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Der Mann mit den hundert Namen

Der Mann mit den hundert Namen

Titel: Der Mann mit den hundert Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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vielleicht mußte es umgekehrt heißen: des Mordes und der Vergewaltigung.
    Der Fremde hatte sich der Sängerin genähert und gefragt, ob ihr kalt sei. Unter dem Vorwand, sie wärmen zu wollen, hatte er den Arm um sie gelegt. Maria Tomez befreite sich, doch er ließ sich nicht abweisen. Als sie sich zu wehren begann, redete er betrunken auf sie ein. »Ich mag keine Spielverderberinnen. Ich kriege jede, die ich will.« Er kicherte, umschlang sie fest mit den Armen und küßte sie auf Gesicht und Nacken. Sie wand sich, und als sie ihn wegschob, schüttelte er sie lachend und traktierte sie schließlich mit den Fäusten. Sie spuckte ihn an. »Hure!« zischte er und verpaßte ihr einen Faustschlag, der sie zu Boden warf. Der Hinterkopf schlug schwer gegen den eisernen Kasten mit dem Fallreep. Der Mann beugte sich vor, grapschte in das Kleid, das zerriß und die Brust entblößte. Hastig kniete er sich über sie und zerrte weiter an dem Stoff, bis der Bauch, der Unterleib und die Knie zu sehen waren. Er zog ihr die spitzenbesetzte Unterwäsche vom Leib und hielt dann einen Augenblick, wie von dem Anblick überwältigt, inne. Die Kamera erfaßte Maria Tomez, reglos und nackt, das Kleid zu beiden Seiten ausgebreitet wie gebrochene Flügel. Die Starre des Mannes war nur von kurzer Dauer, denn plötzlich öffnete er den Gürtel, ließ die Hose fallen und fiel über sie her. »Ist dir jetzt wärmer?« fragte er, als es vorbei war. Sie antwortete nicht. Er rüttelte sie. Sie bewegte sich nicht. Er ohrfeigte sie. Als sie sich noch immer nicht regte, packte er sie im Nakken, kniff sie in die Wangen und drehte ihr den Kopf hin und her. Schnaufend stand er auf, schnallte den Gürtel zu und stellte Maria Tomez, sich verstohlen umsehend, auf die Füße, lehnte sie gegen die Reling. Dann packte er sie, als wollte er sie wegtragen – und warf sie mit einem kräftigen Schwung beider Arme über Bord.
    Buchanan schaltete die Geräte ab und ließ sich in einen Sessel fallen. Erst jetzt bewegte sich Holly wieder, kopfschüttelnd blickte sie nach unten.
    »Ob sie bereits tot war, als …«, fragte sie mit belegter Stimme.
    »Ich weiß es nicht.« Er zögerte. »Vielleicht hat einer der Schläge ihr das Genick gebrochen. Ebensogut kann sie unter Schock gestanden haben und lebendig ins Wasser gefallen sein. Der Schweinehund hat nicht einmal nachgesehen. Es war ihm gleichgültig, ob sie lebte oder nicht. Es ging ihm nur um sich selber. Er benutzte sie, dann warf er sie weg. Wie einen Müllsack.«
    »Und was geschah dann?« fragte sie bitter.
    »Wahrscheinlich glaubte der Mörder, die Leute überzeugen zu können, daß sie über Bord gefallen sei. Er war schließlich betrunken, und das beeinträchtigte sein Denkvermögen. Es könnte sein, daß er in der Kabine seinen Rausch ausschlief und sich dann so erstaunt zeigte wie die anderen Gäste, als man Maria Tomez als vermißt meldete. Ohne Verdacht zu erregen, konnte er die Vermutung äußern, sie habe in betrunkenem Zustand das Gleichgewicht verloren und sei über Bord gefallen.«
    »Aber Alistair Drummond kannte die Wahrheit«, sagte Holly.
    Er nickte. »In seinem geheimen Überwachungsstudio hatte er alles am Monitor verfolgt. Und was wäre besser geeignet zur Erpressung eines Mitglieds der mexikanischen Regierung als ein Videofilm über Vergewaltigung plus Mord? Der alte Drummond ist bestimmt vor Freude an die Decke gesprungen, zumindest innerlich. Ich nehme an, er hat dem Mörder mitgeteilt, was er auf dem Band hatte, und als Gegenleistung für gewisse Gefälligkeiten versprach er zu schweigen. Die erste Phase war nicht schwierig. Drummond brauchte nichts weiter zu tun, als den Helikopter zum Festland zu schicken und den Gästen später zu erzählen, Maria Tomez habe die Kreuzfahrt vorzeitig abgebrochen.«
    »Die zweite Phase war schwieriger.«
    »Ja, richtig. Drummond kam sich wohl als Genie vor, als ihm Juana einfiel, über die er irgendwie informiert war. Er brauchte ihr gar nichts Belastendes zu erzählen. Es genügte der Hinweis, Maria Tomez wünsche absolute Ruhe – und ein verlockendes finanzielles Angebot für den Auftritt als Double.«
    »Wenn es nicht so abstoßend wäre, würde ich es als brillant bezeichnen.«
    »Was aber verlangt Drummond von dem Kerl, den er erpreßt? Gewiß kein Geld. Du bist Reporterin. Erkennst du den Mann auf dem Videofilm?«
    Holly schüttelte den Kopf. »Ich bin keine Mexiko-Spezialistin.«
    »Das finden wir schon heraus.«
    »Und wie?«
    »Wir kehren

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