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Der Mann mit den hundert Namen

Der Mann mit den hundert Namen

Titel: Der Mann mit den hundert Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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Beinen. Er hatte sich nicht im Rollstuhl transportieren lassen wollen, weil er vor dem Verlassen des Krankenhauses noch telefonieren mußte.
    Ohne zu wanken, betrat er wieder die Halle und ging auf eine Reihe von Telefonen zu. Mit zitternder Hand steckte er die Münzen in den Schlitz und sprach kurz darauf bereits mit einem der Leitoffiziere.
    »Wo haben Sie gesteckt?« fragte die barsche Stimme.
    Buchanan sprach so leise wie möglich und war froh, daß die Telefone neben ihm nicht benutzt wurden. »Ich lag im Krankenhaus.«
    »Was war los?«
    »Ein Kerl hat versucht, mich auszurauben«, log er. »Ich habe ihn nicht kommen sehen, er hat mich von hinten niedergestochen.«
    »Meine Güte. Bei uns herrschte Aufregung, als Sie heute früh nicht an einem der Treffpunkte erschienen sind. Wir haben ein Team parat, falls Sie in Schwierigkeiten sind.«
    »Ich hatte Glück. Die Verletzung ist nicht schlimm. Da ständig Schwestern ein und aus gingen, habe ich es nicht gewagt, bei Ihnen anzurufen, zumal die Telefongespräche im Hospital automatisch registriert werden. Jetzt habe ich zum ersten Mal Gelegenheit, ungestört anzurufen.«
    »Wir haben uns ganz schön Sorgen gemacht.«
    »Entwarnung. Ich wurde am Treffpunkt erwartet – das bedeutet, es gibt eine Nachricht für mich. Wie lautet sie?«
    »Es geht um die Reporterin aus dem Zug … Ist Ihr Telefon wirklich sicher?«
    »Ja.«
    »Hier also die Mitteilung. Brechen Sie Ihren Urlaub nicht ab. Kümmern Sie sich nicht um die Frau. Wir unternehmen etwas, das sie garantiert abschreckt.«
    Buchanan packte den Hörer fester.
    »Finden Sie sich programmgemäß an den Treffpunkten ein. Wir informieren Sie, wenn es etwas Neues gibt. Over!«
    Buchanan legte auf und starrte auf den Apparat, die Kehle trocken. ›Wir unternehmen etwas, das sie garantiert abschreckt.‹ Was zum Teufel sollte das bedeuten? ›Abschrecken‹ konnte vieles heißen. Man konnte Holly bei ihrem Vorgesetzten miesmachen, sie zu bestechen versuchen oder ihr einen gehörigen Schreck einjagen … oder … Buchanan mochte sich nicht vorstellen, daß Holly das Ziel einer »finalen Abschrekkung« sein könnte.
    Nein, dachte er. Sie werden eine Journalistin nicht beseitigen, schon gar nicht eine von der »Washington Post«. Das würde der Story eher neue Nahrung geben.
    Als er sich gerade die bange Frage stellte, wo sie wohl sein mochte, sah er sie. Holly saß nicht weit entfernt auf einem Stuhl, sie trug ein helles Jackenkleid, das ihr rotes Haar und die grünen Augen schön zur Geltung brachte.
    Buchanan verbarg seine Überraschung.
    Sie kam näher. »Haben Sie sich bei Ihren Vorgesetzten gemeldet?«
    »Habe nur einen Bekannten angerufen.«
    »Wer’s glaubt …«
    »Schluß jetzt! Verschwinden Sie sofort aus meinem Leben und aus dieser Stadt.«
    »Ich soll unsere nette Beziehung beenden? Sie versuchen nur, meine Gefühle zu verletzen.«
    »Ich beschwöre Sie: Halten Sie sich von mir fern. Sie sind in Gefahr!«
    »Was soll das heißen?«
    Buchanan durchquerte die Halle und ging auf den Ausgang zu.
    »So leicht werden Sie mich nicht los.« Ihre hohen Hacken machten kaum ein Geräusch auf dem Teppichboden. »Ich muß Ihnen etwas zeigen.«
    »Bin nicht interessiert.« Er blieb an einem Springbrunnen stehen, schluckte zwei Tabletten, wischte sich das Wasser vom Mund und wandte sich dem Ausgang zu. »Woran ich tatsächlich interessiert bin: Ich will meine Sachen wiederhaben.«
    »Kommt nicht in Frage.«
    »Holly.« Er drehte sich abrupt um. »Tun wir mal so, als sei ich wirklich der, für den Sie mich halten. Was würde Ihnen nach Ihrer Meinung geschehen, wenn ich meinen Vorgesetzten erzähle, daß sich mein gefälschter Paß in Ihrem Besitz befindet?«
    Die smaragdgrünen Augen strahlten noch intensiver. »Sie haben ihnen also nichts von mir erzählt?«
    »Wieso sollte ich?«
    »Ich war nicht sicher, ob Sie es tun. Sie wollen Ihre Vorgesetzten demnach nicht wissen lassen, daß Sie diesen Paß verloren haben. Wozu brauchen Sie ihn überhaupt? Können Sie nicht Ihren eigenen Paß benutzen?«
    »Nein.« Buchanan betrachtete forschend die Menschen in der Nähe des Eingangs. »Ich besitze keinen. Mir ist nie einer ausgestellt worden.«
    Sie standen jetzt auf der lauten Straße. »Wo ist Ihr Freund Ted? Ich dachte, daß er Sie ständig begleitet.«
    »Er hält sich in der Nähe auf und wacht über meine Sicherheit.«
    »Mit seinem Funksprechgerät? Ich rede nicht mehr mit Ihnen, oder Sie beweisen mir, daß nichts aufgezeichnet

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