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Der Mann mit dem goldenen Colt

Titel: Der Mann mit dem goldenen Colt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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der Personalchef sagte noch, er hoffe, Sie würden nachher zum Lunch frei sein.«
    Zum erstenmal lächelte James Bond. Ein dünnes Lächeln, das seine Augen nicht erhellte. Er sagte: »Sehr nett von ihm. Würden Sie ihm bitte sagen, daß ich leider nicht frei bin.«
    2
    Der Personalchef stand vor Ms Schreibtisch und erklärte bestimmt: »Sie sollten es wirklich nicht tun, Sir. Ich oder jemand anders könnte ihn empfangen. Mir gefällt das alles gar nicht. Ich glaube, 007 ist nicht ganz richtig. Kein Zweifel, daß es tatsächlich Bond ist. Die Fingerabdrücke sind soeben vom Sicherheitschef bestätigt worden. Und die Bilder sind in Ordnung - die Stimmaufnahmen auch. Aber zu viele andere Dinge stimmen nicht. Dieser gefälschte Paß, den wir in seinem Zimmer im Ritz gefunden haben, zum Beispiel. Schön, er wollte in aller Ruhe ins Land zurückkehren. Aber die Arbeit ist zu gut. Typisch KGB. Und der letzte Stempel stammt aus Westdeutschland, von vorgestern. Warum hat er sich nicht bei Station B oder W gemeldet? Die beiden Stationsleiter sind Freunde von ihm, besonders 016 in Berlin. Und warum ist er nicht zuerst in seine Wohnung gegangen, um sich einmal umzusehen? Er hat dort eine Haushälterin, eine Schottin namens May, die nach wie vor schwört, er sei am Leben, und die Wohnung aus ihren eigenen Ersparnissen erhält. Das Ritz, das ist irgendwie ein >^eater<-Bond. Und die neuen Kleider. Warum hat er sich diese Mühe gemacht? War doch völlig egal, was er bei seiner Einreise in Dover trug. Normalerweise, wenn er in Lumpen gewesen wäre, hätte er mich angerufen - er hat meine Privatnummer -, damit ich ihn versorge. Wir hätten ein paar Drinks genommen, er hätte seine Geschichte erzählt und wäre dann hergekommen. Statt dessen zeigt er dieses Verhalten, und die Sicherheit macht sich höllische Sorgen.«
    Der Personalchef machte eine Pause. Er wußte, er kam nicht durch.
    Gleich nach seinen ersten Worten hatte M seinen Stuhl zur Seite gedreht und war so sitzen geblieben. Während er gelegentlich an seiner kalten Pfeife zog, blickte er verstimmt auf die gezackten Konturen Londons hinaus.
    Hartnäckig fuhr der Personalchef fort: »Glauben Sie nicht, Sir, Sie könnten das mir überlassen? Ich kann mich in kürzester Zeit mit Sir James Molony in Verbindung setzen und 007 zur Beobachtung und Behandlung in den >Park< bringen lassen. Alles wird ganz freundschaftlich durchgeführt, Behandlung hochstehender Personen und so weiter. Ich kann ihm erklären, Sie seien zum Ministerrat gerufen worden oder etwas Ähnliches. Sicherheit sagt, 007 sieht mager aus. Man muß ihn eben aufpäppeln. Rekonvaleszenz und so. Das könnte als Ausrede dienen. Wenn er gewalttätig wird, können wir ihm immer noch etwas spritzen. Er ist ein guter Freund von mir, er wird es uns nicht nachtragen. Offensichtlich muß man ihm wieder auf die Beine helfen - es kommt nur darauf an, ob es uns gelingt.«
    M drehte seinen Stuhl langsam zurück. Er sah zu dem müden, sorgenvollen Gesicht hoch, dem man die Anstrengung ansah, seit zehn oder mehr Jahren die Nummer zwei im Geheimdienst zu sein.
    »Vielen Dank. Aber ich fürchte, so leicht ist das nicht. Ich habe 007 mit seinem letzten Auftrag betraut, um ihn aus seinen persönlichen Sorgen herauszureißen. Sie erinnern sich, wie es zu dem Ganzen kam. Nun, wir hatten keine Ahnung, daß diese scheinbar recht friedliche Mission zu einer regelrechten Schlacht mit Blofeld ausarten würde, noch, daß 007 für ein Jahr von der Bildfläche verschwinden würde. Wir müssen nun herausbekommen, was in diesem Jahr geschehen ist. Und 007 hat ganz recht. Ich habe ihn mit diesem Auftrag ausgeschickt, und er hat alles Recht, mir persönlich Bericht zu erstatten. Ich kenne 007. Er ist ein halsstarriger Kerl. Wenn er sagt, er will es niemand anders erzählen, dann bleibt er auch dabei. Selbstverständlich will ich wissen, was mit ihm passiert ist. Sie werden zuhören. Halten Sie zwei gute Leute in Bereitschaft. Wenn er unangenehm wird, kommen Sie ihn holen. Was seine Pistole anbelangt«
    - M machte eine beiläufige Geste in Richtung zur Decke -, »damit werde ich schon fertig. Haben Sie das verdammte Ding da oben untersucht?«
    »Jawohl, Sir. Funktioniert tadellos. Aber . . .«
    M hob die Hand. »Tut mir leid, Personalchef. Das ist ein Befehl.«
    Auf dem Gegensprechapparat blinkte ein Licht.
    »Das wird er sein. Schicken Sie ihn gleich herein!«
    »In Ordnung, Sir.«
    Der Personalchef ging hinaus und schloß die Tür.
    James Bond

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