Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mann mit den hundert Namen

Der Mann mit den hundert Namen

Titel: Der Mann mit den hundert Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
Vom Netzwerk:
sagte Buchanan. »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich Ihr Bad benutze?«
    »Und ob! Kommt nicht in Frage.«
    »Es ist ein Notfall. Es muß sein.« Er steuerte auf eine Tür am anderen Ende des Zimmers zu.
    »Warten Sie. Was fällt Ihnen ein?« rief Maltin wütend. »Bleiben Sie stehen. Sofort!«
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, ich muß auf die Toilette.« Buchanan öffnete die Tür und betrat ein luxuriös eingerichtetes Eßzimmer.
    Maltin rannte ihm nach. »Wenn Sie weitergehen, rufe ich die Polizei!«
    Buchanan beachtete ihn nicht. Der Zigarettengeruch wurde stärker. Er öffnete eine Tür zu seiner Linken und stand in einem mit Eichenmöbeln ausgestatteten Arbeitszimmer. Überrascht richtete sich ein Mann auf, der rauchend an einem großen Schreibtisch lehnte. Er war Mitte Dreißig und gehörte mehr oder weniger zu jener Sorte, der man am liebsten auswich.
    »Entschuldigung«, sagte Buchanan, »ich dachte, hier geht’s zum Bad.«
    »Nicht schlimm«, antwortete der Fremde.
    Links unter seinem Anzug wölbte sich der Kolben einer Waffe. Um sie zu ziehen, mußte er die rechte Hand benutzen, in der er jedoch die Zigarette hielt. Er beugte sich nach vorn, als wolle er Asche über dem Papierkorb abstreifen, warf jedoch die Zigarette hinein und griff nach links.
    Zu spät. Buchanan packte die Kameratasche am Tragriemen, führte einige schnelle Umdrehungen um seine Achse aus und schwang sie kräftig. Mit lautem Knall traf sie den Mann am Kiefer, so daß er zur Seite kippte und die Augen verdrehte. Blut floß ihm aus dem Mund. Stöhnend landete er auf dem Orientteppich.
    »Mein Gott!« Frederick Maltin starrte entsetzt auf den am Boden Liegenden. »Sind Sie nicht ganz bei Trost? Wer sind Sie überhaupt?«
    »Einer, der mal eben auf die Toilette wollte, aber dieser Gentleman hier hatte partout etwas dagegen – und Sie auch. Warum denn, verdammt noch mal?«
    Buchanan zog die Pistole. Maltin verschlug es den Atem, und auch Holly, die hinter ihm hergelaufen war, zuckte zusammen. Er näherte sich dem Verletzten, richtete die Waffe auf seine rechte Schläfe und nahm ihm den Revolver ab. Er prüfte den Puls, drehte ihm den Kopf zur Seite, damit er nicht an seinem eigenen Blut erstickte, und stand kopfschüttelnd wieder auf. »Ein Blutfleck auf dem Teppich – tut mir leid, Mr. Maltin. Sie sollten sich die Leute besser ansehen, mit denen Sie sich einlassen.« Er bemerkte eine Tasche auf dem Schreibtisch und öffnete sie. »Oder Geschäfte machen. Wieviel Geld ist da drin? Sieht nach vielen Hundertdollarscheinen aus, in Bündeln zu zehntausend Dollar.« Buchanan nahm sie heraus und türmte sie übereinander. »Mal sehen: einhunderttausend, zweihunderttausend? Gar nicht so schnell zu zählen. Nach meiner Schätzung liegen hier eine Million Dollar.«
    Maltin stand mit offenem Mund da, er war bleich im Gesicht. Holly fuhr sich durch ihre roten Haare, fassungslos über das, was sich eben vor ihren Augen abgespielt hatte.
    »Hinknien, Mr. Maltin!«
    Maltin zitterte. »Warum?«
    »Fragen Sie nicht.« Buchanan gab Holly den Revolver. »Hier. Wenn Maltin aufzustehen versucht, machen Sie von der Waffe Gebrauch.« Mit einem drohenden Blick auf Maltin verließ er das Arbeitszimmer.
    »Wohin gehen Sie?« rief Holly ihm mit schriller Stimme nach.
    »Nachsehen, ob wir allein sind.«
     

3
     
    Vorsichtig, die Pistole im Anschlag, schlich er von Zimmer zu Zimmer und forschte überall nach. Einen Mann hatte er gestellt. Das hieß aber nicht, daß sich nicht noch andere im Apartment versteckt hielten.
    Erleichtert, seinen Verdacht nicht bestätigt zu finden, kehrte er ins Arbeitszimmer zurück, untersuchte abermals den Mann am Boden und fesselte ihm dann mit dem eigenen Gürtel die Hände. Auf Maltins Gesicht stand der Schweiß, den er gar nicht so schnell abwischen konnte; das burgunderrote Taschentuch war schon durchnäßt.
    »Setzen Sie sich, Fred. Sie werden doch nicht ohnmächtig werden. Können wir Ihnen etwas bringen? Ein Glas Wasser? Etwas Brandy? Fühlen Sie sich wie zu Hause.«
    Maltins Gesicht war grau wie Zement. Er schwitzte immer stärker und nickte mit einem Anflug von Verzweiflung. »Da drüben im Schreibtisch. In der obersten Schublade.«
    Buchanan zog sie auf. »Aber, aber, Fred! Sie enttäuschen mich. Sie sind doch nicht etwa ein Kokser? Böser Junge, Fred.« Er brachte ein Fläschchen mit weißem Pulver zum Vorschein und stellte es auf den Schreibtisch. »Bedienen Sie sich.«
    Maltin sah ihn haßerfüllt an, zog den Stöpsel

Weitere Kostenlose Bücher