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Der Mann mit den hundert Namen

Der Mann mit den hundert Namen

Titel: Der Mann mit den hundert Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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vertilgt?«
    »Seien Sie tapfer und essen Sie, damit Sie hier rauskommen.« Hollys smaragdgrüne Augen glitzerten spitzbübisch.
    »Wie kriegen Sie Ihre Augenfarbe hin? Mit getönten Kontaktlinsen?«
    »Französische Augentropfen, sie betonen die eigene Augenfarbe. Viele Filmstars benutzen sie. Den Trick habe ich gelernt, als ich in Los Angeles arbeitete. Das wäre übrigens was für Sie, wenn Sie Ihr Äußeres ändern wollen. Da brauchten Sie nicht mit getönten Kontaktlinsen herumzufummeln.«
    »Warum sollte ich mein Aussehen verändern?«
    Sie war wütend. »Sie geben sich nicht geschlagen.«
    »Genausowenig wie Sie. Gestern abend – was ist geschehen? Sie haben nicht zu Ende berichtet.«
    »Ich bin Ihnen durch das Vieux Carré bis zum Café du Monde gefolgt. Es war inzwischen elf Uhr. Sie schienen jemanden zu suchen.«
    »Einen alten Bekannten, mit dem ich verabredet war. Im Café du Monde.«
    »Ich stand gegenüber, konnte also nicht alles sehen. Sie kamen aus dem Café schnell wieder heraus. Es entstand ein Gedränge, als eine Schar Maskierter hereinwollte, die sich wie Betrunkene benahmen. Einer von ihnen – er war als Pirat verkleidet – rempelte Sie an. Und plötzlich griffen Sie sich an die Seite und wirbelten herum. Eine Frau schrie auf. Die Leute gingen Ihnen schnell aus dem Weg. Sie stolperten über jemanden und schlugen mit dem Kopf auf das Geländer. Ich rannte zu Ihnen und beobachtete noch, daß der Kerl im Piratenkostüm ein Messer in den Gürtel steckte und in der Menge auf der Straße verschwand. Ich rannte zu Ihnen und versuchte, das Blut zu stillen. Inzwischen rief ein Kellner wegen eines Rettungswagens an.«
    »Wird Ihnen beim Anblick von Blut nicht kodderig?«
    »Wo denken Sie hin? Wenn Sie mir unter den Händen wegsterben, kann ich meine Story nicht zu Ende schreiben.«
    »Und ich dachte die ganze Zeit, Sie fühlen sich von meiner Person angezogen.«
    »Von welcher Person? Sie haben sie so oft gewechselt.«
    Er schob den Rest des belegten Brotes beiseite. »Ich gebe es auf. Mir fällt nichts weiter ein, womit ich Sie überzeugen könnte, daß …«
    »Sie haben völlig recht. Es gibt nichts, womit Sie mich überzeugen könnten. Und die Ereignisse des gestrigen Abends haben mich in meiner Meinung noch bestätigt. Der Verkleidete wollte Sie nicht ausrauben – das habe ich der Polizei nur vorgeschwindelt, damit sie keinen Verdacht schöpft. Nein, das war kein versuchter Raubüberfall, sondern versuchter Mord.« Sie richtete sich auf. »Warum? Mit wem wollten Sie sich treffen?«
    »Holly, bitte! Ich möchte auch etwas fragen. Ich hatte etwas bei mir. Wenn das die Polizei gefunden hat, wird sie sich darüber mit mir unterhalten wollen.«
    Holly ließ ihn in ihre Handtasche blicken. »Meinen Sie das hier?«
    Es war seine halbautomatische Beretta.
    »Ich entdeckte sie, als ich mich um Sie bemühte. Bevor Polizei und Rettungswagen eintrafen, habe ich sie Ihnen unbemerkt abgenommen.«
    »Hat nichts zu bedeuten. Trage sie nur zu meinem Schutz.«
    »Klar. Zum Beispiel bei einem Wiedersehen mit einem alten Bekannten. Selbst wenn Sie einen Waffenschein haben, hätte die Armee etwas dagegen, daß Sie im Urlaub bewaffnet herumlaufen.«
    »Was soll das? Heutzutage sind viele Leute bewaffnet. Der Raubüberfall zeigt, warum.«
    »Versuchter Mord, kein Raubüberfall.«
    »Das bestätigt meine Meinung. Irgendein Idiot ist besoffen, vielleicht high von Drogen. Er hat ein Piratenkostüm an. Plötzlich glaubt er, wirklich einer zu sein, und sticht zu.«
    »Das soll ich Ihnen abkaufen?«
    »Hören Sie, ich habe keine Ahnung, warum er mich niedergestochen hat. Meine Theorie ist so gut wie jede andere.«
    »Würden die Bullen Ihnen das abnehmen, wenn sie die anderen Sachen bei Ihnen gefunden hätten?«
    Andere Sachen? Buchanan lief es kalt über den Rücken.
    Nach einem Blick zur Tür griff sie in ihre Handtasche und zog unter der Pistole einen Paß hervor. »Die Sanitäter mußten Ihnen das Jackett ausziehen, um die Verletzung untersuchen zu können. Ich sagte ihnen, ich sei Ihre Freundin, und habe es an mich genommen. Zum Glück – für Sie.« Sie blätterte in dem Paß. »Victor Grant. Na, so was. Kein schlechtes Foto von Ihnen. Damals war Ihr Haar etwas kürzer. Zunächst hätten die Bullen Sie für einen Drogenhändler gehalten. Was ja fast der Wahrheit entspricht, sofern man weiß, daß Sie an geheimen Operationen wie Scotch and Soda beteiligt sind.« Holly steckte das Dokument wieder weg. »Nun? Ihnen

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