. Sie blickten träge über die Straße, kratzten sich und schnappten nach unsichtbaren Fliegen.
    Aber im Hintergrund stand ein wunderschöner Guajakbaum in voller Blütenpracht. Bond hielt ihn für ebenso alt wie das Haus - vielleicht fünfzig Jahre. In seinem Schatten saß ein Mädchen in einem Schaukelstuhl und las in einem Magazin. Auf dreißig Meter Entfernung sah sie nett und hübsch aus. Bond ging auf der gegenüberliegenden Straßenseite weiter, bis ihn eine Ecke des Hauses vor dem Mädchen verbarg. Dann blieb er stehen und betrachtete das Gebäude genauer.
    Eine Holztreppe führte zur offenen Eingangstür hinauf. Über der Tür entdeckte er auf einem großen emaillierten Metallschild die Nummer »3%«. Das Fenster links neben der Tür hatte geschlossene Läden, durch die verstaubte Glasscheibe des rechten konnte man Tische, Stühle und einen Bartisch erkennen.
    Auf einem wackligen Schild über der Tür stand »Traumland-Cafe« in sonngebleichten Lettern, um das Fenster klebten bunte Reklamen für Red-Stripe-Bier, Royal Blend und Coca-Cola. Ein handgemaltes Schild verkündete »Imbiß«, und darunter stand »Täglich frische heiße Hühnersuppe«.
    Bond überquerte die Straße, ging die Treppe hinauf und schob den Glasperlenvorhang auseinander, der vor dem Eingang hing. Er ging an die Bar und sah sich an, was es da gab; einen Teller mit trocken aussehendem Ingwergebäck, einen Berg verpackte Bananenkeks und ein paar Gläser mit Bonbons. Dann hörte er draußen schnelle Schritte.
    Das Mädchen aus dem Garten trat ein. Hinter ihr schlugen leise die Perlenschnüre zusammen.
    Sie war ein Mischling mit einem Achtel Negerblut, hübsch, wie in Bonds Vorstellung eine Mulattin zu sein hatte. Sie besaß kecke braune Augen, an den Winkeln ein wenig hochgezogen, unter Fransen von seidig schwarzem Haar. (Bond vermutete, daß es irgendwo in ihrem Stammbaum auch Chinesenblut gegeben haben müsse.) Sie trug einen kurzen Rock in auffälligem Rosa, das aber zu dem Milchkaffeeton ihrer Haut gut paßte. Ihre Hand- und Fußgelenke waren schmal.
    Sie lächelte höflich, die Augen flirteten.
    »Abend.«
    »Guten Abend. Könnte ich ein Red Stripe haben?«
    »Gern.«
    Sie ging hinter die ^eke und ließ ihn kurz ihre hübschen Brüste sehen, als sie sich zur Tür des Kühlschranks bückte. Sie stieß die Tür mit dem Knie wieder zu, öffnete geschickt die Flasche und stellte sie auf den Bartisch neben ein beinahe sauberes Glas. »Das macht

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