Der Mann mit den hundert Namen
Club Internacional und habe dich dann mit den beiden seltsamen Geschäftsleuten beobachtet.«
»Jemand in meiner Einheit hat mich hochgehen lassen.« Buchanan öffnete die quietschende Zimmertür. »Niemand sonst konnte wissen, wo ich war. Deine Informationen über Yellow Fruit, Seaspray, ISA, und Scotch and Soda konnten nur von einem meiner Vorgesetzten stammen.«
Er hatte Hollys Arm nicht losgelassen. Er führte sie ins Zimmer, machte Licht und drückte sie fest aufs Bett. »Wer?« fragte er.
»Was wirst du tun? Es aus mir herausprügeln?«
»Nein.« Er blickte ihr in die Augen. »Ich bin für Schadensbegrenzung.« Er packte sein Necessaire in die Reisetasche, sah nach, ob er etwas vergessen hatte, und ging zur Tür. »Du kannst mit dem Bus nach Miami zurückfahren.«
»Warte.«
Buchanan reagierte nicht.
»Warte. Ich kenne seinen richtigen Namen nicht. Er nannte sich Alan.«
Buchanan blieb stehen. »Mittelgroß. Rundliches Gesicht. Kurzes brünettes Haar. In den Vierzigern.«
»Ja, das ist er.«
»Ich kenne ihn. Er war vor einiger Zeit mein Leitoffizier. Er arbeitet für …«
Holly faßte sein Zögern als eine Bewährungsprobe auf und entschloß sich, den Satz zu vollenden.
»… die CIA.«
Ihre Offenheit schien ihn zu beruhigen. Er steuerte auf das Bett zu. »Weiter.«
»Er hat rundheraus gesagt, was er will. Er ist gegen die Beteiligung des Militärs an zivilen Abwehroperationen. Wenn die Öffentlichkeit wüßte, wie gespannt das Verhältnis zwischen CIA und dem Militär inzwischen ist, müßte der Kongreß die Taktik der amerikanischen Geheimdienste eingehend überprüfen. Die CIA steht sowieso schon unter Druck. So hat er sich an mich gewandt und mir bestimmte Informationen zugespielt. Er bestand darauf, nie genannt und bloß als ›zuverlässige Quelle aus Regierungskreisen‹ zitiert zu werden. Warum siehst du mich so an?«
»Es macht keinen Sinn. Wenn Alan fürchtete, die Agency durch Aufdeckung ihrer Machenschaften mit dem Militär in Gefahr zu bringen, warum zum Teufel sollte er dann eine Journalistin ins Vertrauen ziehen?«
»Es war geplant, dich als Musterbeispiel für den Einsatz des Militärs im zivilen Sicherheitsdienst zu enttarnen. Der Sachverhalt wäre in deinem Fall ganz eindeutig. Wenn der Nachweis erbracht wäre, daß die CIA sich militärischer Einsatzkommandos bediente oder sie ihr aufgezwungen wurden, so mußte dem von ganz oben Einhalt geboten werden.«
»Verstehe.« Buchanans Stimme klang ironisch. »Du wärst eine Starjournalistin, und Alan hätte seinen Laden wieder unter Kontrolle.«
»So sah der Plan aus – aber es gibt ihn nicht mehr.«
»Wie meinst du das?«
»Deshalb mein Anruf bei Alan. Ich will aus der Vereinbarung aussteigen. Das habe ich ihm gesagt. Ich wollte ihn bitten, mit deinen Vorgesetzten zu sprechen, um ihnen zu versichern, daß du kein Risikofaktor mehr bist. Und ich auch nicht.«
»Hast du wirklich geglaubt, er würde da mitspielen? Wie kann man nur so naiv sein!«
»Alan tut es leid, daß alles so gekommen ist.«
»Mir kommen gleich die Tränen.«
»Ja, es tut ihm leid, daß ich jetzt von dem Colonel und seinen Leuten verfolgt werde. Er hat mir geraten, mich davonzumachen.«
»Ein verdammt guter Rat. Mach dich davon.«
»Nein. Ich lasse dich nicht allein.«
»Wie zum Teufel willst du mich zurückhalten?«
»Ich folge dir einfach.«
»Wieso? Glaubst du immer noch, ich eigne mich für eine Titelstory?«
Keine Antwort.
»Hör mal, ich habe keine Zeit für Vermutungen. Ich muß weg, bevor auf deinen Anruf hin ein Kommando hier aufkreuzt.«
»Ich will bei dir sein. Nicht nur, weil ich mich bei dir sicher fühle, obwohl das auch zutrifft … Ich habe nicht erwartet, daß du so bist. Und daß ich mich zu dir hingezogen fühlen könnte.«
»Wer spielt nun Komödie?«
»Es ist die Wahrheit. Ich habe mich an dich gewöhnt. Verdammt, in Washington habe ich dir das Leben gerettet. Das beweist doch etwas.«
»Klar, und ich, ein abgehalfterter Agent, bin so toll, daß du dich in mich verliebt hast.«
Sie wollte etwas entgegnen.
»Schone deine Kräfte. Dein Wunsch wird erfüllt.«
Überrascht riß sie die Augen auf.
»Ich kann dich nicht zurücklassen. Es war ein Fehler, dir zu sagen, wohin ich fahre.«
»Ja, nach Mexico City.«
»Ich kann meine Pläne nicht ändern – wegen Juana. Ich habe geschworen, ihr zu helfen. Und ich halte mein Versprechen. Das heißt: Ich kann dich nicht herumlaufen lassen, bis sie dich erwischen und du ihnen
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