Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Mann mit dem goldenen Colt

Titel: Der Mann mit dem goldenen Colt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
Vom Netzwerk:
Haken neben der Tür. Sobald Bond sicher mit Major Townsend eingeschlossen war, würde der Mantel rasch ins Labor im ersten Stock gehen, wo auf Grund einer Untersuchung des Stoffes seine Herkunft festgestellt würde. Für weitere genauere Untersuchungen würde man Staub aus der Tasche entnehmen.
    »Bitte folgen Sie mir, Sir.«
    In dem schmalen, mit gestrichenen Brettern verschalten Gang gab es ein einzelnes Fenster, das ein Fluoroskop verbarg. Es wurde automatisch ausgelöst, wenn man den häßlichen gemusterten Teppich betrat. Die Ergebnisse der Beobachtung durch sein Röntgenauge gingen in das Labor.
    Der Gang endete vor zwei Türen mit der Bezeichnung »A« und »B«.
    Der Beamte klopfte an die Tür von Zimmer »B« und trat zur Seite, um Bond eintreten zu lassen.
    Ein freundlicher, sehr, heller Raum mit taubengrauem Wilton-Teppichbelag empfing ihn.
    In einem Adam-Kamin, auf dem Silbertrophäen und zwei Fotografien in
    Lederrahmen standen, brannte ein kleines helles Feuer. Das eine Foto zeigte eine nett aussehende Frau, das andere drei Kinder.
    In der Mitte stand ein Tisch mit einer Blumenvase und zu beiden Seiten des Feuers je ein bequemer Clubsessel.
    Kein Schreibtisch, kein Aktenschrank, nichts offiziell Aussehendes.
    Ein großer Mann, so angenehm wie der Raum, stand von dem einen Sessel auf. Er ließ die Times neben sich auf den Teppich niederfallen und kam mit einem freundlichen Lächeln auf Bond zu.
    Er streckte eine feste, trockene Hand aus.
    Das war der Sanfte Mann.
    »Kommen Sie, treten Sie nur näher. Nehmen Sie Platz. Zigarette gefällig? Nicht Ihre Lieblingssorte, wenn ich mich recht entsinne. Bloß die gute alte Senior Service.«
    Major Townsend hatte seine Bemerkung sorgfältig vorbereitet - einen Hinweis auf Bonds Vorliebe für Morland Specials mit den drei Goldringen. Er konstatierte, daß Bond offenbar nicht darauf reagierte.
    Bond nahm eine Zigarette und ließ sich Feuer geben.
    Sie setzten sich einander gegenüber. Major Townsend schlug bequem die Beine übereinander. Bond saß gerade aufgerichtet. Major Townsend sagte: »Nun also, wie kann ich Ihnen behilflich sein?«
    Auf der anderen Seite des Ganges, im Zimmer »A«, einer kalten Amtskanzlei, deren Einrichtung lediglich aus einem zischenden Gasofen sowie einem häßlichen Schreibtisch mit zwei Holzstühlen unter dem nackten Neonlicht bestand, wäre Bonds Empfang durch den Scharfen Mann, einen ehemaligen Polizeidirektor (»ehemalig« wegen eines Brutalitätsfalles in Glasgow, auf Grund dessen er versetzt worden war), ganz anders ausgefallen. Hier würde ihm der Mann, der unter dem Namen eines Mr. Robson geführt wurde, die Behandlung verpaßt haben, die auf Einschüchterung berechnet war - harte, furchteinflößende Befragung, Drohung mit Gefängnis wegen Vorspiegelung falscher Identität und Gott weiß was sonst noch alles.
    So sah das Sieb aus, das den Weizen von der Spreu der unbekannten oder verdächtigen Personen sonderte, die Zutritt zum Geheimdienst wünschten.
    Es gab keinen Grund, warum James Bond, der immer im Außendienst gewesen war, mehr über die Organisation hätte wissen sollen als über die Geheimnisse der Elektrizitätsanlage in seiner Wohnung in Chelsea oder über das Funktionieren seiner Nieren.
    Oberst Boris hingegen waren alle diese Vorgänge vertraut. Die Geheimdienste aller Großmächte kennen das der Öffentlichkeit zugewandte Gesicht ihrer
    Gegner, und Oberst Boris hatte die Behandlung genau beschrieben, die James Bond zu erwarten hatte, ehe er »in Ordnung befunden« und ins Büro seines früheren Chefs gelassen wurde.
    James Bond machte also jetzt eine Pause, bevor er Major Townsends Frage beantwortete.
    Er sah den Sanften Mann an und blickte dann ins Feuer. Er stellte fest, wie genau die Angaben über Major Townsend gewesen waren, und bevor er sagte, was man ihm aufgetragen hatte, gab er Boris neun von zehn erreichbaren Pluspunkten.
    Das große, freundliche Gesicht, die hellbraunen, weit auseinanderstehenden Augen, der militärische Schnurrbart, das randlose Monokel an einer dünnen schwarzen Schnur, das zurückgebürstete, schütter werdende sandfarbene Haar, der tadellose blaue Zweireiher, der steife weiße Kragen und die Militärkrawatte
    - alles stimmte.
    Was jedoch Oberst Boris nicht gesagt hatte, war, daß die freundlichen Augen kalt und bewegungslos wie Gewehrläufe blickten und die Lippen dünn und gelehrtenhaft waren.
    James Bond sagte geduldig: »Es ist tatsächlich ganz einfach. Ich bin der, der ich zu

Weitere Kostenlose Bücher