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Der Mann mit den hundert Namen

Der Mann mit den hundert Namen

Titel: Der Mann mit den hundert Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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sein Kopfkissen und reichte ihm die Pistole. »Braucht man so was nicht, wenn der Zimmerkellner kommt?«
    Lachend steckte er die Waffe in die Bademanteltasche. »Du bist eine gelehrige Schülerin«, lobte er Holly und belohnte sie mit einem Kuß.

6
     
    Bei Sonnenuntergang erwachte Buchanan. Er streckte sich und genoß das Gefühl, gut gegessen zu haben, nackt unter weichen Laken zu liegen und Hollys Körper neben sich zu spüren.
    Sie war mit dem Bademantel bekleidet, er hatte seinen nicht wieder angezogen, nachdem sie sich geliebt hatten und vor Erschöpfung sofort eingeschlafen waren. Er fand sie hinreißend, ihren Humor, ihre sinnlichen Züge, den großen, schlanken Körper voll athletischer Anmut.
    Er stand auf, zog den Bademantel an und setzte sich auf einen Stuhl, neben dem die von Holly mitgebrachten Bücher und Papiere lagen. Um Holly nicht zu wecken, rückte er eine Lampe heran, machte es sich bequem und begann zu lesen.
    Zwei Stunden später hob sie den Kopf, rieb sich die Augen und blickte ihn lächelnd an. Sie war sogar im Halbschlaf wunderschön.
    »Wie geht’s?«
    »Mir ist, als hätte ich gerade ein Gespenst gesehen.«
    »Ich verstehe nicht. Mich?«
    »Nein, hier in diesem Material.« Er hielt ein Buch auf den Knien. »Ich glaube, ich weiß, was da läuft. Mir wird nicht so schnell unheimlich, doch das jagt mir einen kalten Schauer über den Rücken.«
    Holly setzte sich auf. »Wovon redest du?«
    »Die Fotos in diesem Buch. Die haben so etwas …«
    Holly erhob sich, schloß den Bademantel und kam zu ihm. »Zeig mal her.« Sie zog sich einen Stuhl heran. »Welche Fotos?«
    »Das ist eine Biographie über Maria Tomez. Ich habe nur kurz hineingeschaut, aber eines ist klar: Frederick Maltin hat sie nicht nur entdeckt und gemanagt – er hat sie geschaffen. Im wörtlichen Sinn. Ich habe sie nie auf der Bühne erlebt, aber sie soll nicht nur eine gute, sondern eine furios-leidenschaftliche Sängerin sein. Sieht sie nicht umwerfend sexy aus?«
    »Zugegeben«, gähnte Holly.
    »Aber nun guck dir mal diese frühen Bilder an.« Buchanan blätterte zurück. »Das ist Maria Tomez zu Beginn ihrer Karriere. Bevor sie Frederick Maltin traf und als noch keiner der Starkritiker sie zur Kenntnis nahm.«
    Buchanan zeigte auf das Foto einer jungen dunkeläugigen Frau, pummelig, mit einer groben Nase und unsicherem Blick. Ohne jede Ausstrahlung.
    »An dem Abend, als Maltin sie als Tosca sah, war sie nur die zweite Besetzung und mußte einspringen, als der Star der Aufführung erkrankte.«
    »Was mag Maltin in ihr gesehen haben?«
    »Jemanden, den man beherrschen, den man formen und gestalten kann. Was hatte sie schon zu verlieren? Sie überließ sich ganz ihm und leistete absoluten Gehorsam.«
    »Und dann?«
    »Schau dir die folgenden Fotos an. Was fällt dir auf?«
    »Na, sie wirkt von Mal zu Mal schlanker. Das kommt in ihrer plötzlich todschicken Kleidung vorteilhaft zur Geltung. Wie man sieht, hat sie auch eine neue Frisur, locker und gewellt. Eine gewisse wilde Ungezwungenheit.«
    »Das ist mir auch aufgefallen. Stürmisch. Die Frisur hat etwas Leidenschaftliches an sich. Und nun dieses Bild.«
    Holly schüttelte den Kopf. »Die Nase. Sie wurde korrigiert, ist jetzt schmaler und gerader.«
    »Vergleiche das Foto mal mit dieser Aufnahme, ein Vierteljahr später.«
    »Nun verstehe ich gar nichts mehr.«
    »Sie lächelt.«
    »Richtig.«
    »Lächelt sie auch auf den Fotos vorher?« fragte er.
    »Nein, nur auf diesem. Mein Gott, die Zähne! Es sind nicht ihre Zähne. Zuerst sind sie krumm und jetzt … Sie hat sie richten und Überkronen lassen.«
    »Oder Frederick Maltin hat dafür gesorgt. Er hat ihr innerhalb von zwei Jahren eine steile Karriere versprochen. Keine Veröffentlichung erwähnt jedoch die vielen künstlichen Korrekturen.«
    »Und die ganze Zeit hat sie an Gewicht verloren«, sagte Holly ganz aufgeregt. »Ihre Garderobe wurde eleganter und läßt sie größer erscheinen.«
    »Sieh nur die späten Fotos, nachdem sie eine Primadonna geworden war. Die Verwandlung geht weiter – hier, an den Augen, und betrachte mal den Schmuck.«
    »Der ist zweifellos ein paar hunderttausend Dollar wert. Du hast recht, die Frau ist ganz und gar von Maltin durchgestylt. Dieser Kerl hat sie völlig neu erschaffen.«
    »Die Tomez wurde reich – vielmehr sie und Maltin wurden reich. Zu ihrem Abkommen gehörte, daß sie ihn heiratete. Wobei ich nicht glaube, daß Maltin Interesse daran hatte, mit ihr zu schlafen. Ich vermute,

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