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Der Mann mit dem goldenen Colt

Titel: Der Mann mit dem goldenen Colt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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Sie werden die Einzelheiten schon in Erfahrung bringen. Dann möchte ich, daß Sie zu Morgan’s Harbour hinauskommen. Ich fahre jetzt gleich hin, um dort die Nacht zu verbringen. Wir werden miteinander zu Abend essen und uns Geheimnisse erzählen, bis der Morgen über den Blauen Bergen graut. Geht das?«
    »Natürlich. Aber das müssen verdammt viele Geheimnisse sein. Was soll ich anziehen?«
    »Etwas, das an den richtigen Stellen schön anliegt. Nicht zu viele Knöpfe.«
    Sie lachte. »Wenn ich noch gezweifelt hätte, daß Sie es sind, James - jetzt nicht mehr. Also, ich werde sehen, daß ich alles erledigen kann. Wir treffen uns um sieben. Auf Wiedersehen!«
    Nach Luft schnappend verließ James Bond die Schwitzkiste. Er wischte sich mit dem Taschentuch über Gesicht und Hals. Verdammt noch mal! Mary Goodnight, seine Lieblingssekretärin aus den alten Zeiten der 00-Abteilung! Im Hauptquartier hatten sie gesagt, sie sei im Ausland. Vielleicht hatte sie sich für eine Versetzung gemeldet, als er als vermißt galt.
    Jedenfalls, was für ein glücklicher Zufall! Jetzt hatte er eine Verbündete, jemanden, den er kannte. Der gute alte Gleaner !
    Er holte seinen Koffer vom Schalter der Kubanischen Fluggesellschaft, ging hinaus, rief ein Taxi und ließ sich zu Morgan’s Harbour fahren. Der Luftzug der offenen Fenster erfrischte ihn. Das kleine Hotel liegt beim Port Royal am Ende der Palisaden. Der Besitzer, ein Engländer, der früher auch beim Geheimdienst gewesen war und Bonds Beruf erriet, freute sich, ihn zu sehen. Er führte Bond in ein bequemes Zimmer mit Klimaanlage und Blick auf das Hafenbecken von Kingston.
    »Was ist es diesmal?« fragte er. »Kubaner oder Schmuggler? Das sind heutzutage die beliebtesten Zielscheiben.«
    »Bin nur auf der Durchreise. Haben Sie Hummer?«
    »Gewiß.«
    »Seien Sie doch so nett und richten Sie uns zwei zum Abendessen her. Gekocht, mit zerlassener Butter. Und einen Topf von Ihrer lächerlich teuren Gänseleber. Ja?«
    »In Ordnung. Eine Feier? Champagner auf Eis?«
    »Guter Gedanke. Jetzt muß ich duschen und ein wenig schlafen. Dieser Flughafen in Kingston bringt einen um.«
    James Bond erwachte um sechs.
    Zuerst wußte er nicht, wo er war. Er lag da und erinnerte sich. Sir James Molony hatte ihn darauf aufmerksam gemacht, daß sein Gedächtnis noch eine Zeitlang träge arbeiten würde.
    Die Elektroschockbehandlung im »Park«, einem sogenannten »Rekonvaleszentenheim« auf einem großen Besitz in Kent, war hart gewesen. Vierundzwanzig Stöße aus der schwarzen Kiste gegen sein Gehirn in dreißig Tagen.
    Als es vorbei war, hatte Sir James eingestanden, daß er, wenn er in Amerika praktizieren würde, nicht mehr als achtzehn Schocks hätte verabreichen dürfen.
    Zuerst hatte Bond Angst gehabt beim Anblick der schwarzen Kiste und der beiden Kathoden, die an seine Schläfen gelegt werden sollten. Er hatte gehört, daß Leute, die mit Schock behandelt wurden, festgeschnallt werden mußten, weil ihre verkrampften, zuckenden Körper durch die elektrische Spannung oft von den Operationstischen geschleudert wurden. Aber das war offenbar veraltet. Jetzt gab es Pentazol-Injektionen, und Sir James sagte, der Körper bewege sich danach überhaupt nicht, bis auf ein leichtes Zucken der Augenlider.
    Und das Resultat war wunderbar.
    Nachdem der nette, ruhige Arzt ihm erzählt hatte, was in Rußland mit ihm angestellt worden war, und nachdem er die Gewissensqual erduldet hatte, als er erfuhr, was er M beinahe angetan hätte, war der alte heftige Haß gegen den KGB wieder in ihm erwacht. Sechs Wochen nach seiner Einlieferung im »Park« wollte er nichts, als wieder gegen die Leute losgehen, die sein Gehirn für ihre mörderischen Absichten mißbraucht hatten. Und dann war seine körperliche Rehabilitierung gekommen, und er mußte eine Menge Schießübungen auf der Polizei-Schießstätte Maidstone absolvieren.
    Dann endlich war der Personalchef erschienen und hatte ihm alles erklärt, hatte den Tag mit ihm verbracht und ihm seine Befehle gegeben, das Gekritzel in grüner Tinte mit der Unterschrift »M«, das ihm viel Glück wünschte. Die Fahrt zum Londoner Flughafen war aufregend gewesen - der Weg in die Welt hinaus war für Bond wieder offen.
    Bond nahm wieder eine Dusche, zog Hemd, Sporthosen und Sandalen an und ging hinüber zu der kleinen Bar am Strand; er bestellte einen doppelten Walker de Luxe Bourbon auf Eiswürfeln und sah den Pelikanen zu, die nach ihrem Abendessen tauchten.
    Dann nahm er

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