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Der Mann mit den hundert Namen

Der Mann mit den hundert Namen

Titel: Der Mann mit den hundert Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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Schwäche und Schmerzen hatten sein Hungergefühl unterdrückt, und so griff er unwillkürlich zu etwas anderem: einer Flasche Trinkwasser. Gierig öffnete er den Verschluß und trank in großen Schlucken. Nicht zuviel, ermahnte er sich. Es könnte dich krankmachen.
    Er sah die Speisen an, deren Duft ihn teils anzog, teils abstieß. Sie könnten vergiftet sein, dachte er, die Dusche und die sauberen Kleider sind vielleicht ein Trick, damit ich mein Mißtrauen ablege und die Nahrung annehme. Doch ich muß das Risiko eingehen. Es dauerte lange, bevor er den ersten Löffel Bohnen hinunterschluckte. Da sein Magen sich nicht auflehnte, trank er noch etwas Wasser und biß von einer Tortilla ab.
    Er konnte die Mahlzeit nicht beenden. Ein weiterer Wachtposten erschien und führte ihn mit steinerner Miene an der überfüllten Gemeinschaftszelle vorbei zu den Vernehmungsräumen. Warum? fragte sich Buchanan. Warum durfte ich mich waschen und etwas essen, wenn sie doch nur vorhaben, mich wieder mit dem Schlauch zu traktieren?
    Der Raum, zu dem Buchanan gebracht wurde, war für ihn neu, der Mann hinter dem Schreibtisch nicht. Es war der fette Vernehmer mit dem dicken Schnauzbart. Ihm gegenüber saß ein Amerikaner, Mitte Vierzig, mittelgroß, mit vorstehendem Kinn, zusammengekniffenen Lippen, schmaler Nase und dichten, dunklen Augenbrauen, die sich gegen die schütteren, von der Sonne ausgebleichten Haare abhoben. Er war braungebrannt und trug einen teuren, dunkelblauen Anzug. Vornehm. Imponierend. Ein Mann, den man gern als Verbündeten hätte.
    Buchanan hatte keine Ahnung, wer der Besucher war. Er wagte nicht zu glauben, daß der dicke Beamte auf seine Forderung eingegangen war und Charles Maxwell, seinen angeblichen Kunden, benachrichtigt hatte. Zwar hatte Wade dieses Alibi im letzten Augenblick arrangiert, doch Buchanan zweifelte nicht, daß dieser Maxwell seine Aussage voll und ganz bestätigen würde. Was aber, wenn der Vernehmer sich einen Amerikaner besorgt hatte, der nur als Maxwell auftrat? War es möglich, daß er Buchanan dazu bringen wollte, den Amerikaner als vermeintlichen Bekannten zu begrüßen und damit Buchanan als Lügner zu entlarven?
    Erwartungsvoll erhob sich der Amerikaner.
    Buchanan mußte reagieren, er konnte nicht einfach vor sich hinstarren. Er seufzte, ging auf den Amerikaner zu und legte ihm die Hand auf die Schulter.
    »Schön, daß Sie gekommen sind!«
    Es war eine wohlüberlegte Begrüßung, die sich sowohl auf Maxwell als auch auf einen ihm unbekannten Amerikaner beziehen konnte. Schlaff ließ er sich auf einen Stuhl neben dem ramponierten Schreibtisch fallen. Die Spannung verstärkte seine Schmerzen.
    »Selbstverständlich bin ich sofort gekommen«, sagte der Amerikaner.
    Das deutete zwar auf eine enge Beziehung zwischen dem Amerikaner und Buchanan hin, war aber für Buchanan nicht eindeutig genug, seinen Besucher als Charles Maxwell zu behandeln. Mach schon, gib mir ein Zeichen. Gib mir zu verstehen, wer du bist.
    »Was ich hörte, hat mich beunruhigt«, fuhr der Amerikaner fort. »Ich muß zugeben, Sie sind in besserer Verfassung, als ich befürchtete, Mr. Grant.«
    Mr. Grant? dachte Buchanan.
    »O ja, hier fühlt man sich wie in einem richtigen Country Club«, sagte Buchanan.
    »Es war bestimmt schrecklich für Sie.« Der Amerikaner sprach mit tiefer Stimme. »Doch das ist nun vorbei.« Er reichte Buchanan die Hand. »Ich bin Garson Woodfield. Von der amerikanischen Botschaft. Ihr Freund Robert Bailey hat uns angerufen.«
    Der fette Beamte war sauer.
    »Bailey ist nicht mein Freund«, sagte Buchanan betont. »Hier habe ich ihn zum ersten Mal getroffen. Er hat die fixe Idee, daß er mich in Cancún gesehen hat und mich bereits zuvor in Kuwait kennenlernte. Es ist im Grunde seine Schuld, daß ich in der Tinte sitze.«
    Woodfield zuckte die Achseln. »Nun, anscheinend will er alles wiedergutmachen. Auch Charles Maxwell hat er angerufen.«
    »Einer meiner Kunden. Meine Hoffnung war, daß er herkommt.«
    »Wie Sie wissen, hat Mr. Maxwell großen Einfluß. Er ging jedoch davon aus, daß es unter den gegebenen Umständen das beste wäre, den Botschafter anzurufen und zu ersuchen, dieses Problem durch offizielle Intervention zu lösen.« Woodfield betrachtete eingehend Buchanans Gesicht. »Sie haben aufgeplatzte Lippen. Und einen blauen Fleck am Kinn.« Nachdenklich wandte er sich an den Beamten. »Dieser Mann ist geschlagen worden.«
    Der Fettwanst reagierte beleidigt. »Geschlagen? Unsinn. Als er

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