Der Mann mit den hundert Namen
wird.«
Sie öffnete die Tasche. »Schauen Sie nach: kein Recorder!«
»Und meine Sachen sind auch nicht mehr drin. Wo haben Sie sie?«
»An einem sicheren Ort.«
Ein Paar kletterte aus einem Taxi und ging auf das Krankenhaus zu. Buchanan stieg überstürzt in den Wagen, und Holly drängte sich nach ihm hinein.
»Wohin?« fragte der Taxifahrer.
»Zum Crowne Plaza. Holly, ich spaße nicht. Ich will unbedingt meine Sachen wiederhaben. Geben Sie mir Ihren Zimmerschlüssel. Ich hole meinen Kram. Sie packen Ihren Koffer und melden sich ab.«
»Wer sagt Ihnen, daß ich das Hotel verlassen will?«
»Weil Sie sich nicht länger in meiner Nähe blicken lassen dürfen. Noch deutlicher kann ich es Ihnen nicht sagen.«
»Sie versuchen schon wieder, mich zu erschrecken.«
»Genau, und ich hoffe, meine Dame, es ist mir einigermaßen gelungen.«
6
»Bis hierher«, wies Buchanan den Fahrer an.
»Aber es sind noch zwei Blocks, Sir.«
»Ist in Ordnung. Machen Sie eine Stadtrundfahrt mit der Dame und kommen Sie in einer Viertelstunde zurück.« Buchanan fixierte Holly. »Ihren Zimmerschlüssel.« Er streckte die Hand aus.
Holly gehorchte. »Wird Ihnen allerdings nichts nützen. Ihre Sachen sind nicht in meinem Zimmer.«
»Wo sind sie? In Teds Zimmer?«
Sie schwieg.
»Holly, weder Sie noch Ihr Freund sollten sich mit meinem Eigentum erwischen lassen. Es wäre Ihrer Gesundheit nicht zuträglich.«
Ihr Gesicht erblaßte leicht, endlich schien sie seine Warnung verstanden zu haben. »Was kriege ich dafür?«
»Seelenfrieden.«
»Das reicht mir nicht.«
»Was verlangen Sie?«
»Ich möchte mich weiter mit Ihnen unterhalten.«
»Ich bin in einer Viertelstunde vor dem Hotel und nehme Sie in Empfang.«
Sie sah ihm in die Augen. »Okay. Die Sachen liegen in Teds Zimmer.«
»Wahrscheinlich haben Sie keinen Schlüssel.«
»Aber ja doch.« Sie gab ihm den Schlüssel. »Für den Fall, daß ich Ihre Sachen in Teds Abwesenheit holen wollte.«
»Sie haben sehr klug geplant.« Buchanan stieg aus.
7
Die zwei Blocks kamen ihm wie drei Kilometer vor. Im Gehen befreite sich Buchanan von seinem Kopfverband und warf ihn in einen Abfalleimer. Als er das Crowne Plaza erreichte, fühlte er sich leicht benommen, Schweiß stand ihm auf der Stirn.
Anstatt sofort Teds Zimmer aufzusuchen, entschied er sich dafür, zunächst nach seiner Post zu fragen. Im Foyer, in der Ecke neben dem Eingang, fiel ihm ein Mann Ende Zwanzig in einem blauen Blazer auf. Er saß in einem Sessel, las Zeitung und beobachtete ihn. Der Blick, mit dem er Buchanan maß, war kurz, aber intensiv. Und was den guten Agenten auszeichnet: Er ließ sich nicht anmerken, daß er Buchanan erkannt hatte.
Sie überwachen also das Hotel, dachte Buchanan. Sie halten aber möglicherweise nicht nach mir Ausschau, sondern nach Holly.
Ohne seinen Argwohn zu zeigen, ging er zum Empfang.
»Ja, Sir?«
»Haben Sie eine Nachricht für mich? Meine Zimmernummer ist …«
Der Angestellte wartete lächelnd.
»Meine Zimmernummer … Verdammt.« Buchanans Puls raste. »Ich habe sie vergessen.«
»Nicht schlimm, Sir. Sie brauchen mir bloß Ihren Namen zu nennen. Der Computer ordnet ihn Ihrer Zimmernummer zu.«
»Victor Grant«, sagte Buchanan, ohne zu überlegen.
Der Angestellte tippte ihn ein, summte vor sich hin und sah auf den Bildschirm. Er runzelte die Stirn. »Tut mir leid, Sir. Dieser Name ist nicht erfaßt.«
»Victor Grant. Den müssen Sie doch haben.«
»Nein, Sir.«
Mein Gott, dachte Buchanan plötzlich. »Brendan Buchanan.
Ich habe mich geirrt.«
»Wie soll ich das verstehen, Sir?«
»Ich bin Schauspieler, wir drehen hier in der Stadt einen Film. Im Film heiße ich Victor Grant. Ich habe mich so daran gewöhnt, daß ich … Wenn ich mich derart mit einer Rolle identifiziere, müßte ich eigentlich allein schon dafür einen Oscar bekommen, meinen Sie nicht?«
»Jetzt haben wir es, Sir. Mr. Brendan Buchanan. Zimmer elf vierzehn. Nein, keine Nachricht für Sie.«
»Darf ich um meinen Schlüssel bitten? – Danke.«
Am Lift drückte er auf den Knopf und wartete, daß sich die Türen öffneten. Er spürte, daß der Mann vom Empfang ihm nachblickte. Nicht umdrehen, nicht umdrehen.
Bleib ruhig, Kumpel, auch wenn du deine Decknamen nicht mehr auseinanderhalten kannst und deine Zimmernummer vergißt.
Endlich öffneten sich die Türen. Er fuhr allein nach oben, sank schweißüberströmt gegen die Wand und fürchtete, sich übergeben zu müssen.
Zwei Etagen über
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