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Der Mann mit dem goldenen Colt

Titel: Der Mann mit dem goldenen Colt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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einen Shilling und sechs.«
    Bond zahlte.
    Sie legte das Geld in die Registrierkasse. Bond zog einen Stuhl an die ^eke und setzte sich.
    Sie legte ihre Arme auf die Holzleiste und sah zu ihm hinüber. »Auf der Durchfahrt?«
    »Mehr oder weniger. Ich sah im gestrigen Gleaner, daß der Besitz hier zum Verkauf steht. Ich wollte ihn mir ansehen. Nettes großes Haus. Gehört es Ihnen?«
    Sie lachte. Sie war ein hübsches Mädchen, aber die Zähne waren durch das Kauen von rohem Rohrzucker abgeschliffen. Es war ein Jammer.
    »Das war zu schön! Ich bin hier, na, so eine Art Geschäftsführerin. Das ist das Café. Außerdem gibt es hier noch andere Attraktionen. Vielleicht haben Sie schon davon gehört.«
    Bond machte ein erstauntes Gesicht. »Nein, was für Attraktionen?«
    »Mädels. Oben sind sechs Schlafzimmer. Sehr sauber. Kostet nur ein Pfund. Jetzt ist Sarah oben. Wollen Sie sie?«
    »Danke, heute nicht. Es ist zu heiß. Aber haben Sie immer nur eine einzige?«
    »Lindy ist auch da, aber sie ist besetzt. Sie ist ein großes Mädchen. Wenn Sie große gern haben, in einer halben Stunde ist sie frei.« Sie blickte auf eine Küchenuhr an der Wand. »So gegen sechs Uhr. Dann wird es auch kühler sein.«
    »Mir sind Mädchen wie Sie lieber. Wie heißen Sie?«
    Sie kicherte. »Ich tu es nur aus Liebe. Ich hab Ihnen gesagt, daß ich nur das Geschäft führe. Man nennt mich Tiffy.«
    »Das ist aber ein ungewöhnlicher Name. Ich heiße Mark.«
    »Sind Sie auch ein Heiliger?« Sie lächelte.
    »Das hat mir noch keiner nachgesagt. Ich habe oben bei Frome gearbeitet. Mir gefällt dieser Teil der Insel, und ich würde mir hier gern etwas kaufen. Aber ich möchte etwas, das näher am Meer liegt als dieses Haus. Ich werde mich noch weiter umsehen. Vermieten Sie auch Zimmer für die Nacht?«
    Sie dachte nach. »Sicher, warum nicht? Aber vielleicht finden Sie es ein wenig laut hier. Manchmal trinkt ein Gast ein paar Glas zuviel. Und die Installationen sind auch nicht ganz in Schwung.« Sie kam näher und senkte die Stimme. »Aber ich würde Ihnen nicht raten, das Haus zu kaufen. Die Schindeln sind in schlechtem Zustand. Kostet Sie fünfhundert, vielleicht sogar tausend, das Dach herzurichten.«
    »Nett von Ihnen, daß Sie mich darauf aufmerksam machen. Aber warum wird denn das Haus verkauft? Schwierigkeiten mit der Polizei?«
    »Eigentlich nicht. Wir arbeiten hier anständig. Aber Sie haben doch im Charter nach Mr. Brown - das ist mein Chef - das >et ux< gelesen?«
    »Ja.«
    »Nun, es scheint, das heißt soviel wie >und seine Frau<. Und Mistress Agatha Brown gehört zu den Frommen. Und anscheinend vertragen die solche Etablissements wie 3% nicht, auch wenn sie anständig geführt werden. Also ist Mistress Brown hinter ihrem Mann her, er soll das Haus schließen und verkaufen. Mit ihrem Anteil will sie dann das Dach der Kirche oben an der Straße herrichten lassen.«
    »Das ist ein Jammer. Scheint ein nettes ruhiges Haus zu sein. Was geschieht mit Ihnen?«
    »Ich werd’ wahrscheinlich nach Kingston übersiedeln, bei einer meiner Schwestern wohnen und vielleicht in einem der großen Warenhäuser arbeiten.
    Sav’ La Mar ist ja ein bißchen still.« Die braunen Augen wurden nachdenklich. »Aber der Platz hier wird mir sicher fehlen. Hier unterhalten sich die Leute, und die Straße ist so hübsch. Wir sind alle Freunde hier, von oben bis unten in der Straße. Sie hat irgendwie, irgendwie . . .«
    »Atmosphäre.«
    »Stimmt. Das ist es, was sie hat. So wie hier muß es im alten Jamaika gewesen sein. Alle miteinander befreundet, alle helfen einander, wenn sie in Schwierigkeiten sind. Sie würden staunen, wie oft die Mädels hier es umsonst machen, wenn der Mann ein guter Kerl ist, ein regelmäßiger Kunde und nur zufällig blank.«
    »Das ist nett von ihnen. Aber fürs Geschäft kann das nicht gut sein.«
    Sie lachte. »Das ist kein Geschäft, Mister Mark. Nicht, solange ich es führe. Das ist eine öffentliche Dienstleistung wie Wasser und Elektrizität und Erziehung und . . .«
    Sie brach ab und sah über ihre Schulter auf die Uhr. Es war 17.45 Uhr.
    »Zum Teufel, jetzt hab ich soviel geredet, daß ich Joe und May vergessen habe. Es ist ihre Essenszeit.« Sie ging zum Caféfenster und kurbelte es herunter. Sogleich kamen aus der Richtung des Guajakbaumes zwei große schwarze Vögel, etwas kleiner als Raben, flogen herein, kreisten im Inneren des Cafés mit metallisch gellendem Geschrei, das sich von dem aller sonstigen Vögel in der

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