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Der Mann mit den hundert Namen

Der Mann mit den hundert Namen

Titel: Der Mann mit den hundert Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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Fortschritten auf dem Gelände überzeugen.«
    »Riskant«, sagte Delgado. »Es könnte bekannt werden, daß ich in das Projekt verwickelt bin.«
    »Ich fürchte, das war Mr. Drummonds Absicht. Es wird Zeit, daß Sie Ihre Schuld begleichen.«
    »Der skrupellose Schweinehund!«
    »Mr. Drummond würde es als Kompliment betrachten, als Schweinehund bezeichnet zu werden. Er hat ein Faible für Tiere.«
    Der Helikopter verlor weiter an Höhe, der Druck in Buchanans Ohren wurde schmerzhaft. Das hieß, daß er etwas fühlte! Nie hätte er geahnt, daß er Schmerzen begrüßen würde. Die Füße kribbelten, in den Händen piekte es wie mit Nadeln, die Naht an der Seite begann zu jucken, die fast verheilte Schußverletzung pochte, und die quälenden Kopfschmerzen stellten sich wieder ein. Diese Empfindungen kamen nicht alle auf einmal, sondern ganz allmählich. Und jede neue Empfindung ließ ihn hoffen. Er wußte, daß er sich bewegen konnte, wagte es aber noch nicht. Er mußte warten, bis seine Gliedmaßen wieder voll funktionstüchtig waren und bis der geeignete Augenblick …
    »Ungefähr jetzt müßte die Wirkung der ersten Phase nachlassen«, sagte Raymond.
    Buchanan wurde hart am linken Handgelenk gepackt, eine Handschelle schnappte zu. Dann wurde ihm der Arm auf den Rücken gedreht und mit einem Ruck an das rechte Handgelenk gefesselt.
    »Bequem so?« Wie Raymond das fragte, hätte es auch an einen Geliebten gerichtet sein können.
    Buchanan schwieg und tat weiter, als könne er sich nicht bewegen. Ein metallisches Klirren und Scharren drang an sein Ohr – auch Holly wurden Handschellen angelegt.
    Das Dröhnen der Motoren ließ nach, und der Helikopter setzte auf dem Landeplatz auf. Buchanan war beim Öffnen der Luke eigentlich auf stechendes Sonnenlicht vorbereitet, doch die Sonne verhüllten dunkle Schwaden, die in die Kabine trieben. Der Geruch war so beißend, daß er unwillkürlich hustete. Rauch – in der Nähe brennt es, dachte er und unterdrückte vergebens den Hustenreiz.
    »Die Droge hemmt den Speichelfluß«, sagte Raymond, zerrte Buchanan aus der Kabine und warf ihn auf den Boden. »Daher die trockene Kehle. Die Reizung wird sogar eine ganze Weile andauern.« Nach seinem Ton zu urteilen, bereitete ihm die Vorstellung von Buchanans Unbehagen Spaß.
    Auch Holly hustete. Als Raymond sie neben Buchanan warf, stöhnte sie auf.
    »Warum verbrennen Sie die vielen Bäume?« Delgado war bestürzt.
    »Um eine möglichst weite Vorpostenlinie zu schaffen. Zum Schutz gegen die Eingeborenen.«
    »Und wenn die Flammen …«
    »Mr. Drummond weiß, was er tut. Es ist alles unter Kontrolle.«
    Raymond gab Buchanan einen Tritt.
    Buchanan rang nach Luft und täuschte Schmerzen vor, die er so stark gar nicht empfand. Er war froh, daß sein Peiniger nicht die Seite mit der Stichwunde getroffen hatte.
    »Aufstehen«, befahl Raymond. »Ich weiß, Sie schaffen das. Wenn nicht, befördere ich Sie mit den Füßen zum Büro.«
    Um seiner Aufforderung Nachdruck zu verleihen, trat Raymond noch einmal härter zu.
    Buchanan kam mühsam auf die Knie, schwankte und stand endlich auf den Beinen. Auch Holly erhob sich und konnte sich kaum aufrecht halten. Buchanan merkte, wie verschreckt sie war, und versuchte, ihr mit Blicken Mut zu machen. Es funktionierte nicht. Raymond gab beiden einen Stoß in den Rücken, so daß sie in Bewegung kamen, und trieb sie zu einem großen, teilweise von Qualm eingehüllten Blockhaus.
    Buchanans Aufmerksamkeit war ganz von der hektischen Betriebsamkeit um ihn herum in Anspruch genommen, von hetzenden Arbeitern, vorbeiratternden Bulldozern und Lastwagen, von Kränen, die Stahlträger und Rohre bewegten. Durch den Maschinenlärm glaubte er einen Schuß zu hören, und ihm fielen zertrümmerte, mit Hieroglyphen beschriftete Quader auf, offenbar Ruinenreste. An mehreren Stellen entdeckte er die kümmerlichen Überbleibsel uralter Heiligtümer, und als der Rauch sich kurz lichtete, erblickte er eine Pyramide. Sie war jedoch nicht alt, und sie war nicht aus Steinblöcken errichtet.
    Die gewaltige Konstruktion bestand aus Stahl und wirkte wie ein gigantischer Dreifuß. Obwohl er so etwas noch nie gesehen hatte, wußte er, was es war: ein Bohrturm. Öl – das war es also, wonach Drummond hier suchte, dachte er. Aber warum hat das Gebilde eine so ungewöhnliche Form?
    Raymond gab der Tür zum Büro einen Schubs und drängte die Gefangenen hinein. Buchanan stürzte beinahe in den düsteren, muffigen Raum und kam

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