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Der Mann mit dem goldenen Colt

Titel: Der Mann mit dem goldenen Colt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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verwendet. Glücklicherweise ist das jetzt alles vorbei.«
    M sagte grimmig: »Gewiß ist es das. Ich nehme an, unter den Dingen, die Sie vergessen haben, befinden sich auch die Berichte unserer Kriegsgefangenen aus dem Koreakrieg über ihre Gehirnwäsche durch die Chinesen. Wenn die Russen so auf Frieden erpicht sind, wozu brauchen sie dann den KGB? Nach letzter Schätzung sind es etwa hunderttausend Männer und Frauen, die gegen uns und andere Länder >Krieg führen<, wie Sie das nennen. Das ist die Organisation, die zu Ihnen in Leningrad so nett war. Haben sie Ihnen zufällig auch von der Ermordung Horchers und Stutz’ letzten Monat in München erzählt?«
    »O ja, Sir.« Bonds Stimme war geduldig, gleichmütig. »Sie müssen sich gegen die Geheimdienste des Westens zur Wehr setzen. Wenn Sie das alles hier auflösen würden« - Bond machte eine Handbewegung -, »wären sie nur allzu begeistert, den KGB zu schließen. Sie haben mir das ganz offen gesagt.«
    »Und das gleiche gilt für ihre zweihundert Divisionen und ihre U-Boot-Flotte und ihre interkontinentalen Raketen, nehme ich an«, krächzte M.
    »Selbstverständlich, Sir.«
    »Nun, wenn Sie diese Leute so vernünftig und reizend fanden, warum sind Sie nicht dort geblieben? Andere haben das getan. Burgess ist zwar tot, aber Sie hätten sich mit MacLean anfreunden können.«
    »Wir hielten es für wichtiger, daß ich zurückkäme und hier für den Frieden kämpfe, Sir. Sie und Ihre Agenten haben bei mir gewisse Fähigkeiten entwickelt, die mich für eine Kriegführung im Untergrund tauglich machen. Mir wurde erklärt, wie ich diese Fähigkeiten für die Sache des Friedens nützen könnte.«
    James Bonds Hand fuhr lässig zu seiner rechten Jackentasche. M schob ebenso lässig seinen Stuhl vom Schreibtisch zurück. Seine linke Hand fühlte nach dem Knopf unter der Armlehne seines Stuhls. »Zum Beispiel?« fragte M ruhig. Er wußte, daß der Tod jetzt ins Zimmer gekommen war und neben ihm stand.
    James Bond war nun gespannt, seine Lippen waren weiß. Die blaugrauen Augen starrten leer, fast blicklos auf M. Die Worte kamen rauh aus seinem Mund, wie durch einen inneren Zwang aus ihm herausgepreßt.
    »Wenn die Kriegshetzer ausgemerzt werden könnten, Sir, so wäre das ein Anfang. Das ist für die Nummer eins auf der Liste.«
    Die Hand mit der schwarzen Metallnase fuhr aus der Tasche, aber eben als das Gift durch den Lauf der Pistole mit dem Ballongriff zischte, krachte die große Panzerglasplatte aus dem verborgenen Schlitz in der Decke herunter und kam mit einem letzten Seufzer der hydraulischen Bremse zum Einrasten. Der Strahl der zähen braunen Flüssigkeit verspritzte harmlos in ihrer Mitte und tropfte langsam zu Boden. Das beschmierte Glas verzerrte Ms Gesicht und den schützend erhobenen Arm.
    Der Personalchef stürzte ins Zimmer, hinter ihm der Sicherheitschef.
    Sie warfen sich auf James Bond. Als sie seine Arme ergriffen, fiel sein Kopf nach vorn auf die Brust, und er wäre zu Boden geglitten, wenn sie ihn nicht festgehalten hätten.
    Sie zogen ihn in die Höhe und versuchten ihn auf die Füße zu stellen. Er war bewußtlos.
    Der Sicherheitschef schnüffelte.
    »Zyanid«, sagte er kurz. »Wir alle müssen hier raus. Und zwar verflucht rasch.«
    Die Pistole lag auf dem Teppich. Er stieß sie wütend mit dem Fuß fort.
    Zu M, der hinter seinem Glasschild hervorgekommen war, sagte er: »Würden Sie bitte den Raum verlassen, Sir. Schnell. Ich werde das hier während der Mittagszeit in Ordnung bringen lassen.« Das war ein Befehl.
    M ging zu der offenen Tür.
    Miss Moneypenny stand da, ihre geballte Faust zum Mund erhoben. Voll Entsetzen sah sie, wie James Bonds lebloser Körper hinaus und in das Zimmer des Personalchefs geschleppt wurde. M sagte scharf: »Schließen Sie diese Tür, Miss Moneypenny. Rufen Sie sofort den diensthabenden Arzt. Vorwärts, Mädchen! Stehen Sie nicht da und starren Sie in die Luft! Und kein Wort zu irgend jemandem. Verstanden?«
    Miss Moneypenny, einem hysterischen Anfall nahe, riß sich zusammen. Sie sagte automatisch: »Jawohl, Sir«, schloß die Tür und griff nach dem Bürotelefon.
    M ging hinüber ins Büro des Personalchefs.
    Der Sicherheitschef kniete neben Bond. Er hatte dessen Krawatte gelockert und den Kragenknopf gelöst und fühlte den Puls des Agenten.
    Bonds Gesicht war weiß und schweißgebadet. Sein Atem ging rasselnd.
    M betrachtete ihn einen Augenblick.
    Dann wandte er sich von ihm ab, drehte sich zum Personalchef um

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