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Der Mann mit dem goldenen Colt

Titel: Der Mann mit dem goldenen Colt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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und sagte energisch: »Nun, so wäre das also. Mein Vorgänger ist in diesem Stuhl gestorben. Damals war es eine einfache Kugel, aber durch einen auf ähnliche Weise zum Wahnsinn getriebenen Beamten. Gegen Verrückte kann man nicht gesetzlich vorgehen. Aber das Ministerium für Öffentliche Arbeiten hat mit dieser Schutzvorrichtung wirklich erstklassige Arbeit geleistet. Also, Personalchef, das alles hat selbstverständlich geheim zu bleiben. Rufen Sie, sobald Sie können, Sir James Molony an und lassen Sie 007 zum >Park< bringen. Krankenwagen, heimliche Bewachung. Ich werde heute nachmittag Sir James die Sache erklären. Kurz, wie Sie gehört haben, er ist dem KGB in die Hände gefallen. Sie haben eine Gehirnwäsche durchgeführt. Er war schon vorher ein kranker Mann, muß irgendwie das Gedächtnis verloren haben. Ich werde Ihnen später alles erzählen, was ich weiß. Lassen Sie seine Sachen aus dem Ritz holen und seine Rechnung bezahlen. Lassen Sie auch eine Verlautbarung an die Presse gehen, etwa in der Art: >Das Verteidigungsministerium freut sich<, nein, sagen Sie: >ist außerordentlich erfreut<, mitteilen zu können, daß Commander James Bond usw., der als vermißt gemeldet worden war - wahrscheinlich bei einem Einsatz in Japan im vorigen November getötet - nach einer schwierigen Reise quer durch die Sowjetunion hierher zurückgekehrt ist, als deren Ergebnis man viele wertvolle Informationen erwartet. Commander Bonds Gesundheit hat unvermeidlicherweise unter seinen Erlebnissen gelitten, und er befindet sich zur Erholung unter ärztlicher Kontrollen«
    M lächelte eisig.
    »Dieser kleine Hinweis auf die zu erwartenden Informationen wird dem Genossen Semischastny und seinen Leuten keine Freude bereiten. Und schließen
    Sie noch eine Notiz für den Herausgeber an: >Es wird besonders gebeten, aus Sicherheitsgründen dem obigen Kommunique sowenig Spekulationen und Kommentare als möglich hinzuzufügen. Auch soll nicht versucht werden, Commander Bonds Aufenthaltsort ausfindig zu machen.< In Ordnung?«
    Bill Tanner hatte aufgeregt mitgeschrieben. Nun sah er erstaunt von seinem Block hoch.
    »Aber wollen Sie denn keine Anklage erheben, Sir? Schließlich, Verrat und Mordversuch . . . Ich meine . . . auch nicht vor dem Kriegsgericht?«
    »Bestimmt nicht.« Ms Stimme klang mürrisch.
    »007 ist ein kranker Mann. Nicht verantwortlich für seine Handlungen. Wenn man einen Menschen einer Gehirnwäsche unterziehen kann, so kann man das wahrscheinlich auf irgendeine Weise wieder rückgängig machen. Wenn das jemand zustande bringt, so ist es Sir James. Setzen Sie 007 inzwischen auf halbes Gehalt, bei seiner alten Abteilung. Und sehen Sie zu, daß er volle Nachzahlung und Zuschüsse für das vergangene Jahr bekommt. Wenn der KGB die Nerven besitzt, mir einen meiner besten Leute auf den Hals zu hetzen, so habe ich die Nerven, ihn auf sie zurückzujagen. 007 war einmal ein guter Agent. Es besteht kein Grund, warum er es nicht wieder werden sollte. Versteht sich, innerhalb bestimmter Grenzen. Geben Sie mir nach dem Lunch die Akte über Scaramanga. Wenn wir 007 wieder richtig hinkriegen, ist Scaramanga das richtige Zielobjekt für ihn.«
    Der Personalchef widersprach: »Aber das wäre glatter Selbstmord, Sir. Sogar 007 könnte es nie mit ihm aufnehmen.«
    M sagte kalt: »Was glauben Sie, würde 007 für das Stück Arbeit von heute morgen bekommen? Zwanzig Jahre? Als Minimum, würde ich sagen. Da ist es für ihn besser, er fällt auf dem Schlachtfeld. Schafft er es aber, so hat er seine Sporen wieder verdient, und wir können alles, was geschehen ist, vergessen. So lautet jedenfalls meine Entscheidung, wie immer es ausgeht.«
    3
    Im Blades aß M sein übliches mageres Mittagessen - eine gegrillte Doverscholle, danach einen Löffel möglichst reifen Stiltonkäse. Und wie gewöhnlich setzte er sich allein in einen der Fenstersitze und verbarrikadierte sich hinter der Times
    - gelegentlich wendete er eine Seite um, damit es so aussah, als ob er sie läse.
    Porterfield jedoch bemerkte zu Lily, der Oberkellnerin, einem hübschen, sehr beliebten Schmuckstück des Clubs: »Heute ist mit dem alten Herrn etwas los. Etwas stimmt mit ihm einfach nicht.«
    Porterfield hielt sich selber für einen Amateurpsychologen. Als Erster Kellner und Beichtvater vieler Mitglieder wußte er eine Menge über sie - er wiegte sich im Glauben, sie ganz zu kennen und so ihre Wünsche und Stimmungen vorausahnen zu können. Jetzt stand er mit Lily in einem

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