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Der Mann mit den hundert Namen

Der Mann mit den hundert Namen

Titel: Der Mann mit den hundert Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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Methode in Bars üben mußte. Er verwickelte Fremde in eine Unterhaltung und erreichte es, daß sie so persönliche Dinge wie die Nummer ihrer Sozialversicherungskarte oder ihr Geburtsdatum preisgaben.
    »Abschöpfen – die Kunst, Leute auszufragen, ohne daß sie es merken, gilt als eine Standardmethode bei Agenten, die militärische, politische und Industrie-Geheimnisse sammeln. Eine Information führt zur nächsten. Im allgemeinen braucht man Zeit dazu, mehrere Gespräche, aber manchmal geht es auch schnell. Wie diesmal, denn ich muß etwas über Juana erfahren. Wenn sie noch am Leben ist«, Buchanans Kehle wurde eng, »muß ich sie aus ihrer Lage befreien.«
    »Wie stellen wir das an?«
    »Du mußt dich so geben wie du bist – sexy und begehrenswert.«
    »Soll das ein Kompliment sein?«
    »Viel mehr als das. Eben hat eine Barkasse von Drummonds Jacht losgemacht und bringt drei Matrosen an Land.«
    Sie folgte seinem Blick und kniff im Sonnenlicht, das sich im Wasser spiegelte, die Augen zusammen.
    »Wir passen auf, wohin sie gehen«, erklärte er ihr. »Mag sein, sie haben einen Auftrag zu erledigen, kann aber auch sein, sie haben ihren freien Tag. Wenn sie eine Bar aufsuchen, ist die Gelegenheit für uns günstig. Ich hoffe, du spielst auch dabei mit.«

10
     
    »Verdammt, ich wollte von vornherein nicht die weite Fahrt hierher machen«, schrie Buchanan. »Was habe ich davon? Sobald ich mich umdrehe, zwinkerst du jedem Burschen zu, bei dem sich die Hose vorn ausbeult.«
    »Sprich doch leiser«, ermahnte ihn Holly.
    »Harry hat mich vor dir gewarnt. Er hat gesagt, ich soll dich keine Minute aus den Augen lassen. Er meinte, du vögelst mit jedem, der in der Lage ist, ‘nen Ständer zu kriegen. Je jünger, desto besser.«
    »Sprich doch leiser«, bat Holly flehentlich.
    Sie saßen in der Coral Reef Bar, die Wände in ihrer Ecke waren mit einem Fischnetz und einem ausgestopften Schwertfisch dekoriert.
    Buchanan saß hingelümmelt in einem Kapitänsstuhl und goß bereits das dritte Bier in sich hinein. »›Sprich doch leisen – das ist alles, was du sagst. Treffen wir doch ein Abkommen. Ich spreche leiser, und du behältst die Höschen an. Kellner, noch zwei Bier.«
    »Ich mag nicht mehr«, sagte Holly.
    »Wer sagt denn, daß ich es für dich bestellt habe? Kellner, ich habe es mir anders überlegt. Bringen Sie mir einen Bourbon on the rocks.«
    »Du hast schon zwei in der anderen Kneipe getrunken. Zwei Bier hier und … Dave, es ist erst Mittag, um Himmels willen.«
    »Halt die Klappe, okay?« Buchanan schlug auf den Tisch. »Ich trinke, wann ich will. Wenn du nicht mit jedem ins Bett steigen würdest …«
    »Sir, Sie stören die anderen Gäste«, sagte ein großer Kerl, blond, mit Bürstenschnitt und straffen Muskeln unter dem T-Shirt.
    »Wieso?«
    »Sir, wenn Sie sich nicht beherrschen, muß ich Sie bitten, das Lokal zu verlassen.«
    »Bitten Sie, solange Sie wollen, Kumpel, ich bleibe hier.« Buchanan kippte den Rest des Biers hinunter und schrie dem Kellner zu: »Wo bleibt mein Bourbon?«
    Die Leute warfen ihm unwillige Blicke zu.
    »Dave«, sagte Holly.
    Buchanan schlug abermals auf den Tisch. »Ich habe dir gesagt, du sollst den Schnabel halten, verdammt!«
    »Nun reicht’s«, sagte der kräftige Kerl. »Gehen wir, Kumpel.«
    »He!« protestierte Buchanan, als der Rausschmeißer ihn packte. »Was zum Teufel …?« Er wurde hochgerissen, stieß, scheinbar haltlos schwankend, gegen den Tisch und warf dabei Gläser um. »Mann, Sie brechen mir den Arm!«
    »Würde mir Spaß machen, Kumpel.« Er drehte Buchanan den Arm auf den Rücken und drängte ihn zum Ausgang.
    »Worauf wartest du noch? Los – gehen wir«, schrie Buchanan Holly zu und warf ihr wütende Blicke zu.
    Holly überhörte die Aufforderung.
    »Ich habe gesagt, gehen wir!«
    Holly reagierte nicht. Sie zuckte zusammen, als Buchanan draußen vor der Bar zu brüllen begann. Langsam hob sie das Bierglas und trank einen kleinen Schluck. Ihre Hand zitterte. Sie stellte das Glas hin und wischte sich die Augen.
    »Alles in Ordnung?«
    Vor ihr stand ein gutaussehender, braungebrannter Mann, Mitte Zwanzig, der eine weiße Uniform trug.
    »Wirklich, ich möchte Sie nicht belästigen. Davon haben Sie die Nase bestimmt voll. Sie sehen ein bißchen durcheinander aus. Darf ich Ihnen etwas bestellen, das Sie beruhigen wird?«
    Holly wischte sich die Augen und versuchte, Würde zu zeigen. Sie blickte ängstlich zur Tür. »Gern.«
    »Einen Cognac für die

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