Der Mann mit dem goldenen Colt
noch einen Drink mit Soda, um das Ganze etwas abzuschwächen; dabei dachte er an Liebesstraße No. 3%, woraus die Muster wohl bestünden und wie er Scaramanga zu Fall bringen könnte.
Das hatte ihm Sorgen gemacht, seit er seinen Auftrag erhalten hatte.
Alles gut und schön - er sollte den Mann erledigen, aber James Bond hatte nie gern kaltblütig getötet, und einen Mann zum Ziehen der Waffe herauszufordern, der wahrscheinlich der schnellste Schütze der Welt war, das mußte Selbstmord bedeuten.
Nun, er mußte einfach abwarten, wie die Karten fielen. Als erstes mußte er seinen Decknamen in Ordnung bringen.
Er würde seinen Diplomatenpaß bei Goodnight lassen. Jetzt würde er Mark Hazard vom »Transworld Consortium« sein, dieser großartig vagen Bezeichnung, hinter der sich jede erdenkliche Tätigkeit verbergen konnte.
Er würde mit der Westindischen Zuckerkompanie zu tun haben, denn das war, abgesehen von Kaiser Bauxit, das einzige Unternehmen, das es in den verhältnismäßig verlassenen Gebieten des westlichen Jamaika gab.
Es bestand auch noch das Negril-Projekt zum Ausbau eines der schönsten Strande der Welt. Den Anfang hatte die Errichtung des ttunderbird-Hotels gemacht. Er konnte als reicher Mann auftreten, der sich nach einem Bauplatz umsah.
Das Feuer des Sonnenuntergangs flammte kurz im Westen, und die glühendrote See kühlte sich zu einem mondbeleuchteten Eisengrau ab.
Ein nackter Arm, nach »Chanel No. 5« duftend, schlang sich um seinen Hals, und warme Lippen küßten seinen Mundwinkel. Als er nach dem Arm griff, um ihn festzuhalten, sagte eine atemlose Stimme: »O James! Entschuldigen Sie, aber ich mußte es tun! Es ist so wundervoll, Sie wiederzusehen!« Bond griff unter das weiche Kinn, hob ihren Mund hoch und küßte sie voll auf die halbgeöffneten Lippen.
Er sagte: »Warum haben wir früher nie an so etwas gedacht, Goodnight? Drei Jahre mit nur einer Tür zwischen uns! Woran müssen wir nur gedacht haben?«
Sie trat einen Schritt zurück.
Ihr goldener Haarschopf fiel leuchtend über den Nacken zurück. Sie hatte sich nicht verändert. Wie immer trug sie nur eine Spur von Make-up, aber ihr Gesicht war jetzt goldfarben von der Sonne, und die weit auseinanderstehenden blauen Augen, die im Mondlicht glänzten, blickten ihn herausfordernd an.
Nur die Kleider waren anders als früher.
Statt des strengen Rocks und der Bluse aus den Tagen im Hauptquartier trug sie jetzt ein kurzes, einteiliges Kleid - orangerosa wie die Innenseite einer Seemuschel. Es lag ganz eng um Brust und Hüften, und eine einreihige Perlenschnur schmückte es.
Bei seinem prüfenden Blick lächelte sie.
»Die Knöpfe sind hinten. Das ist die Standarduniform für tropische Stationen.«
»Ich kann mir genau vorstellen, wie Abteilung Q sie ausgedacht hat. Ich nehme an, eine der Perlen enthält eine Todespille.«
»Natürlich. Ich kann mich bloß nicht erinnern, welche. Ich werde also die ganze Kette verschlucken müssen. Kann ich bitte statt dessen einen Daiquiri haben?«
Bond bestellte.
»Tut mir leid, Goodnight. Meine Manieren lassen nach. Ich war geradezu benommen. Es ist so fabelhaft, Sie hier zu finden. Und ich habe Sie vorher nie in einer solchen Arbeitskleidung gesehen.«
Ihr Drink kam.
Sie schlürfte ihn vorsichtig. Bond erinnerte sich, daß sie selten trank und nicht rauchte. Er bestellte noch einen Drink für sich und fühlte sich ein wenig schuldbewußt, weil das sein dritter doppelter war.
»Nun also, erzählen Sie mir, was es Neues gibt. Wo ist Ross? Wie lange sind Sie schon hier? Konnten Sie alles erledigen, was ich Ihnen aufgetragen habe?«
Mary Goodnight wußte, daß er als erstes die letzte Frage beantwortet haben wollte.
Sie griff in ihre einfache Strohhandtasche und reichte ihm einen dicken Briefumschlag.
»Größtenteils gebrauchte Einer, ein paar Fünfer. Soll ich Sie direkt belasten oder über Spesen?« sagte sie.
»Direkt, bitte.«
»Der Wagen steht draußen. Erinnern Sie sich an Strangways? Nun, es ist sein alter Sunbeam Alpine. Die Station hat ihn gekauft, und ich verwende ihn jetzt. Der Tank ist voll, und er fliegt wie ein Vogel.
Der leitende Mann bei Frome ist ein gewisser Tony Hugill. Früher Marine. Netter Mann, nette Frau, nette Kinder. Arbeitet gut. Hat eine Menge Unannehmlichkeiten mit Zuckerrohrbränden und anderen kleinen Sabotageakten
- meist ^ermitbomben, die aus Kuba hereinkommen. Kubas Zuckerernte ist der Hauptkonkurrent von Jamaika, und durch den Hurrikan Flora und all
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