Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mann mit den hundert Namen

Der Mann mit den hundert Namen

Titel: Der Mann mit den hundert Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
Vom Netzwerk:
nach Miami zurück.« Seine Stimme war stahlhart. »Und fliegen dann nach Mexico City.«

14
     
    »Hier Buttercup.« Die Frau mit der rauhen Stimme sprach energisch ins Telefon und benutzte ihren Decknamen.
    Die verschlafen klingende Stimme am anderen Ende verriet leise Verärgerung. »Hier Alan. Wie spät ist es? Meine Güte, fünf Uhr morgens. Erst vor einer Stunde bin ich ins Bett gekommen.«
    »Ich hatte keine Gelegenheit, eher anzurufen.«
    »Die Leute des Colonels haben überall nach Ihnen gesucht.«
    »Das habe ich befürchtet. Kann ich ohne Risiko sprechen?«
    »Es ist ein Verzerrer eingebaut. Warum rufen Sie mich an? Ich sagte doch, nur im Notfall.«
    »Ich bin mit Leprechaun zusammen.«
    »Ja, dachte ich mir.«
    »Sie müssen verstehen. Er hat die Wahrheit gesagt. Sein Vorhaben hat nichts zu tun mit … Sie wissen schon.«
    »Auch das dachte ich mir. Ich glaube, er will wirklich Schluß machen. Seinen Vorgesetzten muß man gut zureden.«
    »Aber wie?«
    »Die Frage kommt etwas spät. Sie sind an der Situation schließlich nicht unschuldig. Wenn Sie sich von ihm ferngehalten hätten …«
    »Aber in Washington ist er auf mich zugekommen.«
    »Das ändert nichts an der Tatsache. Sie sind zusammen. Mittäterschaft. Seine Vorgesetzten glauben, daß Sie beide die Vereinbarung nicht eingehalten haben.«
    »Die Sache hat nichts mit denen zu tun. Wie kann ich ihnen das bloß begreiflich machen? Soll ich sie anrufen? Welche Nummer muß ich wählen?«
    »Nein«, lehnte Alan scharf ab. »Damit wird alles nur noch schlimmer. Ihr Anruf wird sofort per Fangschaltung verfolgt und führt sie direkt auf Ihre Spur.«
    »Was soll ich tun?«
    »Trennen Sie sich von Leprechaun. Tauchen Sie unter. Bis ich Ihnen mitteile, daß Sie sicher sind.«
    »Verdammt, hätte ich nur nie auf Sie gehört! Ich hätte Ihr Angebot ablehnen sollen.«
    »Oh, das konnten Sie doch gar nicht. Die Story war einfach zu gut, um sie nicht aufzugreifen.«
    »Und nun ist mein Leben in Gefahr.«
    »Sie dürfen keine Fehler mehr machen. Es gibt noch einen Weg, alles zu retten.«
    »Sie Schweinehund. Sie wollen immer noch die Story.«
    »Ich habe daran gedacht, mit einem Journalisten Kontakt aufzunehmen, der Ihre Geschichte erzählt. Damit würde so viel Aufmerksamkeit auf Sie gelenkt, daß man es nicht wagen würde, Sie zu liquidieren. Dann würden Sie einsteigen ins Geschäft, und wir beide erreichen, was wir wollen.«
    »Was Sie wollen. Ich möchte nichts weiter als ein normales Leben führen. Was immer man darunter versteht.«
    »Ich wiederhole: Tauchen Sie unter. Schaffen Sie sich eine andere Identität an.«
    »Und was wird aus Leprechaun?«
    »Man kann nicht immer alles haben.«
    »Was soll das heißen?«
    »Manchmal gibt es … Zwischenfälle.«
    Als Holly aus der Telefonzelle blickte, die in der Nähe ihres Motelzimmers stand, fiel ihr in der grauen Morgendämmerung eine männliche Gestalt neben einem Farnstrauch auf.
    »Ich kann nicht weitersprechen«, sagte sie und legte auf.
    Buchanan löste sich aus dem Dunkel.
    »Wolltest du nicht die Taucherausrüstung zurückbringen?« fragte Holly.
    »Ja. Der Motelangestellte hat ein Trinkgeld bekommen, er erledigt das für mich, sobald das Geschäft geöffnet hat. Wen hast du angerufen?«
    Sie wich seinem forschenden Blick aus.
    »Wenigstens versuchst du nicht zu lügen und hattest genug Verstand, nicht das Telefon im Zimmer zu benutzen. Spielt aber keine Rolle. Die Region ist so klein, daß unsere Verfolger mit der automatischen Fangschaltung herauskriegen, wo wir uns aufhalten.«
    »Nein, ich habe eine Privatnummer gewählt. Deine Leute kennen sie nicht.«
    »Das denkst du. Für mich sind alle Telefone ein Risiko. Es muß ein wichtiger Anruf gewesen sein.«
    »Ich habe es für uns getan. Ich wollte die Karre wenigstens zum Teil aus dem Dreck ziehen.«
    »Welche Karre meinst du? Im Augenblick haben wir ein Überangebot an Karren.«
    Sie biß sich auf die Lippe. »Wollen wir nicht lieber im Zimmer darüber sprechen?«
    »Damit du Zeit hast, dir überzeugende Antworten auszudenken? Nein, wir reden gleich hier weiter.« Er packte sie am Arm und ging mit ihr den schmalen Weg entlang. Der Himmel hatte sich aufgehellt, die Brise wehte stärker, und die Vögel stoben nach ihrem Morgengezwitscher in alle Himmelsrichtungen auseinander.
    »Na schön, ich wollte es dir schon in New York gestehen. Ich bin so erleichtert … Von Anfang an war ich darüber informiert, daß du in Cancún bist. Deshalb war ich vor dir im

Weitere Kostenlose Bücher