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Der Mann mit dem goldenen Colt

Titel: Der Mann mit dem goldenen Colt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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stand da und lächelte unbestimmt auf Miss Moneypenny hinunter. Sie sah verwirrt aus.
    Als James Bond den Blick abwandte und »Hallo, Bill« sagte, war sein Lächeln noch ebenso zurückhaltend. Er streckte die Hand nicht aus. Bill Tanner sagte mit einer Herzlichkeit, die ihm schrecklich falsch in den Ohren klang: »Hallo, James. Lange nicht gesehen.«
    Gleichzeitig sah er im Augenwinkel, wie Miss Moneypenny schnell, aber deutlich den Kopf schüttelte. Er blickte ihr gerade in die Augen. »M möchte 007 sofort empfangen.«
    Miss Moneypenny log verzweifelt: »Sie wissen, daß M in fünf Minuten eine Konferenz der Abteilungschefs im Kabinettsbüro hat?«
    »Ja. Er sagt, Sie müssen ihn dort irgendwie entschuldigen.« Der Personalchef wandte sich an James Bond.
    »Okay, James. Geh nur hinein. Schade, daß du mittags nicht frei bist. Komm doch auf einen Plausch, sobald du bei M fertig bist.«
    Bond sagte: »Danke, sehr gern.« Dann ging er durch die Tür, über der schon das rote Licht aufleuchtete.
    Miss Moneypenny vergrub ihr Gesicht in den Händen. »O Bill!« sagte sie verzweifelt, »irgend etwas stimmt mit ihm nicht. Ich habe Angst.«
    Bill Tanner sagte: »Reg dich nicht auf, Penny. Ich werde tun, was ich kann.«
    Er ging schnell in sein Büro und schloß die Tür, eilte zu seinem Schreibtisch und drückte auf einen Schalter. Ms Stimme wurde hörbar: »Hallo, James. Großartig, daß Sie wieder da sind. Setzen Sie sich und erzählen Sie mir alles.«
    Bill Tanner griff zum Bürotelefon und verlangte den Sicherheitschef.
    James Bond nahm seinen gewohnten Platz auf der anderen Seite von Ms Schreibtisch ein. Ein Sturm von Erinnerungen wirbelte durch sein Bewußtsein wie ein schlecht geschnittener Film auf einem Vorführapparat, der nicht richtig funktioniert.
    Bond verschloß seine Gedanken gegen diesen Ansturm. Er mußte sich auf das konzentrieren, was er zu sagen und zu tun hatte, und auf nichts sonst.
    »Ich fürchte, es gibt eine Menge Dinge, an die ich mich immer noch nicht erinnern kann, Sir. Ich erhielt einen Schlag auf den Kopf« - er berührte seine rechte Schläfe - »irgendwo im Verlaufe des Auftrags, zu dessen Durchführung Sie mich nach Japan geschickt hatten. Dann ist alles leer, bis ich von der Polizei am Ufer bei Wladiwostok aufgefunden wurde. Keine Ahnung, wie ich hinkam. Sie haben mich ein wenig unsanft behandelt, und dabei muß ich neuerlich auf den Kopf geschlagen worden sein, denn plötzlich erinnerte ich mich, wer ich war und daß ich kein japanischer Fischer war, wie ich gedacht hatte. Dann übergab mich die Polizei selbstverständlich der Ortsabteilung des KGB - es ist dies, nebenbei bemerkt, ein großes graues Gebäude in der Moskaja Ulitza gegenüber dem Hafen neben der Bahnstation. Als sie meine Fingerabdrücke mittels Belinogramm nach Moskau schickten, gab es dort eine große Aufregung. Sie flogen mich vom Militärflughafen Wtoraja Reschka, nördlich der Stadt, dorthin und fragten mich anschließend wochenlang aus - oder versuchten vielmehr, es zu tun, denn ich konnte mich an nichts erinnern. Nur wenn sie mir mit etwas, was sie selbst wußten, nachhalfen, dann konnte ich ihnen ein paar verschwommene Einzelheiten angeben, die sie noch nicht kannten. Es war sehr enttäuschend für sie.«
    »Sehr«, bemerkte M. Eine kleine Falte war zwischen seinen Augen entstanden. »Und Sie haben ihnen also alles gesagt, was Sie konnten? War das nicht einigermaßen . . . äh . . . großzügig von Ihnen?«
    »Sie waren mir gegenüber in j eder Hinsicht sehr nett, Sir. Es schien das Geringste, was ich tun konnte. Da war dieses Institut in Leningrad. Sie behandelten mich als wichtige Persönlichkeit^ Hervorragende Gehirnspezialisten und alles das. Sie schienen es mir nicht übelzunehmen, daß ich die meiste Zeit meines Lebens gegen sie gearbeitet habe. Andere Leute kamen und sprachen sehr vernünftig mit mir über die politische Lage und dergleichen. Über die Notwendigkeit für Ost und West, für den Weltfrieden zusammenzuarbeiten. Sie machten mir viele Dinge klar, die mir vorher nicht aufgefallen waren. Ich muß sagen, sie haben mich ziemlich von ihrer Sache überzeugt.«
    Bond blickte hartnäckig über den Tisch in die klaren blauen Seemannsaugen, in denen jetzt ein Funke von Ärger aufglomm.
    »Ich nehme an, Sie verstehen nicht, was ich meine, Sir. Sie haben Ihr ganzes Leben lang gegen diesen oder jenen Krieg geführt. Das tun Sie auch jetzt. Und die meiste Zeit meines Lebens haben Sie mich als Werkzeug

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