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Der Mann mit den hundert Namen

Der Mann mit den hundert Namen

Titel: Der Mann mit den hundert Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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Spaziergang beendet? Treten Sie ein. Ich habe Gäste, die ich Ihnen vorstellen möchte. Señorita McCoy von der ›Washington Post‹.«
    Raymond deutete eine Verbeugung an und gab ihr die Hand. »Sehr erfreut.«
    Etwas störte sie an der Berührung.
    Raymond wandte sich an Buchanan. »Wie geht es Ihnen, Mr. …?«
    »Riley. Ted Riley.«
    Bei Raymonds kräftigem Händedruck verspürte Buchanan einen stechenden Schmerz. Gleich darauf wurde die rechte Handfläche gefühllos. Entsetzt sah er Holly an, die erschrocken auf die eigene Hand sah.
    »Wann wirkt es?« fragte Delgado.
    »Wir bezeichnen es als Zweiphasendroge.« Raymond nahm einen Ring ab und legte ihn lächelnd in ein kleines Schmucketui, die blauen Augen unergründlich und kalt.
    Holly sank auf die Knie.
    Buchanans rechter Arm war völlig abgestorben.
    Holly fiel ohnmächtig zu Boden.
    Buchanan schnürte sich die Brust zusammen, sein Herz raste. Er sackte zusammen und bemühte sich verzweifelt, wieder aufzustehen. Es gelang ihm nicht, er war von Kopf bis Fuß wie gelähmt. Verzweifelt in seiner Hilflosigkeit, sah er nach oben und blickte in Delgados gemein grinsendes Gesicht.
    »Die Droge stammt von der Halbinsel Yucatán«, sagte der Amerikaner eiskalt. »Es handelt sich um eine von den Maya benutzte Abart von Curare. Schon vor Hunderten von Jahren wurde sie von den Eingeborenen benutzt, um ihre Opfer zu lähmen, bevor man ihnen das Herz herausschnitt.«
    Jetzt auch unfähig, den Kopf zu drehen, hörte Buchanan Holly röchelnd nach Atem ringen.
    »Schön locker bleiben«, riet Raymond. »Ihre Lungen könnten sonst die Belastung nicht aushalten.«

5
     
    Der Helikopter donnerte über den Himmel, doch von den Vibrationen im Rumpf spürte Buchanan nichts – er war noch immer am ganzen Körper gefühllos. Der Kabinenboden hätte ebensogut eine weiche Matratze sein können, denn ob hart oder sanft, heiß oder kalt, scharf oder stumpf, er merkte den Unterschied nicht.
    Wie als Ausgleich waren Gehör und Sehvermögen erheblich gesteigert. Jedes Geräusch in der Kabine, besonders Hollys verzweifeltes Keuchen, war überlaut. Der Himmel strahlte in einem so intensiven Türkis, daß er, hätte er nicht die Augen schließen können, befürchtet hätte zu erblinden. Offenbar waren die Augen, genau wie Herz und Lunge, nicht von der Droge beeinflußt. Sein Herz schlug wild, was zweifellos zum Teil auf Angst zurückzuführen war, und ihn quälte Brechreiz. Wenn er erbrach, müßte er würgen und würde vielleicht ersticken. Er mußte seine Angst unter Kontrolle bringen, er durfte sich nicht gehenlassen. Je schneller das Herz arbeitete, desto mehr Luft benötigte die Lunge. Da aber die Brustmuskeln streikten, packte ihn panischer Schrecken vor der unwillkürlichen, erdrückenden Hyperventilation.
    Konzentriere dich, dachte er, konzentriere dich.
    Mit größter Anstrengung versenkte er sich in ein beruhigendes Mantra und rang um einen einzigen, einen beherrschenden Gedanken, der sein Durchhaltevermögen stärkte. Juana, dachte er. Juana. Muß überleben, um ihr zu helfen. Muß überleben, um sie zu finden. Muß überleben, um sie zu retten.
    Das außer Rand und Band geratene Herz klopfte schneller, die Lunge quälte sich weiter. Nein, das Mantra wirkte nicht. Juana – sie war nur eine blasse Erinnerung, Jahre entfernt. Auf der Suche nach ihr hatte er eigentlich mehr sich selber gesucht.
    Holly – er hörte sie immerzu nach Luft ringen. Ich muß Holly helfen, muß Holly retten, Holly …
    Er war dankbar, daß er endlich wieder einen Zielpunkt hatte. Nicht als Peter Lang, nicht als eine seiner zahlreichen Identitäten, sondern als Buchanan wollte er um sie kämpfen. Dieser Vorsatz motivierte ihn. Nach vorn wollte er blicken, nicht zurück, wie bisher, wie stets, seit sein Bruder durch seine Schuld vor so langer Zeit gestorben war. Brendan Buchanan hatte nun eine Aufgabe, und sie war nicht ichbezogen. Es ging allein und ohne Vorbehalte darum, sich mit allen Kräften dafür einzusetzen, daß Holly überlebte. Nicht, weil er mit ihr Zusammensein wollte, sondern weil sie nicht sterben sollte.
    Der verstärkte Druck in den Ohren signalisierte ihm, daß der Helikopter zur Landung ansetzte. Da er den Kopf nicht drehen konnte, sah er nicht, wo Delgado und Raymond saßen. Er hörte nur ihr Gespräch.
    »Ich verstehe nicht, warum ich unbedingt mitkommen mußte.«
    »Ein Befehl, den Mr. Drummond mir per Funk übermittelte, als ich nach Cuernavaca flog. Sie sollen sich von den

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